Innenhof im ehemaligen KZ Mauthausen
APA/Werner Kerschbaummayr
APA/Werner Kerschbaummayr
Gedenken

Neue orthodoxe Kapelle in Mauthausen

Der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije wird am Samstag im Rahmen seines Österreich-Besuchs um 9.30 Uhr auf dem Soldatenfriedhof von Mauthausen die neue serbisch-orthodoxe Gedächtniskapelle einweihen.

Wie der Wiener serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) am Mittwoch in Wien bei einem Pressegespräch sagte, soll damit zum einen das Gedenken an die serbischen Opfer in Mauthausen hochgehalten werden, zum anderen gehe es auch um ein Zeichen der Versöhnung, „dass so etwas wie damals nie wieder passieren darf und Gewalt und Krieg künftig keinen Platz mehr haben dürfen“. Er freue sich sehr, dass es neben der katholischen Friedhofskapelle nun auch eine „noch schönere orthodoxe Kapelle“ gibt, wie Cilerdzic mit einem Augenzwinkern sagte.

Die Grundsteinlegung für die „Gedenk-Kapelle der Heiligen Neumärtyrer Serbiens“ am Soldatenfriedhof von Mauthausen war am 3. April 2016 erfolgt. Der Feier stand Bischof Andrej (Cilerdzic) vor. Mit dabei waren u.a. auch Bischof Manfred Scheuer und der damalige OÖ-Landeshauptmann Josef Pühringer. Bis 2020 wurde der Bau außen abgeschlossen. Im Anschluss wurden innen die Fresken gemalt und die Ikonostase eingebaut. Die Kirche ist im Prinzip seit rund einem Jahr fertig.

Schon im Ersten Weltkrieg Gefangenenlager

In Mauthausen wurde – lange vor dem NS-Konzentrationslager – bereits zu Beginn des Ersten Weltkriegs, im September 1914, mit der Errichtung eines Kriegsgefangenenlagers begonnen. Auf dem weiten Gelände entlang der Bahnstrecke waren in der Folge zeitweise 40.000 Mann – Serben, Russen und Italiener – inhaftiert. Tausende von ihnen starben im Zuge einer Fleckfieber-Epidemie ab dem Jänner 1915, darunter bis zu 8.000 serbische Soldaten. Ein Totenbuch mit den Namen der Opfer liegt in der Gedenkstätte auf.

Das prominenteste „Opfer“ war allerdings der römisch-katholische Linzer Bischof Rudolph Hittmair, der 1915 die Gefangenen besuchte, sich dabei ansteckte und ebenfalls am Fleckfieber starb. Insgesamt sind auf dem Soldatenfriedhof 10.845 Soldaten aus dem Ersten und 5.212 Tote aus dem Zweiten Weltkrieg bestattet.

Fresko für katholischen Bischof

Bischof Cilerdzic hob beim Pressegespräch ausdrücklich Bischof Hittmair hervor. Ihm sei – für orthodoxe Kirchen ungewöhnlich – ein Fresko in der Kapelle gewidmet, das den Bischof als „Barmherzigen Samariter“ zeigt, der sich um die Gefangenen sorgt.

Die Weihe der neuen Kapelle findet im Rahmen einer Eucharistiefeier statt, der der Patriarch und mehr als zehn orthodoxe Bischöfe vorstehen. Zudem werden nicht nur zahlreiche serbisch-orthodoxe Geistliche und Gläubige aus Österreich, sondern auch aus der Schweiz, Italien und Malta erwartet. Auch Politiker haben ihr Kommen zugesagt.