Hände halten ein Holzkreuz
Reuters/Ammar Awad
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Diplomatie

Weltkirchenrat plant russisch-ukrainischen Dialog

Der weltweite Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) plant einen runden Tisch mit Beteiligung seiner Mitglieder aus der Ukraine und Russland. Über diese Idee sprachen Vertreter des Rates verschiedener christlicher Konfessionen am Donnerstag mit Papst Franziskus.

Der Vorsitzende des Zentralausschusses des Weltkirchenrats, Heinrich Bedford-Strohm, berichtete nach der Audienz im Vatikan der Nachrichtenagentur Kathpress von dem Gespräch mit Papst Franziskus. Die russisch-orthodoxe Kirche, ebenfalls Mitglied im ÖRK, soll demnach an den für Mai geplanten Gesprächen beteiligt werden.

„Wir müssen eine Perspektive finden für das Schweigen der Waffen und vor allem für die Zeit danach“, so Bedford-Strohm, der auch evangelischer Landesbischof in Bayern ist. Der Weltkirchenrat wolle alles tun, um Friedensinitiativen zu unterstützen. Zurzeit würden Hintergrundgespräche mit den ukrainischen Kirchen geführt, die untereinander keine Einheit bilden. Vonseiten der russisch-orthodoxen Kirche gebe es bereits positive Signale.

„Ökumene des Herzens“

Gemeinsam mit dem ebenfalls erst seit wenigen Wochen als ÖRK-Generalsekretär amtierenden Jerry Pillay wurde Bedford-Strohm am Donnerstag vom Papst erstmals in seiner neuen Funktion als Moderator (Vorsitzender) des Exekutivausschusses des Weltkirchenrates im Vatikan empfangen. Auch der vatikanische Ökumene-Beauftragte Kardinal Kurt Koch war bei dem Treffen dabei.

Er habe sich gefreut, mit Papst Franziskus über Wege zur Stärkung der kirchlichen Einheit zu sprechen, teilte Bedford-Strohm im ÖRK-Kommunique zu der Begegnung mit: "Wir waren uns einig, dass es unser gemeinsames Anliegen sein muss, in einer geteilten Welt Zeichen der Einheit und Verständigung zu setzen. Dazu brauchen wir eine „Ökumene des Herzens", die auch dort, wo die institutionelle Einheit der Kirchen noch nicht erreicht ist, ein klares gemeinsames Zeugnis für Christus gibt.“

Auch Abendmahlfrage war Thema

Am Rande seines Rom-Besuchs habe er auch mit Kurienkardinal Koch über die Bemühungen in Deutschland für ein gemeinsames Abendmahl von katholischen und evangelischen Christen gesprochen, berichtete Bedford-Strohm gegenüber Kathpress. Ein entsprechendes Papier mit dem Titel „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ von 2019 hatte Koch kritisiert.

„Ich habe deutlich meine Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass wir diese Hürden überwinden“, sagte Bedford-Strohm. Seine Perspektive sei es, die Trennung des Abendmahls bis 2030 beenden zu können. Die nun anstehenden theologischen Diskussionen darüber müssten von der „Ökumene des Herzens“ geprägt sein.

Katholische Kirche nicht Mitglied des ÖRK

Dem Ökumenischen Rat der Kirchen gehören derzeit 352 protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie kirchliche Gemeinschaften in mehr als 110 Ländern an. Sie repräsentieren nach eigenen Angaben weltweit rund 580 Millionen Christen.

Die katholische Kirche ist nicht Mitglied des ÖRK. Seit 1961 nehmen aber Beobachter der katholischen Kirche teil. 1965 wurde eine Gemeinsame Arbeitsgruppe (JWG) zwischen dem Vatikan und dem ÖRK gegründet. In wichtigen Kommissionen des Weltkirchenrates arbeiten katholische Theologen als Vollmitglieder mit.