Kölner Dom
ORF/Martin Cargnelli
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Deutschland

Frauengruppe Maria 1.0 fordert Ende von Reformdialog

Die konservative Fraueninitiative Maria 1.0 sieht den Reformdialog (Synodalen Weg) zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland am Ende. Der Vatikan habe die Etablierung der Beratungen untersagt, was zu wenig ernst genommen werde.

Maria 1.0 hatte sich im Mai 2019 als Gegenbewegung zur Reformbewegung Maria 2.0 formiert. Maria 2.0 fordert Zugang für Frauen zu allen kirchlichen Ämtern, die Aufhebung des Pflichtzölibats und eine umfassende Aufklärung von Missbrauchsfällen in der Kirche. Unter dem Motto „Maria braucht kein Update“ setzt sich dagegen die Gruppe Maria 1.0 für den Erhalt der „überlieferten katholischen Lehre“ und eine Neuevangelisierung ein.

Maria 1.0: Gefahr der Kirchenspaltung

Eines der Hauptziele des Dialogs, seine Verstetigung, sei von höchster kirchlicher Stelle untersagt worden, erklärte Maria 1.0-Sprecherin Clara Steinbrecher am Samstag. Trotzdem würden die Einwände aus Rom von den Verantwortlichen „belächelt oder als Randnotiz abgetan“. Es stehe die „Gefahr einer wiederholten Kirchenspaltung aus Deutschland“ im Raum. Deswegen müssten nun die Bischöfe ein Zeichen setzen „und in Freimut und Wahrheit die Stimme erheben“, forderte Steinbrecher, kurz vor der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe. Das Treffen beginnt am Montag in Dresden.

Seit 2019 beraten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) über mögliche Reformen in der Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchsskandal verschärft hat. Vom 9. bis 11. März soll die letzte Vollversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt stattfinden. Geplant ist, die Gespräche im Rahmen eines von Bischöfen und Laien besetzten Synodalen Rates fortzusetzen. Vorbereiten soll das neue Gremium ein Synodaler Ausschuss.

Vatikan: Kein Synodaler Rat

Mitte Jänner wurde ein Vatikanschreiben bekannt, das diesen Bestrebungen einen Riegel vorschiebt. Weder der Synodale Weg noch ein von ihm eingesetztes Organ noch eine nationale Bischofskonferenz seien befugt, einen Synodalen Rat einzurichten. Ein solches Gremium beschneide die Autorität der Bischöfe. Deutsche Bischöfe seien zudem nicht zur Teilnahme an einem Synodalen Ausschuss verpflichtet.

Mitglieder der Synodalversammlung gehen

Kurz vor der vorerst letzten Etappe beim kirchlichen Reformprojekt Synodaler Weg kündigte mit dem Bonner Stadtdechanten Wolfgang Picken am Sonntag ein fünftes Mitglied der Synodalversammlung an, sein Mandat niederzulegen. Die aus rund 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bestehende Synodalversammlung ist das höchste beschlussfassende Gremium des Synodalen Wegs.

Picken, der in Präsenz bislang lediglich an einer Synodalversammlung teilnahm, beklagte eine fehlende Offenheit der Debatten bei dem 2019 gestarteten Projekt. Zudem könne er zahlreiche Reformvorschläge, „die die Einheit mit der Weltkirche zu leichtfertig aufgeben“, nicht mittragen. Weiter kritisierte Picken, dass kritische Anmerkungen aus dem Vatikan oder von anerkannten Theologen nicht angemessen gewürdigt worden seien.

Vier Theologinnen bereits ausgeschieden

Vor Picken hatten bereits die Theologinnen Katharina Westerhorstmann, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Marianne Schlosser sowie Dorothea Schmidt von der Gruppe Maria 1.0 ihre Teilnahme am Synodalen Weg demonstrativ beendet. Sie werden wie Picken dem eher konservativen Spektrum zugerechnet. Laut Satzung könnten für die ausgeschiedenen Synodalen neue Teilnehmer nachnominiert werden.

Unterdessen bekräftigten die Bischöfe von Regensburg und Eichstätt, Rudolf Voderholzer und Gregor Maria Hanke, Vorbehalte gegenüber dem Kurs des Synodalen Weges. Ähnlich wie Picken bemängelte Voderholzer gegenüber der Mediengruppe Bayern (Montag), dass Eingaben aus dem Vatikan größtenteils ignoriert würden.

Manche Bischöfe wollen nicht teilnehmen

Hanke sagte, man müsse „über die Erfahrungen mit Kirche, über ihre Gaben und Mängel“ sprechen, „ohne einander zu verletzen“. Das gehöre auch zu den Grundanliegen des Synodalen Weges, „ist uns aber aus meiner Sicht bislang noch nicht wirklich geglückt“. Manche Phasen der Synodalversammlungen habe er „eher wie einen Parteitag“ empfunden.

Voderholzer und Hanke gehören zu einer Gruppe von Bischöfen, die sich vor einigen Monaten an den Vatikan wandten, um zu klären, ob sie verpflichtet seien in einem neuen Gremium mitzuarbeiten, dass künftig die Beratungen zwischen Bischöfen und Laien verstetigen soll. Geplant ist, zunächst einen „Synodalen Ausschuss“ einzurichten, der Vorarbeiten für einen dauerhaften „Synodalen Rat“ leistet.

Mitte Januar versuchte der Vatikan, diesen Bestrebungen einen Riegel vorzuschieben. Weder der Synodale Weg noch ein von ihm eingesetztes Organ noch eine nationale Bischofskonferenz seien befugt, einen Synodalen Rat einzurichten. Ein solches Gremium beschneide die Autorität der Bischöfe. Deutsche Bischöfe seien zudem nicht zur Teilnahme an einem Synodalen Ausschuss verpflichtet.

Andere Bischöfe verteidigen den eingeschlagenen Weg

Am Montag beginnt in Dresden die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Dabei werden die Bischöfe auch über den Synodalen Weg beraten. Der Aachener Bischof Helmut bat am Wochenende in seinem Fastenhirtenbrief um Vertrauen in die Entscheidungen der Initiative. Zugleich betonte er: „Die Kirche darf nicht stehen bleiben, aber sie darf auch nicht unter Druck und Zwang geraten und sich dabei spalten in Gewinner und Verlierer.“

Auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx stellte sich hinter den Synodalen Weg. Die Einheit der Kirche sei ein „hohes Gut“, schreibt Marx in seinem Fastenhirtenbrief. „Aber sie bedeutet nicht Einheitlichkeit oder Uniformität und auch nicht, bestimmte Sätze und Bekenntnisse einfach nur zu proklamieren, ohne sich mit der Welt von heute und den Fragen der Menschen auseinanderzusetzen.“