Blumen, Ostereier und ein verpacktes Geschenk
Getty/Olena Ruban
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Osterbuchtipps

Bücher für das Osternest

Neben bunten Eiern, Schokoladehäschen und anderen Naschsachen legen viele Menschen gerne Bücher ins Osternest. Die Redaktion von religion.ORF.at empfiehlt zu diesem Zweck Lesenswertes vom Sachbuch über Kindergebete bis zum spannenden Vatikan-Krimi.

Ohnmachtsgefühle: Nicht unterkriegen lassen

Viele befällt angesichts der vielen Krisen, die alle zu meistern haben, ein Gefühl der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins. Wie man diese Empfindungen als Gegebenheiten ins eigene Leben integrieren, sich zugleich aber davon nicht unterkriegen lassen kann und welche Wege zu mehr innerer Stärke führen können, zeigt die Ordensfrau und Lebensratgeberautorin Melanie Wolfers in ihrem neuesten Buch.

Sieben Grundhaltungen seien dafür hilfreich: Dankbarkeit, Freude, Vertrauen, Verzeihen, Zuversicht, tatkräftiges Hoffen und Innehalten. Diese Haltungen könne sich jede und jeder aneignen, denn es handle sich nicht um Eigenschaften, die jemand hat oder nicht. Das neue Buch hält verschiedene Zugänge parat, eigene, selbstwirksame Kräfte aufzuspüren. (Nina Goldmann, religion.ORF.at)

Melanie Wolfers: Nimm der Ohnmacht ihre Macht. Entdecke die Kraft, die in dir wohnt. bene!, 205 Seiten, 19,60 Euro.

Ostern im „Faktencheck“

Einem „großen Faktencheck“ unterzieht das Theologenehepaar Claudia und Simone Paganini das Osterfest. Dabei vergleichen sie die Evangelien mit außerbiblischen Quellen, zitieren aber auch die Komikertruppe Monty Python und deren Klassiker „Das Leben des Brian“. Vergnüglich und herzig sind die dazu passenden Illustrationen von Christian Wischnewski.

Mit mehr als nur einem Augenzwinkern, aber immer theologisch und bibelwissenschaftlich fundiert werden so historische Hintergründe der überlieferten Berichte vom letzten Abendmahl, der Passion und Auferstehung Christi und vieles mehr beleuchtet. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Simone und Claudia Paganini: Auferstanden, oder? Der große Faktencheck zur Ostergeschichte. Illustrationen von Christian Wischnewski. Gütersloher Verlagshaus, 208 Seiten, 19 Euro.

Zwei Ostereier im Gras
Getty/Tatyana Aleksieva Photography

Neue Gebete für die Kleinen

Wer mit seinen Kindern gern betet und sich bei diesem Ritual nach Abwechslung sehnt, könnte den Kleinen dieses hübsch illustrierte Buch ins Osternest legen. Es versammelt Gedichte, Gedanken und kleine Geschichten von zeitgenössischen Autorinnen und Autoren, Texte aus der Bibel und „Grundsegen“ wie das „Gegrüßet seist du, Maria“ und das Vaterunser sowie einfache Segenswünsche.

Zu Wort kommen unter anderen Kinderbuchautorinnen und -autoren wie Heinz Janisch und Lena Raubaum, der Künstler Andre Heller und der deutsche Theologe Dietrich Bonhoeffer. Auch dabei ist der „Sonnengesang“ des heiligen Franz von Assisi. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Kathrin Wexberg (Hg.): Immer mal wieder zum Himmel schauen. Gebete für Kinder mit Bildern von Michael Roher. Tyrolia, 128 Seiten, 23 Euro.

Unheilige Umtriebe im Vatikan

Der dritte Fall für Commissario Bariello und Weihbischof Montebello: In Rom wird die Leiche eines Priesters gefunden, ein mittelalterliches Dokument taucht auf, dessen Inhalt das Pontenzial hat, die Kirche in ihren Grundfesten zu erschüttern – und im Vatikan werden Dämonen gesichtet.

Aber das ist noch nicht alles: Ein geheimnisvolles Mischwesen – halb Mensch, halb Hund – gibt Rätsel auf, die Mafia meldet sich zu Wort, und als wäre all das noch nicht verstörend genug, soll auch eine U-Bahn unter dem Peterdom gebaut werden. Allmächtiger! „Dämonen im Vatikan“ ist ein spannender und unterhaltsamer Krimi mit kunst- und kirchenhistorischem Mehrwert. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Stefan von der Lahr: Dämonen im Vatikan. C. H. Beck, 441 Seiten, 23,50 Euro.

Religion in säkularen Gesellschaften

In seinem neuen Buch „Kleine Theologie des Als ob“ stellt Sebastian Kleinschmidt die Frage nach einem Religionsverständnis, das Religion auch in säkularen Gesellschaften als bereichernde Vorstellung annimmt. Kleinschmidt gibt dabei sehr persönliche Einblicke in seine Kindheit und Jugend in der DDR und rekurriert auf biblische und philosophische Texte, um zum Nachdenken anzuregen. Ein Essay über eine Spiritualität, die auf Hoffnung setzt. (Irene Klissenbauer, religion.ORF.at)

Sebastian Kleinschmidt: Kleine Theologie des Als ob. Claudius, 123 Seiten, 20 Euro.

Vom verrückten Aussteiger zum modernen Vordenker

Auf dem Franziskusweg von Florenz nach Rom folgt Alois Prinz in seiner neuen Biografie dem Leben des heiligen Franz von Assisi. Anhand eines umfangreichen historischen Quellenumfangs, den Prinz erfrischend undogmatisch beleuchtet, wird das lebendige Bild eines Mannes gezeichnet, der vor 800 Jahren mit seiner Philosophie über Glück durch Verzicht, seinen Ansichten über ein Leben im Einklang mit der Natur sowie seiner Aufgeschlossenheit für Kulturen und Religionen die Gemüter erregte und bis heute die Menschen prägt.

Die stimmungsvollen Umschreibungen der romantisch-schönen Landschaft Umbriens machen dieses spannende Buch überdies zu einem inspirierenden Reiseführer, der den Wunsch weckt, sich selbst über den Franziskusweg auf die Spuren des heiligen Mannes aus Assisi zu begeben. Das Buch wird ab zwölf Jahren empfohlen, sei aber auch erwachsenen Leserinnen und Lesern ans Herz gelegt, die gerne mehr über das Leben und Wirken des Franz von Assisi erfahren möchten. (Elisabeth Nikbakhsh für religion.ORF.at)

Alois Prinz: Franz von Assisi, Tierschützer, Minimalist und Friedensstifter. Gabriel, 272 Seiten, 18 Euro.

Frauen in Kirche: Bleiben oder gehen?

Die katholische Kirche in Deutschland durchlebt stürmische Zeiten: Zwischen Aufbruch und Reformwillen auf der einen und Ablehnung durch den Vatikan auf der anderen Seite. Im Zentrum der Reformbemühungen steht die Frage nach der Rolle der Frauen in der Kirche. 18 Katholikinnen, darunter die Politikerinnen Annette Schavan und Malu Dreyer, die Autorin Felicitas Hoppe und die Lyrikerin Nora Gomringer, haben sich die Frage gestellt: Bleiben oder gehen?

Die Theologinnen, Politikerinnen und Künstlerinnen haben beschlossen: „Wir bleiben!“ und legen ihre Gedanken im vorliegenden Band dar. Der Tenor: Gerade jetzt kann die katholische Kirche nicht auf die Talente der Frauen verzichten. Obwohl die Wut zum Teil sehr groß ist – Stichwort sexueller Missbrauch -, ist auch die Verbundenheit zur Kirche noch da. Oder wie die Schriftstellerin Hoppe sagt: „Ja, ich bin immer noch gern katholisch.“ (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Elisabeth Zoll (Hg.): Wir bleiben! Warum sich Frauen nicht aus der katholischen Kirche vertreiben lassen. Hirzel, 183 Seiten, 23,50 Euro.

Wenn Hidschabs brennen

Brennende Hidschabs, Demonstrationen und blutige Polizeigewalt: Seit Herbst 2022 ist im Iran nichts mehr so, wie es war. Vor allem Frauen zeigen sich entschlossen, die Macht der Mullahs zu brechen. Hintergrundwissen zu dem brisanten Thema bietet Katajun Amirpurs „Iran ohne Islam“.

Die Professorin für Iranistik an der Universität zu Köln gibt einen gründlichen Überblick über die Geschichte des Landes, das seit 1979 als „Gottesstaat“ unter der Herrschaft eines diktatorisch agierenden Regimes steht. Amirpur führt aus, wie sehr sich das Regime selbst vom Islam entfernt hat – und dass im „Gottesstaat“ Machtstreben und Nationalismus den Koran überflügelt längst haben. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Katajun Amirpur: Iran ohne Islam. Der Aufstand gegen den Gottesstaat. C. H. Beck, 240 Seiten, 26,50 Euro.

