Erdbeben

NGO: Für Hilfslieferungen Sanktionen gegen Syrien aufheben

Um den vom Erbeben im Februar schwer getroffenen Menschen in Syrien helfen zu können, müssten laut dem syrischen Hilfswerk „Blaue Maristen“ die westlichen Sanktionen gegen Syrien aufgehoben werden. „Hunderte“ Flugzeuge seien in die Türkei geflogen, nach Aleppo nur eines.

Zutiefst enttäuscht und verraten vom Westen – so beschreibt Nabil Antaki von den „Blaue Maristen“ die Stimmungslage in der Bevölkerung der vom Erdbeben hart getroffenen syrischen Stadt Aleppo, aber auch unter den lokalen Helfern. Während hunderte von westlichen Flugzeugen Hilfe in die Türkei gebracht hätten, sei nur ein einziges auf dem Flughafen von Aleppo gelandet. „Was für eine Schande!“, so Antaki wörtlich in einem Schreiben an das Linzer Hilfswerk Initiative Christlicher Orient (ICO).

„Denken die Führer der ‚Staaten der Menschenrechte und Demokratie‘, dass das syrische Volk weniger leidet, weil es in einem Land unter Sanktionen lebt? Warum hilft man den Menschen nicht, die von einer Naturkatastrophe heimgesucht wurden?“, schreibt Antaki. Hilfe am Flughafen von Aleppo sei aus Marokko, Tunesien, Algerien, Jordanien, Ägypten, Venezuela und Bangladesch gekommen, bevor Israel den Flughafen bombardierte und weitere Hilfsflüge unmöglich machte.

Hilfswerk: Sanktionen bringen Leid

Der Westen behaupte seit Jahren, dass humanitäre Hilfe und medizinisches Gerät von den Sanktionen ohnehin ausgenommen sind, doch: „Erstens ist das nicht wahr und zweitens: Wenn es die Sanktionen sowieso nicht gibt, weshalb wurden die Sanktionen dann zuletzt für 180 Tage für humanitäre Hilfe gelockert?“

Die Sanktionen seien „ineffizient und ungerecht“. Sie gehörten dringend aufgehoben. Sie hätten die einfache Bevölkerung in tiefstes Elend gestürzt und den Wiederaufbau der Stadt nach dem Krieg nicht möglich gemacht. Viele Menschen seien auch nur deshalb gestorben, weil schweres Berge-Gerät fehlte.

Dank an westliche Hilfswerke

Aber: So wie seine Kritik die Politik betrifft, so gelte sein Dank zugleich den vielen westlichen Hilfswerken, die vom ersten Moment mithilfe vieler Spenderinnen und Spender die Menschen in Not im Erdbebengebiet unterstützt hätten, hielt Antaki zugleich fest.

Wie Antaki schreibt, seien in der Stadt Aleppo knapp 460 Personen ums Leben gekommen, mehr als 1.000 wurden verletzt, 60 Gebäude stürzten vollständig ein, hunderte wurden aber so schwer beschädigt, dass sie abgerissen werden müssen. Und viele tausend weitere Gebäude seien so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass sie ohne Reparatur unbewohnbar sind.

Unterkünfte für die Obdachlosen

Die Maristen haben inzwischen wie auch viele weitere Hilfswerke und kirchliche Einrichtungen vor Ort begonnen, die Häuser der Menschen von Ingenieurteams begutachten zu lassen. Wenn diese die Häuser für sicher befinden, werden die Menschen ermutigt, zurückzukehren. Für die anderen versuchen die Maristen, Wohnraum zumindest einmal für ein Jahr anzumieten. In dieser Zeit sollen Wohnungen und Häuser repariert werden.

Die Blauen Maristen versuchen seit vielen Jahren, in Aleppo die schlimmste Not zu lindern. Sie stellen u.a. für tausende Kinder Milch bzw. Babynahrung zur Verfügung. Für die ärmsten Schichten der Bevölkerung übernehmen sie die Kosten für medizinische Behandlungen und eine rudimentäre Stromversorgung. Mit einer Suppenküche versorgt das Hilfswerk zudem täglich 200 alte Menschen in Not.

Freiwillige der Organisation haben zudem einen Besuchsdienst für die alten, alleinstehenden Menschen ins Leben gerufen. Weiters haben die Maristen verschiedene Hilfsprogramme laufen, mit denen sie kriegstraumatisierten Kindern zurück in ein normales Leben helfen wollen. Die ICO unterstützt diese Programme seit einigen Jahren.