Wien

„Old but Gold“: Junge Dominikaner predigen Savonarola und Co.

Wiener Dominikaner lassen historische Predigten aufleben: Während der Fastenzeit wollen junge Ordensangehörige im Rahmen des Projekts „Old but Gold“ in der Innenstadtkirche St. Maria Rotunda Kanzelworte aus acht Jahrhunderten zum Leben erwecken.

Das berichtete Kathpress am Donnerstag. An sechs Terminen ab 26. Februar wird zunächst jeweils eine kurze Einführung zur Predigt und ihrem Verfasser gegeben, ehe sie – teilweise im vollen Wortlaut, teilweise auf etwa 20 Minuten gekürzt – von der Kanzel gesprochen wird. Gehalten werden die Predigten von jungen Dominikanern aus dem Wiener Studentat, dem Studienhaus unserer beiden deutschsprachigen Provinzen (Ordensprovinz Teutonia und Provinz des hl. Albert in Süddeutschland und Österreich).

Berühmte Vertreter des Predigerordens kommen dabei in chronologischer Reihenfolge zu Wort: Zunächst Jordan von Sachsen (1185/1190–1237) mit einer Fastenpredigt aus seinem Todesjahr 1237, danach am 4. März der Mystiker Johannes Tauler (1300–1361), der 1361 verkündete: „Mein Joch ist süß und meine Bürde ist leicht“.

„Häretiker“ Savonarola

Am 11. März folgt mit dem von Papst Alexander VI. 1497 als „Häretiker, Schismatiker und Verächter des Heiligen Stuhls“ exkommunizierten Bußprediger Girolamo Savonarola (1452–1498) die umstrittenste Persönlichkeit. Savonarola, der wegen seiner verbalen Geißelung irdischer Eitelkeiten berühmt und gefürchtet war, wurde 1498 in Florenz öffentlich gehängt und verbrannt. Er kommt im Rahmen von „Old but Gold“ mit Gedanken über die himmlische und die irdische Liebe zu Wort.

Alessandro Moretto: Girolamo Savonarola, 1524
Public Domain/Wikipedia
Der exkommunizierte Prediger Girolamo Savonarola

Die weiteren drei Dominikanerprediger sind der im 18. Jahrhundert lebende Cyrill Riga (689–1758), der kurzzeitige Volksvertreter in der Pariser Nationalversammlung von 1848, Henri Lacordaire, (1802–1861) und der 1980 in Wien verstorbene Diego Goetz (1911–1980). Im Anschluss an jede der sechs Predigten besteht die Möglichkeit, sich mit den Dominikanern im Huttnersaal auszutauschen und die Inhalte zu erörtern.

„Gespannt auf Reaktionen“

„Da es sich um historische Predigten handelt, die wir vorstellen, sind wir gespannt auf die Reaktionen bezogen auf Predigtart, -wortwahl und -inhalt“, erklärte Frater Dominicus Maria Armbruster als Mitinitiator des Projekts „Old but Gold“. Die Dominikaner hofften, „dass die Gedanken, die sich in den jahrhundertealten Predigten wiederfinden, die Menschen auch heute noch erreichen“.