Eine Frau geht an einem Schild „Synodaler Weg“ vorbei
picturedesk/dpa/Andreas Arnold
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Deutschland

Synodaler Weg: Ja zur Diakonweihe für Frauen

Geistliche und Laien der katholischen Kirche in Deutschland haben das weltkirchlich beachtete Reformprojekt Synodaler Weg abgeschlossen. Zum Ende am Samstag forderten die Delegierten mit klarer Mehrheit die Weihe von Frauen zu Diakoninnen.

Obwohl viele Beschlüsse für eine liberalere Kirche stehen, erwartet der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, kein Ende der Austrittswelle aus der deutschen Kirche. Der synodale Weg wurde 2019 als Reaktion auf die sogenannte MHG-Studie zum sexuellen Missbrauch in der deutschen Kirche beschlossen, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Die letzten Beratungen fanden in Frankfurt am Main statt.

Kleriker und Laien berieten seitdem Themenkomplexe wie die Rolle der Frau in der Kirche, die katholische Sexualmoral, das Verständnis vom Priesteramt inklusive Pflichtzölibat und kirchliche Machtstrukturen. Im Vatikan wurde wegen des Reformkurses vor einer Spaltung der Kirche gewarnt.

Bischof: Synodaler Weg keine Spaltung

Bischof Bätzing sagte: „Der synodale Weg führt weder in die Spaltung noch ist er der Beginn einer Nationalkirche.“ Bätzing will die in der Synodalversammlung verabschiedeten Beschlüsse auch in die Weltsynode einbringen, die Papst Franziskus ins Leben gerufen hat und die im Oktober ebenfalls über Kirchenreformen beraten wird.

Die Synodalen trafen insgesamt 15 Beschlüsse. Einer der wichtigsten ist, dass Frauen künftig auch Diakoninnen werden können sollen – dies ist das unterste Weiheamt der katholischen Kirche und steht unter dem Priesteramt. Auch eine klare Mehrheit der Bischöfe befürwortete das. Die weitergehende Forderung, für Frauen auch die Priesterweihe zu ermöglichen, konnte sich nicht durchsetzen.

Papier zu LSBT+

Über die Zulassung von Frauen als Diakonin kann allerdings nur Papst Franziskus entscheiden. Andere Beschlüsse wie etwa die Segnung homosexueller Paare können die deutschen Bischöfe in ihren Bistümern selbst umsetzen. Die Synodalen verabschiedeten auch ein Papier zu trans- und intergeschlechtlichen Menschen, die einen achtsam-anerkennenden Umgang in der Kirche erfahren sollen. Es soll auch die Möglichkeit geschaffen werden, unkompliziert den Personenstand sowie Vornamen im Taufregister ändern zu lassen.

Das katholische LSBT+-Komitee als Interessenvertretung von Homosexuellen und Transsexuellen begrüßte die Beschlüsse und forderte deren Umsetzung auf allen Ebenen der Kirche. Markus Gutfleisch, Co-Sprecher des Komitees, erklärte, die Synodalen wollten „eindeutige Veränderungen des kirchlichen Handelns“. Allerdings sei enttäuschend, dass die Papiere in den Beratungen abgeschwächt wurden.

Jugend zieht gemischte Bilanz

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) zog eine gemischte Bilanzt. Die Beschlüsse zu den Segensfeiern für homosexuelle Paare, zur geschlechtlichen Vielfalt und zur Stärkung der Frauen in sakramentalen Ämtern seien wichtige Schritte, betonte der Bundesvorsitzende Gregor Podschun.

„Der Synodale Weg hat etwas bewegt, er ist aber in seinem Kern doch gescheitert.“ Die Hoffnungen gerade vieler junger Menschen auf echte Veränderungen seien enttäuscht worden. „Es werden leider diskriminierende Strukturen gewollt aufrechterhalten“, kritisierte Podschun.

Wir sind Kirche: „Beispielhafter Prozess“

Die gegenüber der Amtskirche kritische Gruppe Wir sind Kirche nannte den synodalen Weg bei allen Enttäuschungen einen „weltweit beispielhaften Prozess“. Allerdings sei zu bedauern, dass die großen Spannungen unter den Bischöfen bei fast allen Themen einmütige und zukunftsfähige Beschlüsse verhindert haben.

An der Spitze des synodalen Wegs standen Bischof Bätzing und Irme Stetter-Karp, die Präsidentin des Zentralkomitees deutscher Katholiken, der obersten Laienvertretung. Stetter-Karp sagte zu den insgesamt erreichten Ergebnissen, „ohne Zweifel hätte ich mir mehr gewünscht“. Allerdings zeige sich durch den synodalen Weg eine große Veränderung. Ein großer Erfolg der Beratungen sei, dass nun alle Reformthemen auf dem Tisch liegen.

ZdK: Strukturell keine wirklichen Änderungen

Stetter-Karp nannte als Erfolge, dass Frauen auch künftig predigen dürfen und dass die Bitte an den Papst gerichtet wird, den Pflichtzölibat für Priester zu prüfen. Als größtes Manko räumte Stetter-Karp ein, dass es nicht gelungen sei, die Kirche strukturell wirklich zu verändern. „Wer den Missbrauchsskandal ernst nimmt, muss ganz klar an strukturellen Veränderungen arbeiten“, mahnte Stetter-Karp. Eine kleine Zahl der Bischöfe in Deutschland wolle genau dies aber verhindern.

Bätzing sagte, er sehe große Chancen in dem beschlossenen synodalen Ausschuss. Dieser soll die Reformthemen weiterverfolgen. Der Bischof erwartet allerdings vorerst kein Ende der Austrittswelle aus der katholischen Kirche: „Wir werden keine signifikante Veränderung dieser Austrittszahlen erleben.“

Theologe: Nur „kleine Tippelschritte“

Der Theologe Daniel Bogner sagte der Deutschen Presse-Agentur, aufs Ganze gesehen habe der Reformprozess nur „kleine Tippelschritte“ gebracht. Die Synodalversammlung sei letztlich davor zurückgeschreckt, Mechanismen für eine verbindliche und dauerhafte Beteiligung aller Gläubigen an Entscheidungsprozessen zu schaffen. „Der Einstieg in den Ausstieg aus dem monarchistisch verstandenen Amt in der katholischen Kirche, das keinerlei Teilung der Gewalten und ihre Kontrolle vorsieht, ist gescheitert – und das mit Ansage.“