Judentum

Oberrabbiner: Konflikte in Israel wirken auf Diaspora

Die derzeitigen Konflikte in Israel haben nach Worten des Präsidenten der Europäischen Rabbinerkonferenz, Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, auch Auswirkungen auf Juden, die nicht im Land leben.

„Wir erleben, wie Juden in aller Welt für Vorgänge in Israel in Mithaftung genommen und wie Menschen gezwungen werden, für die eine oder andere Seite Position zu beziehen“, schreibt der orthodoxe Oberrabbiner in der „Jüdischen Allgemeinen“ (Donnerstag-Ausgabe).

Dies sei zwar nichts Neues, und verantwortliche israelische Politiker seien sich dessen in der Vergangenheit immer bewusst gewesen. „Aber heute beschleicht einen des Öfteren das Gefühl, dass die Handelnden nur noch Innenpolitik betreiben und im Eifer des Gefechts nicht mehr wahrnehmen, was anderswo geschieht“, kritisiert Goldschmidt.

Vom „Abgrund zurücktreten“

„Auch deswegen, und nicht nur wegen der Fragmentierung der israelischen Gesellschaft, sollten alle Seiten darauf achten, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen“, mahnt der Oberrabbiner. Das „Gebot der Stunde“ seien Achtsamkeit und Rücksichtnahme, auch gegenüber Juden in der Diaspora. „Juden in aller Welt fühlen sich verantwortlich für Israel. Das wird auch künftig so sein. Umgekehrt wünschen wir unseren Brüdern und Schwestern in Israel, dass sie Verantwortung für die Diaspora übernehmen.“

Wer politisch maßvoll handle sei erfolgreicher als der, der „mit der Brechstange“ vorgehe, schreibt Goldschmidt. Der Staat Israel sei die Verwirklichung eines 2.000 Jahre alten Traums des jüdischen Volkes. Dafür hätten unzählige Menschen ihr Leben lassen müssen. „Ein jüdischer Staat kann nur ein pluralistischer, ein demokratischer sein, alles andere würde gar nicht zu diesem Volk passen.“

Alle Protagonisten sollten jetzt vom „Abgrund“ zurücktreten und nach tragfähigen Lösungen suchen, fordert der Oberrabbiner. Dies müsse auf einer gemeinsamen Basis von Gerechtigkeit und Verantwortung geschehen.