Klaus Maria Brandauer liest Dietrich Bonhoeffer

Der Schauspieler und gläubige Katholik Klaus Maria Brandauer liest am Donnerstag in der Wiener Franziskanerkirche Texte des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer, der 1945 von den Nazis ermordet wurde.

Für ihn sei Bonhoeffer ein Vorbild im Glauben, sagte Brandauer im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ (Ausgabe vom 16. März). Es sei „sicherlich nicht jedermanns Sache, dass man sich dem Unrecht, dem Verbrechen entgegenstellt“, sagte er über den Widerstandskämpfer. Genau das habe Bonhoeffer immer wieder getan und sei dafür lange eingesperrt und wenige Tage vor Ende des Krieges hingerichtet worden.

„Wenn man die Briefe liest, die er seinen Eltern, aber vor allen Dingen auch seiner Verlobten geschrieben hat, dann ist man unglaublich beeindruckt und vor allem mit der Frage konfrontiert: Hätte ich das auch zustande gebracht?“, so Brandauer.

Klaus Maria Brandauer
APA/EXPA/Sandro Zangrando
Klaus Maria Brandauer liest Texte von Dietrich Bonhoeffer

Mit einer Benefiz-Lesung von Texten des Vertreters der lutherischen Bekennenden Kirche unterstützt der vielfach ausgezeichnete österreichische Schauspieler demnächst das Hilfswerk des Franziskanerordens „Franz Hilf“. Brandauer tritt am 23. März in der Wiener Franziskanerkirche (Franziskanerplatz 4, 19.30 Uhr) zugunsten ukrainischer Flüchtlinge auf. Musikalisch begleitet wird er dabei vom Solo-Cellisten der Wiener Philharmoniker, Franz Bartolomey.

Bonhoeffer „großartiges Beispiel“

Ein Text Bonhoeffers sei ihm sofort in die Augen gesprungen, sagte Brandauer: „Ich möchte glauben lernen.“ Ausgewachsen in einer katholischen Familie im Salzkammergut habe er gelernt, „mit dem lieben Gott umzugehen … Wenn man älter wird, beschäftigt man sich damit, dass es Menschen gab, die ihren Glauben nicht nur gelebt haben, sondern ihn auch richtig verstanden haben“.

Ob er wie Bonhoeffer bis zur letzten Konsequenz gegangen wäre, wage er nicht zu behaupten. Jedenfalls sei der Pastor „ein großartiges Beispiel, dass man seinen Glauben hochhalten muss“. Er sei jedenfalls froh, aufgrund der Gedanken Bonhoeffers seinen Glauben zu vertiefen.

„Ich bin gern bei der Firma“

Brandauer erzählte, er genieße die Liturgie, versuche die Gebote beachten und schätze das Brauchtum rund um Weihnachten und Ostern. „Es ist schön, mir gefällt das, aber es gibt etwas darüber hinaus.“ Er sei manchmal stundenlang vor dem Altar gekniet und habe einfach versucht, Gewissenserforschung zu betreiben.

„Ich gehe gerne in die Kirche. Herrlich ist, wenn dort gesungen wird, und noch herrlicher, wenn es ein enorm großer Dom ist. Das macht große Freude“, sagte Brandauer. Zu Kardinal Christoph Schönborn habe er bei einer Begegnung an der Universität einmal gesagt: „‚Ich bin gern bei der Firma.‘ Ich hatte große Lacher in der Runde. Aber ich glaube, der Kardinal hat es damals richtig verstanden.“