Ein Krankenpfleger in einem Krankenhaus in Wien
APA/Hans Klaus Techt
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PFlege

Volkshilfe-Umfrage zeigt Sorge um zukünftige Betreuung

Die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher blickt mit Sorge auf die Zukunft des Pflegesystems. Das zeigt eine aktuelle SORA-Umfrage im Auftrag der Volkshilfe. Auch die Caritas präsentierte ein Forderungspaket.

50 Prozent der Befragten sorgen sich um die eigene Versorgung oder die ihrer Angehörigen. Daraus leite sich ein Auftrag für die Politik ab. „Es besteht absoluter Handlungsbedarf, wir brauchen jetzt den großen Wurf“, sagte Ewald Sacher, Präsident der Volkshilfe, bei der Studienpräsentation am Donnerstag.

Der Blick auf die Pflegesituation hat sich im letzten Jahr kaum verändert. Damals drückten 51 Prozent Sorge aus. Unterschiede bei den Antworten gab es diesmal zwischen den Bevölkerungsgruppen. 63 Prozent der Menschen ab 75 Jahren zeigten sich pessimistisch. Genauso hoch war der Anteil bei jenen mit einem Netto-Haushaltseinkommen unter 1.500 Euro. Frauen sorgten sich häufiger (55 Prozent) als Männer (44 Prozent).

Kein gutes Zeugnis für Regierung

SORA befragte für den Sozialbarometer zu Pflegethemen im März 1.023 Personen ab 15 Jahren persönlich, die Schwankungsbreite liegt bei plus/minus 3,1 Prozent. Kein gutes Zeugnis stellten die Befragten der Regierung aus. Mit 68 Prozent bewerteten gut zwei Drittel deren Arbeit im Pflegebereich als nicht ausreichend.

Im Jahr 2021 waren es 63 Prozent. Entsprechend schlecht ist auch der Blick der Österreicher auf die Pflege als Berufsfeld. Insgesamt 57 Prozent finden einen Job in diesem Bereich nicht attraktiv. Große Zustimmung gab es hingegen für einen dauerhaften Gehaltsbonus (84 Prozent) und eine Entschädigung während der Ausbildung (94 Prozent).

Volkshilfe: „Klarer Ruf nach Maßnahmenpaket“

Für die Volkshilfe sind diese Daten ein klarer Ruf nach einem Maßnahmenpaket für Pflegeberufe. Direktor Erich Fenninger: „Der Appell ist, eine klare Summe bereitzustellen.“ Es gehe um die Sicherstellung der Betreuung bedürftiger Menschen. Auch die Inflation müsse entsprechend abgegolten werden.

Caritas fordert Nachbesserungen bei Pflegereform

Anlässlich des Tags der Pflege am 12. Mai präsentierte auch die Caritas ein Forderungspaket. „Es bedarf einer Systemreform, die die Pflegelandschaft maßgeblich weiterentwickelt und in die Tiefe geht: Wir brauchen ein System, das langfristig Versorgungssicherheit gewährleistet und ein System, in dem sich Menschen gut betreut fühlen und gleichzeitig gerne arbeiten“, so Präsident Michael Landau. Zu den Forderungen zählen etwa die finanzielle Absicherung des Systems, Personalorientierung und eine weitere Ausbildungsoffensive.

Die Forderung nach einer Harmonisierung des Gesamtsystems begründete Landau mit dem aktuellen „Fleckerlteppich“ in der Pflege – was sowohl Angebot, Verfügbarkeit und Kosten als auch Personalschlüssel und Arbeitsbedingungen betreffe. Nötig seien österreichweit einheitliche Standards und ein Ausbau von Dienstleistungen wie der mobilen Pflege. Zudem brauche es einheitliche Qualitäts-, Versorgungs- und Finanzierungsschlüssel in ganz Österreich. Als geeignetes Steuerungsinstrument nannte er dafür den Pflegefonds.

Landau: „Echte Personalorientierung anstatt ‚Zuckerln‘“

Außerdem drängte Landau auf eine „echte Personalorientierung anstatt ‚Zuckerln‘“. Dazu gehöre etwa eine Verbesserung der Rahmenbedingungen, aber auch eine finanzielle Honorierung sowie neue Modelle der Personal- und Einsatzplanung. Für das erforderliche Personal forderte der Caritas-Präsident überdies faire und qualitätsgesicherte Rekrutierungsprozesse von Pflegepersonen aus anderen Ländern.

Österreich benötige dazu eine bundesweite Strategie „anstatt unkoordinierter Aktivitäten einzelner Bundesländer“ sowie die Verbesserung der Rot-Weiß-Rot-Karte und den Abbau von bürokratische Hürden. Da die Digitalisierung vor der Pflege nicht haltmache, müsse der Pflegebereich auch hier zukunftsfit gemacht werden, so die Hilfsorganisation. Landau schlug eine Etablierung eines Digitalisierungsfonds zur Förderung von digitalen Innovationen im Pflegebereich vor.

Als letzten Punkt nannte Landau die Förderung zivilgesellschaftlichen Engagements, die es neben dem Ausbau professioneller Angebote brauche, „weil auch das die betreuenden und pflegenden Angehörigen – immerhin der größte Pflegedienst Österreichs – massiv entlasten kann“.