Wirtschaft

Kirchliche Organisationen warnen vor EU-Mercosur-Abkommen

Kirchliche Organisationen warnen vor den negativen Auswirkungen des EU-Mercosur-Abkommens auf Menschenrechte und kleinbäuerliche Landwirtschaft in Südamerika und Europa. Sie fordern die Bundesregierung auf, bei ihrem Nein zum Abkommen zu bleiben.

Der geplante Handelspakt zwischen der EU und den Mercosur-Ländern – Brasilien, Argentinien, Paraguay, Uruguay – drohe in den nächsten Wochen verabschiedet zu werden, so das Kirchenbündnis in einer Aussendung am Mittwoch.

Die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar (DKA), die Koordinierungsstelle der österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO) und das Welthaus der Diözese Graz-Seckau sowie Partnerorganisationen in Brasilien und Argentinien fordern daher die Bundesregierung auf, bei ihrem Nein zum Abkommen zu bleiben, zu dem sie per Nationalratsbeschluss verpflichtet ist.

Pakt soll „durchgeboxt“ werden

Der Versuch, das Mercosur-EU-Abkommen zu unterzeichnen, bilde den Abschluss von jahrelangen Verhandlungen ohne Transparenz und Beteiligung der Zivilgesellschaften. Daran ändere auch das von EU-Seite ins Treffen geführte Zusatzabkommen nichts, kritisieren die Kirchenvertreter. Noch diese Woche treffen sich die EU-Handelsminister in Brüssel, um das weitere Vorgehen zu beraten.

Die Verabschiedung eines Zusatzprotokolls sei als „kosmetische Maßnahme“ abzulehnen, sie würden keinerlei substanzielle Änderungen bringen, sondern dienten letztlich nur dazu, „den Pakt durchzuboxen“.

Solidarität, Gleichheit, Demokratie und Nachhaltigkeit

Stattdessen müssen die EU und der Mercosur-Raum gemeinsam neue, gerechte Handelsbeziehungen entwickeln, die auf den Grundsätzen Zusammenarbeit, Solidarität, Gleichheit, Demokratie und Nachhaltigkeit beruhten, fordern die Kirchenvertreter. Eine entsprechende Erklärung hatten DKA, KOO und Welthaus Graz vor einigen Wochen gemeinsam mit über 170 europäischen und südamerikanischen zivilgesellschaftlichen Organisationen unterzeichnet.

Das Abkommen schränke etwa die Finanzierung öffentlicher Maßnahmen ein, die für den Schutz der Menschenrechte essenziell seien, und erleichtere andererseits die Umsetzung von Maßnahmen, die Privatinvestitionen begünstigten und eine Gefahr für die existenziellen Lebensbedingungen der Menschen darstellten, kritisiert das brasilianische Netzwerk „Rede Jubileu Sul Brasil“, das mit den österreichischen Kirchenorganisationen kooperiert.

Kleinbäuerliche Betriebe in Gefahr

Auch kleinbäuerliche Betriebe seien in Gefahr, durch das Agrobusiness und multinationale Konzerne verdrängt zu werden, betonte die argentinische Partnerorganisation von Welthaus Graz „INCUPO“. Der EU-Mercosur-Pakt würde die derzeitigen Entwicklungen verstärken, die sich bereits jetzt negativ auf die familiäre Landwirtschaft auswirkten. Ähnliches gelte auch für österreichische Betriebe, so kämen etwa heimische Bergbauernbetriebe weiter unter Druck.