Ukraine-Krieg

Religionsführer verurteilen Staudamm-Zerstörung

Religionsführer in der Ukraine machen Russland für die Zerstörung des Kachowka-Staudamms am Dnipro-Fluss verantwortlich. Der Oberrabbiner des Landes, Mosche Azman, schrieb am Dienstag auf Twitter, russische „Terroristen“ hätten eine ökologische Katastrophe angerichtet.

Das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), Metropolit Epiphanij, twitterte: „Für das Leid, das vergossene Blut und den Tod Unschuldiger erwartet den Kreml-Tyrannen und alle, die seine verbrecherischen Befehle befolgen, die Verfluchung und ewige Verdammnis mit dem Teufel und seinen Dienern.“

Metropolit Epiphanij sprach via Twitter von einem Akt russischen Staatsterrors. Die Überflutung der Region am Unterlauf des Flusses stelle eine tödliche Gefahr für Hunderttausende Menschen dar. Dies und die ebenfalls drohende Störung des Kühlzyklus des Atomkraftwerks Saporischschja seien Früchte einer antichristlichen, menschenfeindlichen Ideologie der russischen Welt.

„Völkermörderische Aggression“

Der griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk warf Russland vor, „seine völkermörderische Aggression“ fortzusetzen. Die Zerstörung des Wasserkraftwerks mit dem Staudamm sei „ein weiteres Kriegsverbrechen, eine schreckliche Umweltkatastrophe und eine Sünde gegen Gott, den Schöpfer, der den Menschen berufen hat, die von ihm geschaffene Welt zu entwickeln und nicht zu zerstören“, so das Oberhaupt der mit Rom verbundenen Kirche.

Schewtschuk forderte in seiner Botschaft zudem die Weltgemeinschaft auf, angemessen auf „diese terroristische Tat des russischen Aggressors“ zu reagieren und sie zu verurteilen. Er rief zum Gebete für die Menschen auf, deren Leben in Gefahr sei, sowie auch um „Weisheit und Mut“ der mit der Evakuation der Zivilisten im Überflutungsgebiet beschäftigten Rettungsdienste.

Die römisch-katholische Kirche in der Ukraine schrieb auf Twitter, Russland habe das Wasserkraftwerk gesprengt, und: „Der Terrorist nutzt jede Methode, um seine Ziele zu erreichen.“

Gegenseitige Beschuldigungen

Kiew und Moskau beschuldigen jeweils die andere Kriegspartei, den Staudamm in der Region Cherson im Südosten der Ukraine zerstört zu haben. Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sprengten russische Einheiten den Staudamm in der Nacht zum Dienstag gegen 02.50 Uhr. An dem Stausee liegt das AKW Saporischschja. Es wird wie das Wasserkraftwerk mit dem Staudamm seit mehr als einem Jahr von russischen Besatzern kontrolliert.

Im zur Region Cherson gehörenden Überschwemmungsgebiet des Anfang der 1950er Jahre über den Dnipro-Fluss errichteten Kachowka-Dammes liegen rund 80 Ortschaften. Das Ausmaß der Katastrophe war bis zuletzt nicht absehbar, doch reichen die Auswirkungen weit über die Region hinaus. Der von der Explosion in Bewegung gesetzte Stausee war mit 230 Kilometer Länge und einer Breite von bis zu 9,4 Kilometer rund viermal so groß wie der Bodensee und fasste 18 Kubikkilometer Wasser, die nun in Richtung Schwarzes Meer strömen.