USA

„Nicht verweste“ Leiche von Ordensfrau zieht Pilger an

Hunderte Menschen sind in eine Abtei im US-Bundessaat Missouri gereist, um einen Blick auf den Leichnam einer exhumierten Ordensfrau zu werfen. Nach vier Jahren weise der Körper von Schwester Wilhelmina Lancaster kaum Spuren von Verwesung auf, berichteten Medien.

Ein solches Phänomen wird im Katholizismus als Zeichen besonderer Heiligkeit und als Indikator für eine eventuelle Heiligsprechung betrachtet. Der Leichnam von Schwester Lancaster war am 18. Mai nach vier Jahren exhumiert und für „nicht verwest“ befunden worden, so ein Artikel des britischen „Guardian“ (Onlineausgabe vom Samstag). Lancaster war die Gründerin des Klosters Benedictine Sisters of Mary, Queen of the Apostles (Benediktinerinnen von Maria, Königin der Apostel) in der Kleinstadt Gower, Missouri.

Die Leiche der 2019 verstorbenen Ordensfrau war exhumiert worden, um an ihren endgültigen Ruheort in einer Kapelle des Klosters verlegt zu werden, berichtete die Catholic News Agency. Als der Sarg geöffnet wurde, habe man Schwester Wilhelminas Körper intakt und fast ohne Zeichen von Verwesung vorgefunden. Der Leichnam war nicht einbalsamiert und in einem Holzsarg beerdigt worden, hieß es laut „Guardian“.

Körper und Habit fast intakt

„Uns war von Seiten des Friedhofspersonals gesagt worden, es seien unter den Bedingungen, unter denen Schwester Wilhelmina beerdigt wurde (…), nur noch Knochen zu erwarten“, sagte eine von der Zeitung „Newsweek“ befragte Ordensfrau, die anonym bleiben möchte. Doch unter einer Schicht Schimmel seien Körper und Habit der Ordensfrau nur wenig zersetzt gewesen.

Menschen betrachten die Leiche der US-amerikanischen Ordensfrau Wilhemina Lancaster, Gower, Missouri
APA/AP/Charlie Riedel
Der gut erhaltene Körper der Benediktinerin Wilhelmina Lancaster zieht Besucherinnen und Besucher an.

Lancaster sei wahrscheinlich die erste afroamerikanische Person in den USA, die in diesem nicht verwesten Zustand gefunden worden sei, so der „Guardian“. Der Heiligsprechungsprozess für die Benediktinerin sei noch nicht gestartet, sagte Bischof James Johnston, der die zuständige katholische Diözese leitet, in einer Erklärung.

„Wir glauben, dass sie die erste afroamerikanische Frau ist, die unverwest gefunden wurde“, wird die Äbtissin des Klosters, Mutter Cecilia, von der Catholic News Agency zitiert. Die Äbtissin war die Erste, die den Sarg nach der Exhumierung untersucht hatte.

Experte: Nicht sehr ungewöhnlich

Ein von „Newsweek" befragter Experte für forensische Anthropologie an der Western Carolina University, Nicholas Passalacqua, sagte dazu, es sei nicht sehr ungewöhnlich, dass auch nicht einbalsamierte Leichen während der ersten Jahre relativ gut erhalten bleiben können. Es dauere " (…) grob geschätzt fünf Jahre, bis eine Leiche skelettiert ist“, so Passalacqua.

Nachricht rasch verbreitet

Die Nachricht von der Exhumierung verbreitete sich über Social Media, woraufhin Hunderte sich auf den Weg nach Missouri machten. Royce Hood, der eine katholische Radiosendung moderiert, gab gegenüber der Catholic News Agency an, er sei mit seiner Ehefrau und ihren sechs Kindern den fünf Autostunden entfernten Weg aus Peoria, Illinois, gekommen. „Es gibt so viel Chaos und Dunkelheit in der Welt, ich glaube, Gott gibt uns kleine Gnaden, um uns daran zu erinnern, was noch kommt und was auf uns wartet“, so Hood.

Schwester Wilhelmina Lancasters Leichnam soll in einem gläsernen Sarg in die Kapelle verbracht werden, hieß es laut „Guardian“. Dort können Besucherinnen und Besucher sie sehen, hieß es auf der Website der Abtei.