Am Donnerstagabend wurden im Marmorsaal des Stiftes die heurigen Preisträger und Preisträgerinnen geehrt: Den Hauptpreis erhielt die in Erfurt wirkende Künstlerin Konstanze Trommer. Die Künstlerinnen Ulrike Anna Schwartz sowie Ines Schaikowski erhielten je einen Anerkennungspreis.
Der mit 12.000 Euro dotierte internationale Kunstpreis des Stiftes Klosterneuburg zeichnet Kunstwerke aus, die sich kritisch mit humanen und gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen. Er wird alle zwei Jahre vergeben und ist heuer dem Thema „Einer trage des anderen Last“ gewidmet. Die Preisverleihung, die u.a. Administrator Maximilian Fürnsinn vornahm, war zugleich auch die Eröffnungsveranstaltung für die Ausstellung, die ab 1. Mai für das Publikum zugänglich ist.
Modernes Wimmelbild als Allegorie
Trommer erhielt den Hauptpreis für ihr Gemälde „Das Boot“. Die im Stile des Fotorealismus arbeitende Malerin hat eine moderne Allegorie in Gestalt eines modernen Wimmelbildes geschaffen. Es enthalte damit einen sarkastischen Kommentar zur gegenwärtigen Gesellschaft im Angesicht der Klimakatastrophe, heißt es vonseiten der Organisatoren.

Einen Anerkennungspreis erhielt Schwartz für ihr Objekt mit dem Titel „untragbar“. Das Werk besteht aus einer Dornenkrone und einem Luftkissen, die sich ganz nahe kommen. Würden sie einander berühren, würden die Dornen das Luftkissen zerplatzen lassen. Den zweiten Anerkennungspreis erhielt Schaikowski für ihr Objekt mit dem Titel „O.T. (Masse)“. Es besteht aus Strohhalmen, die scheinbar von einer Betonplatte zusammengedrückt, aber nicht zerdrückt werden.
Ausstellung zeigt Werke der Barmherzigkeit
Mehr als 250 Einreichungen konnten die Verantwortlichen des Preises registrieren. 25 Werke haben es in Finale geschafft. Sie wurden u.a. in die Schau „Die Guten Werke“ integriert, gemeinsam mit Werken aus dem Eigenbestand des Stiftes Klosterneuburg sowie weiteren Leihgaben aus anderen Stiften, Diözesen oder einzelner Künstlerinnen und Künstler. Die Ausstellung schlägt den Bogen von mittelalterlicher bis zeitgenössischer Kunst.

Die ausgestellten Werke nehmen u.a. auf die grundlegenden sozialen Ungerechtigkeiten in der Welt, Migration und Flucht, aber auch auf die aktuelle politische Situation in Belarus oder den russischen Angriff auf die Ukraine Bezug. Der inhaltliche Rahmen der Ausstellung orientiert sich an den biblisch-kirchlichen Werken der Barmherzigkeit, wie Hungrige speisen, Durstige tränken, Nackte bekleiden oder Tote begraben.
Huber: „Nächstenliebe ist epochenübergreifend“
Obwohl viele Werke ohne bewussten Bezug auf das biblische Thema entstanden sind, würden sie sich perfekt in den Rahmen der Ausstellung einfügen. Dies zeige, wie epochenübergreifend und universell Nächstenliebe ist, wie Kurator Wolfgang Huber im Rahmen einer Presseführung vor Ausstellungsbeginn erläuterte.

Stiftskämmerer Anton Höslinger unterstrich in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung der Kunst, die auch darin liege, die Menschen aufzurütteln und zu Werken der Barmherzigkeit zu ermutigen. Das sei auch der tiefere Sinn des Preises wie auch der Ausstellung.
St.-Leopold-Friedenspreis
Für den St.-Leopold-Friedenspreis können sich Künstlerinnen und Künstler jeder Nationalität, politischer und religiöser Überzeugung sowie auch Gruppen von Künstlern bewerben. Der Preis steht offen für die Bereiche Malerei, Grafik, Fotografie und Bildhauerei.
Der nach dem Stiftsgründer, dem heiligen Babenberger Markgraf Leopold III., benannte Friedenspreis wird seit 2008 vergeben. Die Ausstellung „Die Guten Werke“ ist bis 15. November 2023 in der Sala terrena Galerie des Stiftes zu besichtigen.