Österreich

IGGÖ kritisiert Start von Islamkonferenz

Der am Montag angekündigte Start einer neuen Dialogplattform zwischen Islam, Politik, Medien, Kirchen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft stößt aufseiten der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) auf heftige Kritik.

Die IGGÖ sei nicht einbezogen oder vorab über die neue Einrichtung informiert worden, kritisierte die Muslimevertretung in einer Aussendung ebenfalls am Montag. Die Plattform soll nach deutschem Vorbild funktionieren. Gerade das kritisiert die IGGÖ auch, denn im Gegensatz zu Deutschland gebe es mit der IGGÖ in Österreich eine staatlich anerkannte Muslimevertretung.

Pressekonferenz der Islamkonferenz im Presseclub Concordia
ORF/Marcus Marschalek
Initiator Mouhanad Khorchide kündigte am Montag 27. Feb. den Start der Initiative „Österreichische Islamkonferenz“ an.

Es dränge sich die Frage der Legitimation auf, „wenn ein neugegründeter Verein nun den Anspruch erhebt, den Dialog über den Islam in Österreich institutionalisieren zu wollen, dabei aber die zentralen Akteur*innen des muslimischen Lebens in Österreich nicht miteinbezieht“, so die IGGÖ.

Islamkonferenz soll im Juni erstmals zusammentreten

Geleitet wird die Plattform vom österreichischen Islam-Theologen Mouhanad Khorchide. Er versucht nach APA-Angaben, die weltoffene Seite des Islam in den Vordergrund zu rücken und in Dialog mit Politik, Medien, Kirchen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu bringen. Den Rahmen dafür bietet die „Österreichische Islamkonferenz“ (ÖIK), die er am Montag in einer Pressekonferenz vorstellte. Finanziert aus EU-Fördermitteln, tritt sie am 24. Juni erstmals zusammen.

Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 sei der Islam verstärkt Thema geworden, aber immer nur als Problemthema, so Khorchide, der etwa auch als wissenschaftlicher Leiter des Beirats der „Dokumentationsstelle politischer Islam“ bekannt ist. Sein Ziel sei eine lösungsorientierte Zusammenarbeit, der regelmäßige strukturierte Austausch mit gesellschaftlichen Akteuren und die Erstellung praxisorientierter Handlungsempfehlungen.

IGGÖ verärgert

In Deutschland gebe es eine solche Konferenz schon seit 2006, dort sei sie aber am Innenministerium angedockt und damit sicherheitspolitisch konnotiert. In Österreich sei die Initiative hingegen von Muslimen selbst angestoßen worden, gemeinsam habe man auch den Trägerverein „Muslimisches Forum Österreich“ (MFÖ) gegründet. Geld für die Konferenz kommt vom Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds, einem Finanzierungsinstrument der EU.

Die IGGÖ übte vehemente Kritik: Diskurse könnten nur dann einen Wandel bedingen, „wenn sie von innen heraus entstehen und von einer breiten Basis mitgetragen und vor allem mitgestaltet werden können“. Ein von außen oder oben aufoktroyierter Dialog, der in dieser Form nicht auf Augenhöhe geführt werden könne, „vermag dies nicht zu leisten“. „Das Projekt „Österreichische Islamkonferenz“ läuft daher Gefahr erneut eine Struktur zu schaffen, im Rahmen deren über anstatt mit Muslim*innen geredet werden soll“, so die Aussendung der IGGÖ.

Khorchide: Keine Parallelstruktur

Dass dieses Forum als Parallelstruktur zur Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) fungieren könnte, stellte Khorchide in Abrede, man strebe auch das Gespräch mit ihr an. „Wir stellen auf keinen Fall den Anspruch, dass wir durch diese Struktur Muslime in Österreich vertreten wollen“, betonte er. Die Unabhängigkeit stehe im Mittelpunkt, einer politischen Vereinnahmung will sich der Islamwissenschaftler verweigern.

Wichtig sei, dass die innerislamische Vielfalt sichtbarer werde, unterstrich Khorchide. Studien belegten, dass die absolute Mehrheit der Muslime keine Probleme mit demokratischen Grundwerten und der Rechtsstaatlichkeit hätten. „Aber viele solcher Institutionen sind der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt“, bedauerte er.

Um das zu ändern, tritt die Islamkonferenz 2023 und 2024 fünfmal zusammen, erstmals am 24. Juni. Bei einer Abschlussveranstaltung im September 2024 soll auch die breite Bevölkerung miteinbezogen werden.