Österreich

IGGÖ will muslimisch-jüdischen Dialog vorantreiben

Nach einer gemeinsam Reise mit Juden und Jüdinnen zum ehemaligen Konzentrationslager in Auschwitz (Oswiecim) will die Islamische Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGÖ) den interreligiösen Dialog weiter vorantreiben.

Gerade in der Bildung habe man viele Ideen, betonte IGGÖ-Schulamtsleiterin Carla Baghajati am Rande der Reise gegenüber der APA. „Es ist immer leichter auf Gemeinsamkeiten aufzubauen, und davon haben wir viele.“

Wer nach Österreich kommt, komme auch in die österreichische Geschichte, so Baghajati. Nicht jeder wisse aber über die Geschichte Österreichs während des Zweiten Weltkrieges Bescheid und noch weniger über die fehlende Aufarbeitung in den Jahrzehnten danach. „Jede Geschichte hat auch eine Geschichte“, betonte Baghajati. Deshalb müsse man sich zuerst inner-islamisch fortbilden, um dann auch den Dialog mit dem Judentum zu stärken.

Gemeinsamer Besuch der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) und der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) am Dienstag, 23. Mai 2023, im ehemaligen KZ Auschwitz-Birkenau
APA/Hans Klaus Techt
Besuch der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) und der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) im ehemaligen KZ Auschwitz-Birkenau

Unterrichtsmaterial zur Schoah

Für muslimische Schüler und Schülerinnen wird es im Religionsunterricht ab Herbst aus dieser Reise entstandenes Unterrichtsmaterial zur Schoah geben. Lehrervertreter Mehmet Altuntas sprach sich auch für weitere Reisen von muslimischen Religionslehrerinnen und -Lehrern nach Auschwitz aus.

„Wir merken auch, dass es viele Kinder gibt, die gerne mit gleichaltrigen, jüdischen Kindern ins Gespräch kommen würden, aber leider gibt es davon nicht so viele“, sagte Baghajati. Der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister besucht deshalb einmal im Monat eine Schule gemeinsam mit Ramazan Demir, Fortbildungsleiter am Institut für Islamische Religion der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems und Mitorganisator der Reise.

Ein Rabbiner und ein Imam

„Dort können die Schüler und Schülerinnen Fragen stellen. Dass ein Rabbiner und ein Imam dort gemeinsam als Freunde stehen, wirkt“, so Demir. Ab kommendem Schuljahr will man diese Initiative verstärken, aus dem „Best of“ der vergangenen Schulbesuche wird derzeit ein Film realisiert, der ab Herbst in Schulen, an denen man nicht vor Ort sein kann, gezeigt werden soll.

Ümit Vural (li.), Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), und der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister am Dienstag, 23. Mai 2023, im Rahmen eines gemeinsamen Besuchs von IGGÖ und IKG im ehemaligen KZ Auschwitz-Birkenau
APA/Hans Klaus Techt
Ümit Vural (li.), Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), und der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister

Am wichtigsten sei es immerhin, die „Begegnung zu lernen“, betonte Baghajati. Das wolle man auch im schulischen und anderen Kontexten fortführen. „Muslime und Juden haben viele Gemeinsamkeiten. In der theologischen Praxis einerseits, leider aber auch was die erlebte Ausgrenzung betrifft“.

Der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister betonte am Dienstag am Ende einer mehrstündigen Führung durch das ehemalige Konzentrationslager, dass schon alleine aufgrund der Dimension nichts mit dem Holocaust vergleichbar sei. Dem schlossen sich auch die teilnehmenden Muslime an, vor allem bosnische Muslime fühlten sich dennoch an den Genozid in Srebrenica erinnert, bei dem 1995 mehr als 8.000 Bosnier ermordet wurden.