Ostkirchen

Neue Seelsorgestelle für ungarische griechisch-katholische Gläubige

Im Rahmen einer Göttliche Liturgie in der griechisch-katholischen Zentralpfarre St. Barbara in Wien ist am Donnerstagmorgen eine neue Seelsorgestelle für die ungarischen griechisch-katholischen Gläubigen in Österreich offiziell errichtet worden.

Dem Gottesdienst stand Erzbischof Fülöp Kocsis, Metropolit der ungarischen griechisch-katholischen Kirche, vor. Der Metropolit zeigte sich am Rande des Gottesdienstes im Kathpress-Interview dankbar gegenüber Kardinal Christoph Schönborn, dass dieser Schritt nach längeren Vorbereitungen nun möglich war.

Die ungarischen Gläubigen des byzantinischen Ritus seien in Österreich gut integriert, trotzdem sei es wichtig, Gottesdienste auch in der eigenen ungarischen Sprache und im eigenen byzantinischen Ritus zu feiern, wie Kocsis betonte. Kardinal Schönborn ist als Ordinarius Letztverantwortlicher für die in Österreich vertretenen katholischen Ostkirchen.

Europäische Union als großes Thema

Der Gottesdienst in St. Barbara fand im Rahmen eines dreitägigen Festprogramms anlässlich des 250. Jahrestags der „Wiener Synode“ der katholischen Ostkirchen statt. Das Programm ging am Donnerstag zu Ende. Am Mittwoch fand im Erzbischöflichen Palais eine wissenschaftliche Tagung statt, am Donnerstag berieten die rund 15 angereisten griechisch-katholischen Bischöfe über interne Fragen und Herausforderungen.

Wie der Wiener Ostkirchen-Generalvikar Yuriy Kolasa gegenüber Kathpress erläuterte, sei für die katholischen Ostkirchen Europa bzw. die Europäische Union ein großes Thema. Angesicht der Tatsache, dass einige Länder den Fokus zu sehr auf eigene nationale Interessen legen würden, stelle sich die Frage der Rolle der Kirchen im öffentlichen Diskurs. Die Kirchen hätten den Auftrag, über nationale Grenzen hinaus die Menschen zusammenzuführen, so Kolasa.

Diskussion gemeinsamer Fragen

Auch der griechisch-katholische Erzbischof von Kosice (Slowakei), Cyril Vasil, zog ein positives Resümee der Tagung und Beratungen der Bischöfe. Das Treffen habe den Beteiligten die Möglichkeit geboten, ihre gemeinsame Geschichte und spirituelle Prägung zu reflektieren, erklärte der Erzbischof gegenüber dem Pressedienst der Erzdiözese Wien. Auch gemeinsame aktuelle Herausforderungen wurden in den Blick genommen: „Unsere Kirchen sind vielleicht etwas konservativer und ländlicher geprägt, aber die Welt von heute kennt solche Grenzen nicht, und wir können uns den Herausforderungen nicht entziehen.“

Der Erzbischof betonte die Herausforderungen, denen die Kirchen gemeinsam gegenüberstehen würden. Dazu zählten etwa die zunehmende Säkularisierung oder neue Ideologien, die grundlegende christliche Werte wie die Familie massiv infrage stellen würden. Er fügte hinzu: „Das sind allesamt Herausforderungen, auf die unsere einzelnen Kirchen nicht immer unmittelbar geeignete Antworten haben.“ Der Erzbischof betonte die Bedeutung des Treffens, um diese Fragen zu diskutieren und gemeinsame Lösungsansätze zu finden.

Vasil: „Ostkirchen keine Brücke zur Orthodoxie“

Im Blick auf die Identität der katholischen Ostkirchen betonte der Erzbischof, dass diese ein wesentlicher Teil der katholischen Kirche seien. Man sei keine „Brücke“ zur Orthodoxie, denn Bücken seinen ein Instrument und hätten weder Eigenleben noch Identität. „Wir verstehen uns aber als Realität innerhalb der katholischen Kirche mit einer ekklesiologischen Bedeutung für die Gesamtkirche“, so Vasil. Freilich hob der Erzbischof hervor, dass die katholischen Ostkirchen sehr wohl im europäischen gesellschaftlichen Kontext eine vermittelnde Rolle zwischen Ost und West spielen würden.

Zu den in Österreich vertretenen byzantinischen katholischen Ostkirchen gehören die ukrainische, rumänische, slowakische und melkitische griechisch-katholische Kirche sowie vereinzelt Gläubige der griechisch-katholischen Kirche in Ungarn, der griechisch-katholischen Kirche in Serbien (Eparchie Sankt Nikolaus Ruski Krstur) sowie der griechisch-katholischen Eparchie von Mukachevo (Ukraine).

Rund 20.000 Gläubige

Zu den byzantinischen katholischen Ostkirchen kommen in Österreich auch noch einige orientalische katholische Ostkirchen. Sie alle sind im Ordinariat für die katholischen Ostkirchen zusammengefasst, das rund 20.000 Gläubige umfasst. Dem Ordinariat gehören derzeit 78 Priester an.

Es gibt die Zentralpfarre „St. Barbara“ in Wien und 34 Seelsorgestellen, verteilt auf ganz Österreich. Der jeweilige Erzbischof von Wien, also derzeit Kardinal Christoph Schönborn, steht den katholischen Ostkirchen als Ordinarius vor. Er trägt damit die bischöfliche Letztverantwortung. Generalvikar des Ordinariats ist Erzpriester Yuriy Kolasa.