Aramäisch, Sprache der Weltreligionen

Jesus sprach Aramäisch. Das rabbinische Judentum war über Jahrhunderte davon geprägt, und in den orientalischen Kirchen wird es bis heute in der Liturgie gesprochen. Wie sich die Sprache als erste Lingua franca der Geschichte und als Sprache des persischen Großreichs über die antike Welt ausbreitete, schildert der Bibelwissenschaftler Holger Gzella.

Dabei geht es bei Weitem nicht nur um Sprachwissenschaft: Mit der Entwicklung und der Verbreitung der aramäischen Sprache werden viele antike Kulturen wie die der Perser, der Assyrer und das alte Israel gleichsam mit erzählt wie die Prägung der Buchreligionen Judentum, Christentum und Islam durch das Aramäische. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Holger Gzella: Aramäisch. Weltsprache des Altertums. C. H. Beck, 480 Seiten mit 30 Abbildungen und fünf Karten, 38,50 Euro.

Welche Nahrung braucht die Seele?

In dem Megaseller „Der Ernährungskompass“ widmete sich der Wissenschaftsjournalist Bas Kast höchst erfolgreich dem menschlichen Körper. Nun hat er sich eingehend mit der Seele beschäftigt. Zusätzlich zu den üblichen Ernährungs- und Bewegungsgeboten denkt Kast auch darüber nach, was die Psyche stärken kann.

Meditation als Gegengewicht zum „inneren Kritiker oder Problemwälzer“ ist einer von vielen, mit wissenschaftlichen Erkenntnissen untermauerten Tipps. Auch ein wenig Stoizismus empfiehlt Kast – und neben viel Schlaf ein wenig überraschend außerdem Psychedelika. Dabei lässt er nicht außer Acht, dass seelisches Gleichgewicht keine Einbahnstraße sein kann: „Sich um die eigene emotionale Gesundheit zu kümmern, ist also keinesfalls ein Ego-Projekt.“ (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Bas Kast: Kompass für die Seele. Das Fazit neuester Studien zu Resilienz und innerer Stärke. Bertelsmann, 256 Seiten, 25,50 Euro.

Lebenstipps vom Papst

Wunderbar zu den Osterfeiertagen passt ein Buch, das aus der Feder von Papst Franziskus höchstselbst stammt: Unter dem Titel „Du bist wundervoll“ versammelt der 86-jährige Oberhirte Ratschläge, Überlegungen und Philosophisches. Die kurzen Texte sind in seinem ganz eigenen Tonfall gehalten, er schreibt persönlich, herzerwärmend, lebhaft – und teils sehr amüsant.

So bittet er darum, aus der Religiosität keinen „Glaubenssmoothie“ zu machen. Die Liebe, wie das Evangelium sie lehre, sei „keine Liebe wie in einer Telenovela“, erinnert Franziskus. Er ruft dazu auf, sich „die Hände schmutzig“ zu machen, um den Menschen und dem Glauben zu dienen, und er appelliert an den Glauben an sich selbst, denn: „Niemand sonst kann der Welt geben, was du ihr geben kannst.“ (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Papst Franziskus: Du bist wundervoll. Vom Mut seine Träume zu leben. Aus dem Italienischen von Gabriele Stein. Herder, 192 Seiten, 21,50 Euro.

Das Kreuz als Provokation

Sehr österlich und auf der Höhe der theologischen Forschung ist das neue Buch des Theologen Jan-Heiner Tück, der an der Universität Wien lehrt. „Über die Anstößigkeit des Kreuzes“ legt die Provokation offen, die das Kreuz darstellt. „Das Kreuz sprengt jedes System“ wird der Schweizer Theologe Urs Balthasar (1905–1988) zitiert – und gerade diese systemsprengende Kraft des Leidens ist Thema des Buches.

Tod und Qualen, die das Kreuz repräsentiert, sind nicht nur der heute üblichen Verdrängung des Todes hinderlich, das Kreuz als Symbol sei auch oft missbraucht worden, argumentiert der Theologe: zu militärischen Zwecken etwa und auch als Zeichen der Abgrenzung gegenüber Andersgläubigen. Aber es erinnert auch an die bleibenden Spuren von Leiden: Denn der auferstandene Christus bleibt der Gekreuzigte – die Wundmale sind auch nach der Verklärung noch sichtbar. (Johanna Grillmayer, religion.ORF.at)

Jan-Heiner Tück: Crux. Über die Anstößigkeit des Kreuzes. Herder, 376 Seiten, 29,50 Euro.