Katholiken

Theologen bitten Vatikan um mehr Vertrauen

Katholische Theologinnen und Theologen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz werben mit einem offenen Brief um mehr Vertrauen zwischen wissenschaftlicher Theologie und dem Vatikan.

In dem Schreiben der Arbeitsgemeinschaft „Katholische Dogmatik und Fundamentaltheologie“ an den künftigen Chef der vatikanischen Glaubensbehörde, Erzbischof Victor Fernandez, heißt es, Theologie solle sich in einem „offenen Diskurs in kirchlicher Verantwortung“ entwickeln können: „Nur so findet katholische Theologie in unseren Wissensgesellschaften den Respekt und die Resonanz, die sie für ihre Arbeit braucht.“

Das setze „intellektuelle Freiheit“ voraus, die sich nicht mit „disziplinarischen Eingriffen“ durch den Vatikan vertragen, heißt es in dem Brief auch im Blick auf Debatten um vatikanische Lehrerlaubnisse für Theologen („Nihil obstat“).

Nihil-obstat-Verfahren transparenter

„Wir bitten deshalb auch darum, die Nihil-obstat-Verfahren transparenter zu gestalten, die Abläufe zu beschleunigen und wechselseitig eine kirchliche Kultur des Vertrauens zu pflegen.“ Das könne die Kirche insgesamt im aktuellen „synodalen Aufbruch“ stärken und das „für uns Theologinnen und Theologen im deutschsprachigen Raum so wichtige Kooperationsverhältnis von Kirche und Staat“ stabilisieren.

Insgesamt begrüßten die Autorinnen und Autoren des Briefes die Ernennung von Erzbischof Fernandez zum neuen Leiter des Glaubensdikasteriums: „Sie selbst sprechen davon, dass Sie das Dikasterium für die Glaubenslehre am Beginn einer ‚neuen Etappe‘ sehen. Das erfüllt uns mit Zuversicht. Wir setzen auf theologische Gesprächsbereitschaft wie -fähigkeit in den wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und kirchlichen Kontexten, in denen es gilt, den christlichen Glauben in seinen globalen Zusammenhängen zu verantworten und aktiv einzubringen.“

Unterzeichnet ist der Brief, den die Zeitschrift „Herder Korrespondenz“ am Donnerstag auf ihrer Website veröffentlichte, von der Erfurter Theologin Julia Knop und dem Salzburger Theologen Gregor Maria Hoff.

Abschied vom römischen Katholizismus

Zuversichtlich im Blick auf einen kirchlichen Kurswechsel zeigte sich Hoff auch in einem Gastbeitrag in der Wochenzeitung „Die Furche“ (14. September). Nicht zuletzt die Ernennung von Fernandez und die Art, wie Papst Franziskus das Instrument der Bischofssynode neu ausrichtet und als offenes Plenum gestaltet, zeuge davon, dass Franziskus auf einen „nachhaltigen Kurswechsel“ setze.

Es bleibt gewiss ein „Risiko“, ob dieses Experiment angesichts deutlicher Bruchlinien gelinge, so Hoff: „Denn wenn es der Papst mit dem Synodalumbau ernst meint, steht die Kirche auch in Grundsatzfragen vor einem Paradigmenwechsel. Denn das Volk Gottes muss dann in seiner Vielstimmigkeit zu Wort kommen und in Entscheidungen verantwortlich eingebunden sein.“

Der Konflikt biete aber auch die Möglichkeit, dass ganz Neues entstehen könne und die Kirche sich langsam, aber sicher vom „Format des spezifisch römischen Katholizismus“ emanzipiere und letztlich „weltkatholischer“ werde. Dieser Weg sei allerdings keineswegs ausgemacht: „Ob und wie dies als päpstliches Synodalprojekt gelingen kann, muss sich in Rom erweisen – und über Rom hinaus.“