KI

Theologe hält Einsatz von Chat-GPT in Seelsorge für sinnvoll

Mehr Offenheit im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) wünscht sich der deutsche protestantische Theologe Rainer Bayreuther auch von den Kirchen. So liege es auf der Hand, sich von Chat-GPT etwa Predigten oder Vorlagen für seelsorgliche Gespräche schreiben zu lassen.

Das sagte Bayreuther in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Gerade in schwierigen Gesprächen geht es darum, Unsicherheiten zu bewältigen, Wünsche und Ängste realistisch einzuschätzen, viele Aspekte miteinzubeziehen.“ Dabei könne ein Chatbot durchaus hilfreich sein.

Chat-GPT kann mithilfe von KI die unterschiedlichsten Anfragen in Textform beantworten. Derzeit wird vielfältig über Einsatzmöglichkeiten und Risiken des Chatbots berichtet und diskutiert.

Zusammenarbeit von Mensch und Maschine

Skrupel oder Kritik seien angebracht, „wenn man als Seelsorger sagt: Ich mache gar nicht mehr den Mund auf, sondern überlasse die Kommunikation der Maschine“, sagte Bayreuther. Dagegen könne eine Zusammenarbeit von Mensch und Maschine sinnvoll sein: „Wenn man Seelsorge als Aufgabe begreift, eine ungewisse Zukunft zu gestalten, kann das Ergebnis nur besser werden, wenn man möglichst viele Erfahrungen und Perspektiven einbezieht.“

Nicht nur KI-Anwendungen seien lernende Systeme, sondern auch der Mensch selbst, fügte der Autor des Buchs „Der digitale Gott“ hinzu. „Wir haben von heute auf morgen neue Erfahrungen gesammelt, auf sinnliche Reize und auf unsere Umwelt reagiert.“ Zugleich könnten Algorithmen der menschlichen Intelligenz inzwischen Paroli bieten, „und das auch auf jenen Gebieten, die der Mensch bislang als seine ureigenen empfunden hat: beim ästhetischen Empfinden, bei der Intuition oder Geschmacksfragen.“

Coronavirus-Pandemie als Weckruf

Er habe den Eindruck, dass die Kirchen die Coronavirus-Pandemie als Weckruf begriffen hätten, „in punkto Digitalisierung auf der Höhe der Zeit anzukommen“. Sie sollten in diesem Bereich mutig bleiben, so Bayreuther. Er rechne damit, „dass die Kirche der Zukunft viel volatiler sein wird, dass sie sich mit jedem neuen Quantensprung der Technik neu erfinden wird. Das ist nicht tragisch – im Gegenteil. Nur, wenn sie sich neu erfindet, hat sie eine Überlebenschance.“