Papst Franziskus in einer Menschenmenge nach seiner Generalaudienz
APA/AFP/Andreas Solaro
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Vatikan

Missbrauch: Fahrradpilger gaben Papst Brief

Eine Gruppe von Missbrauchsbetroffenen aus München ist mit dem Fahrrad nach Rom gepilgert und hat am Mittwoch Papst Franziskus getroffen. Dabei überreichte die Gruppe dem Papst einen Brief mit Forderungen zum Umgang mit Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche.

Die kurze Begegnung fand nach der Generalaudienz im Vatikan statt. Die Gruppe überreichte dem Papst auf dem Petersplatz neben dem Brief eine Version von Michael Pendrys Kunstwerk „Heart“, ein dreidimensionales Herz, das gitterartig aus Metallstangen zusammengesetzt ist.

„Wir erwarten, dass Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun, dass in alle Winkel der Weltkirche hinein, das Thema sexueller, wie spiritueller Missbrauch gesehen, aufgearbeitet, und durch entsprechende Präventionsmaßnahmen unterbunden wird.“, so die Gruppe in ihrem Schreiben. Anfänge seien zwar gemacht, aber es brauche weiterhin „ein starkes und klares Engagement aller Verantwortungsträger innerhalb der Kurie und in die Diözesen der Weltkirche hinein“.

Zehn Tage mit dem Fahrrad unterwegs

Abschließend forderten die Unterzeichner von Franziskus: „Setzen Sie auch ein klares Zeichen gegenüber Tätern und Bischöfen, die ihrer Verantwortung nicht nachgekommen sind und diese bis heute zum Teil nicht wahrnehmen.“

Am Dienstag waren die Pilgernden in Rom eingetroffen. In zehn Tagen hatten die Missbrauchsbetroffenen und ihre Begleiter 715 Kilometer auf dem Fahrrad zurückgelegt; gestartet waren sie am 6. Mai in München. Organisiert wurde die Pilgerfahrt unter dem Motto „Wir brechen auf! Kirche, bist du dabei?“ von Dietmar Achleitner, Richard Kick und Kilian Semel vom Betroffenenbeirat der Erzdiözese München und Freising. Außerdem beteiligt war Robert Köhler von der Initiative „Wir-wissen-Bescheid.de“ des Vereins „Ettaler Misshandlungs- und Missbrauchsopfer“.

Erzbischof dankte Missbrauchsbetroffenen für Mut

In Bozen gab es am 8. Mai eine Begegnung mit dem Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx und dem Südtiroler Bischof Ivo Muser. „Ohne euch wären wir noch nicht so weit“, würdigte Kardinal Marx dabei das Engagement Betroffener für die Aufarbeitung von Missbrauch. Viel zu lange habe die Kirche die Betroffenen nicht im Blick gehabt, dadurch sei Aufarbeitung verhindert worden. Der Münchner Erzbischof dankte den Betroffenen für ihren Mut, mit ihrer Geschichte „nach draußen“ zu gehen. Damit erwiesen sie Kirche und Gesellschaft einen großen Dienst.

Am Donnerstag ist für die Gruppe aus Bayern in Rom ein Treffen mit dem Kinderschutzexperten Hans Zollner geplant. Der Jesuit leitet das Institut zum Schutz vor Missbrauch an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom.