Deutschland

Missbrauch: Alt-Erzbischof gibt Verdienstkreuz zurück

Nach der Veröffentlichung des Berichts über sexuellen Missbrauch durch Geistliche im deutschen Erzbistum Freiburg gibt Alt-Erzbischof Robert Zollitsch (84) sein Bundesverdienstkreuz zurück. Am Bischofssitz wurden zudem die Bilder aller Erzbischöfe entfernt.

Zollitsch teilte seinen Entschluss in einem Brief an den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier mit, berichte Zollitsch’ Sprecher am Freitag. Zollitsch hatte die Auszeichnung 2014 vom damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck erhalten. Gründe für den Schritt wurden nicht mitgeteilt.

Zollitsch war von Februar 2008 bis März 2014 auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Aus dem am Dienstag veröffentlichten Missbrauchsbericht geht hervor, dass Zollitsch’ Amtszeit bis 2013 durch „konkretes Vertuschungsverhalten“ geprägt war.

Der frühere Freiburger Erzbischof und ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch 2010
APA/dpa/Uwe Zucchi
Der ehemalige Freiburger Erzbischof und frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch 2010

Die Autoren der unabhängigen Studie bewerten auch das Verhalten von Zollitsch’ verstorbenen Amtsvorgänger Oskar Saier äußerst kritisch. Dieser amtierte von 1978 bis 2002. Wie beispielsweise mit der Bezeichnung des von der Caritas geführten Oskar-Saier-Hauses im Schwarzwaldort Kirchzarten umgegangen werde, müsse noch entschieden werden, sagte der Sprecher.

„Schwerwiegende Fehler“

Ein Autor des Berichts hatte gesagt, Zollitsch habe als damaliger Erzbischof alles unterlassen, was kirchenrechtlich vorgeschrieben gewesen wäre. Eigentlich verpflichtende Meldungen von Missbrauchsfällen nach Rom seien unterblieben. Zollitsch hatte im Oktober in einem Video schwerwiegende Fehler und persönliche Schuld eingeräumt. Schon vor der Veröffentlichung hatte Zollitsch über einen Sprecher angekündigt, sich nicht zu dem Abschlussbericht äußern zu wollen.

Wie der Sprecher nun weiter erklärte, verzichte der Alt-Erzbischof auch auf das Privileg, in der Bischofsgruft des Freiburger Münsters begraben zu werden. Das habe er seinem Amtsnachfolger Stephan Burger mitgeteilt. Zollitsch habe bereits seit einiger Zeit „im Stillen seine anderen bischöflichen Privilegien nicht wahrgenommen“, hieß es in einer Mitteilung.

Bilder von Erzbischöfen entfernt

Der Freiburger Bericht über sexuellen Missbrauch durch Geistliche führte auch am Sitz von Erzbischof Stephan Burger zu sichtbaren Konsequenzen: Die Porträts seiner Amtsvorgänger Robert Zollitsch und Saier wurden abgehängt. Das habe die Bistumsleitung am Donnerstag entschieden, berichtete der Sprecher. Mit diesem Schritt erhoffe man sich eine „Signalwirkung“.

Nicht nur die Bilder von Zollitsch und Saier fehlen nun. Auch die Porträts aller Amtsinhaber seit dem 19. Jahrhundert sind demnach nicht mehr zu sehen. Die Form der Präsentation sei nicht mehr zeitgemäß, hieß es. Das große Erzbistum mit rund 1,8 Millionen Katholiken ist relativ jung – es wurde 1821 gegründet.