Ukraine

Drittgrößte Kirche wechselt zum gregorianischen Kalender

In der Ukraine hat die den orthodoxen Ritus befolgende griechisch-katholische Kirche (UGKK) in Abgrenzung zu Russland den Übergang zum modernen gregorianischen Kalender beschlossen.

Das Kirchenoberhaupt, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, gab die Entscheidung der Bischofssynode der UGKK am Montagnachmittag live im Kirchen-eigenen TV-Sender bekannt. Für jene Pfarreien oder Einzelgemeinschaften, die sich zu einem solchen Schritt noch nicht bereit fühlen, gibt es laut Großerzbischof eine Übergangsfrist bis 2025. Die Bischofssynode der UGCC tagte am 1. und 2. Februar in Lviv.

Eine absolute Mehrheit von über 90 Prozent seiner Gläubigen unterstütze den Übergang zum neuen Kalender, sagte das Kirchenoberhaupt laut Kathpress am Montagabend in einem TV-Interview.

Swjatoslaw Schewtschuk, griechisch-katholischer Großerzbischof von Kiew
Reuters/Konstantin Chernichkin
Kirchenoberhaupt Großerzbischof Schewtschuk spricht von großer Zustimmung der Gläubigen

„Absolute Mehrheit“ dafür

Während noch vor einem Jahr die Kalenderfrage die Ukrainer gespalten habe, forderte eine „absolute Mehrheit unter unseren Gemeindemitgliedern“ eine Kirchenreform, so Schewtschuk. Eine Umfrage sei in Auftrag gegeben worden, und kirchenintern habe man sich festgelegt, dass bei einem Zustimmungswert von 70 Prozent die Reform angegangen werden solle. Das sei nun sogar deutlich übertroffen worden. „Der Wunsch und der Bedarf nach einer Kalenderreform ist viel größer, als wir gehofft hatten. Das kann uns nur glücklich machen“, so der Großerzbischof.

Deutliche Unterstützung von Ordensleuten

Die deutlichste Unterstützung für den Wechsel komme dabei von den griechisch-katholischen Ordensleuten, bei denen sich Schewtschuk ausdrücklich bedankte und sie zugleich darum bat, „katechetische Aufklärungsarbeit zu leisten“. Wenn die Klöster diese Liturgiereform umsetzten, werde dies beispielgebend auch für die Gemeindemitglieder sein.

Der Übergang, der feststehende Feiertage wie Weihnachten betrifft, soll zum Beginn des neuen Kirchenjahres ab dem 1. September erfolgen, teilte die Kirche am Montag mit. Die Termine für bewegliche Kirchenfeste wie Ostern werden wie gehabt berechnet. Nach Schätzungen fühlen sich rund fünf Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer vor allem in der Westukraine der griechisch-katholischen Kirche zugehörig. Sie erkennt den römisch-katholischen Papst in Rom als Oberhaupt an.

Weihnachtsfest traditionell am 7. Jänner

Traditionell feierten die orthodoxen Christinnen und Christen in der Ukraine genauso wie im benachbarten Russland das Weihnachtsfest erst am 7. Jänner. Staatlicherseits wurde jedoch bereits 2017 der 25. Dezember parallel zum 7. Jänner zu einem arbeitsfreien Feiertag gemacht. Von der Kirchenleitung war dieser Schritt zugelassen worden. Eine Bischofsversammlung der OKU soll am 23. Mai abschließend über die Kalenderreform beraten, kündigte die Kirchenleitung an.

Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine vor knapp einem Jahr wurde die öffentliche Diskussion stärker, sich auch über den Wechsel des Kirchenkalenders von Russland abzugrenzen. Die 2019 mit staatlicher Hilfe gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine erwägt ebenfalls einen Übergang zum gregorianischen Kalender. Die lange mit Moskau verbundene ukrainisch-orthodoxe Kirche lehnt als größte Glaubensgemeinschaft diesen Übergang bisher ab.

Weitere Kirche könnte folgen

Den gleichen Schritt wie die UGKK wird wohl auch die eigenständige Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) setzen. Der Heilige Synod der OKU hatte am vergangenen Donnerstag den Gemeinden und Klöstern die Abkehr vom bisherigen Julianischen Kalender erlaubt, wenn jeweils mindestens zwei Drittel der Mitglieder den Neujulianischen Kalender befürworten.

Das Gremium betonte zugleich, unnötige Eile und alleinige Entscheidungen von oben könnten „das Risiko der Spaltung“ erhöhen. Die Kalenderfrage dürfe weder Feindschaft schüren noch Teilung provozieren.