Missbrauchsskandal

Deutscher Bischof Bode tritt zurück

Der römisch-katholische Bischof des deutschen Bistums Osnabrück, Franz-Josef Bode, ist wegen seiner Fehler im Umgang mit der Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs zurückgetreten.

Papst Franziskus gab am Samstag überraschend bekannt, dem Rücktrittsgesuch nachgekommen zu sein. Damit ist Bode der erste Fall in der katholischen Kirche in Deutschland, bei dem ein Bischof wegen des Missbrauchsskandals auf sein Amt verzichtet.

In anderen Fällen – wie beim Hamburger Erzbischof Stefan Heße oder beim Münchner Kardinal Reinhard Marx – hatte Franziskus die Rücktrittsgesuche abgelehnt. Im Fall des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki hat der Papst noch nicht entschieden.

Klarere Regeln gegen sexuellen Missbrauch

Der Papst hatte am Samstag auch erweiterte und klarere Regeln gegen sexuellen Missbrauch erlassen. Die Missbrauchsbekämpfung solle klarer angegangen werden, indem die Verpflichtung, Missbrauchs- und Vertuschungsfälle umgehend anzuzeigen, nun nicht nur für Kleriker und Ordensleute, sondern auch für Laien gilt.

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, 2008
APA/AP/Jörg Sarbach
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, 2008

Der über Jahrzehnte sehr beliebte Bode war zuletzt in die Kritik geraten, weil ein wissenschaftliches Gutachten der Universität Osnabrück jüngst Fehler in seinem Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt festgestellt hatte. Der Bischof hatte unmittelbar nach der Vorstellung des Gutachtens im September einen Rücktritt ausgeschlossen. Damit sah sich Bode zunehmend Ablehnung aus dem eigenen Bistum ausgesetzt.

Anzeige im Vatikan

Der Betroffenenrat für die katholischen Bistümer in Norddeutschland zeigte ihn im vergangenen Dezember wegen seines Verhaltens im Vatikan an. Das Rücktrittsgesuch habe Bode bereits vor einiger Zeit an Papst Franziskus gerichtet, sagte ein Bistumssprecher. Er habe es aber nur im Fall einer positiven Entscheidung veröffentlichen wollen.

Bode bekannte sich in einem Schreiben und einem Video an die Gläubigen seines Bistums zu seinen Fehlern und bat um Verzeihung. Er habe Verantwortung in einer Kirche getragen, die nicht nur Segen gebracht, sondern auch Schuld auf sich geladen habe. „Insbesondere im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt durch Kleriker habe auch ich selbst lange Zeit eher die Täter und die Institutionen als die Betroffenen im Blick gehabt“, gestand Bode ein.

Bode: Fälle falsch eingeschätzt

Er habe Fälle falsch eingeschätzt, häufig zögerlich gehandelt und manche falsche Entscheidung getroffen. „Ich bekenne mich ausdrücklich zu meiner Verantwortung wie zu meinen persönlichen Fehlern und kann heute nur alle Betroffenen erneut um Verzeihung bitten“, sagte Bode.

Mit Bode geht ein Bischof, der als einer der ersten auf die systembedingten Ursachen der Missbrauchsfälle in der Kirche hingewiesen und sich für Veränderungen eingesetzt hatte.

Bode war als stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz auch Präsidiumsmitglied beim Synodalen Weg auf Bundesebene. Erst Mitte März ermutigte er seine Gemeinden zu Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare. Bei konservativen Katholiken stießen seine Handlungen nicht immer auf Gegenliebe.

Betroffenenrat: Rücktritt wichtiges Zeichen

Der Amtsverzicht Bodes sei ein wichtiges Zeichen der Verantwortungsübernahme, kommentierte der Betroffenenrat Nord. „Das letztendlich konsequente Handeln von Bischof Bode sollte Vorbild für andere Verantwortungsträger in den Bistümern der DBK (Deutschen Bischofskonferenz) sein“, sagte ein Sprecher. Auch die kirchenkritische Organisation „Wir sind Kirche“ sah in dem Rücktritt einen beispielhaften Schritt.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, nahm das Rücktrittsgesuch von Bode mit „großem Bedauern und Respekt“ zur Kenntnis. Auch die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen bekundete Respekt vor dem Rücktritt. Bode habe damit persönliche Verantwortung übernommen, teilte der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit mit.

Bode war der dienstälteste amtierende Bischof in Deutschland. Seine Bischofsweihe empfing er 1991 in Paderborn. Im November 1995 wurde er neuer Bischof in Osnabrück. Das Bistum Osnabrück gehört mit rund 530.000 Gläubigen zu den eher kleinen Diözesen in Deutschland.