Benedikt-Privatsekretär

Papst-Entscheidung zu Gänsweins Zukunft erwartet

Georg Gänswein, der einstige Privatsekretär von Benedikt XVI., erwartet demnächst Neuigkeiten über seine Zukunft. Samstagvormittag wird Gänswein in der Privatbibliothek des Apostolischen Palastes mit Papst Franziskus zusammentreffen.

Seit dem Tod des emeritierten Papstes zu Silvester 2022 ist unklar, wie es mit dessen langjährigem Vertrauten weitergeht. Kurienerzbischof Gänswein war als Assistent und engster Mitarbeiter knapp 20 Jahre an der Seite von Benedikt – vor, während und nach dessen Pontifikat (2005-2013).

Eigentlich ist Gänswein seit 2013 auch Präfekt des Päpstlichen Haushaltes und damit zuständig unter anderem für die Termine des amtierenden Papstes. Franziskus aber beurlaubte den Kirchenmann aus dem Schwarzwald von dem Posten Anfang 2020, was Gänswein schwer traf. Das Verhältnis der zwei galt seitdem als angespannt.

Erzbischof Geog Gänswein beugt sich zum sitzenden Papst Franziskus
APA/AFP/Tiziana Fabi
Papst Franziskus (re.) und Erzbischof Georg Gänswein (li.) 2018

Verhältnis angespannt

Nach dem Tod Benedikts erschien ein Buch, in dem Gänswein über seine Zeit mit Benedikt schrieb und teils private Konversationen zwischen sich und Franziskus erzählte. Der Papst kritisierte im Anschluss „Tratsch“, ohne Gänswein konkret zu erwähnen. Er habe „keine Kriege“ anzetteln wollen durch sein Buch, beteuerte der Deutsche nun. Er habe lediglich darstellen wollen, wie die Dinge wirklich passiert seien.

„Ich hoffe, dass Papst Franziskus mir vertraut. Ich hoffe, dass ich ihm nie einen Grund gegeben habe, mir nicht mehr zu vertrauen“, sagte Gänswein in dem Interview des bekannten italienischen Journalisten Bruno Vespa in der Sendung „Cinque Minuti“. Auf die Frage, ob er Franziskus gegenüber treu sei, antwortete er: „Treu und loyal.“ Franziskus sei „Papst der katholischen Kirche und der Nachfolger von Petrus“ und er sei ihm treu „wie allen seinen Vorgängern“.

Künftiger Einsatzort offen

Dass Gänswein wieder den Aufgaben als Präfekt des Päpstlichen Haushaltes nachgehen kann, gilt als ausgeschlossen. Möglicherweise teilt Franziskus ihm eine Aufgabe in einem der vielen Abteilungen der Kurie zu. Seit Wochen brodelt die Gerüchteküche im Vatikan. Laut Insidern könnte Gänswein Rom verlassen. So könnte er sich in die mittelitalienische Stadt Urbisaglia zurückziehen, wo er sein Titularbistum hat.

Gänswein trägt wie alle Bischöfe an der römischen Kurie den Bischofstitel, ohne eine Diözese als Ortsbischof zu leiten. Auch über eine Rückkehr nach Deutschland, wo noch einige Mitglieder seiner Familie leben, wird spekuliert. In Bamberg und Paderborn werden derzeit noch Bischöfe gesucht.

Rein dienstrechtlich ist Gänswein übrigens nach wie vor Priester der deutschen Erzdiözese Freiburg, wo er 1984 geweiht wurde. Andere Stimmen aus dem Vatikan halten es dagegen für möglich, dass er in Rom bleiben und an der Kurie eine andere Stelle bekommen könnte. In den Augen mancher wäre das eine bessere Besetzung für den theologieaffinen Kurienerzbischof als ein Bischofsamt in Deutschland.