Das überlebensgroße Denkmal des deutschen Kardinals Franz Hengsbach im Bistum Essen, das nach Missbrauchsverdacht abgebaut wurde
APA/AP/Martin Meissner
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Deutschland

Missbrauchsvorwürfe: Kardinalsdenkmal abgebaut

Im deutschen Essen ist das Denkmal des unter Missbrauchsverdacht stehenden Kardinals Franz Hengsbach Montag Früh abgebaut worden. Monteure lösten die Halterung des Denkmals und ein Kran hievte die Statue auf einen Lastwagen, wie ein dpa-Reporter berichtete.

Vor knapp einer Woche hatte das Bistum Essen mitgeteilt, dass der „gravierende“ Verdacht bestehe, Hengsbach (1910-1991) könnte in seiner Zeit als Weihbischof in Paderborn eine 16-Jährige sexuell missbraucht haben.

Betroffenenvertreter und die Reforminitiative Maria 2.0 hatten danach die Entfernung der überlebensgroßen Statue des Geistlichen gefordert. Missbrauchsopfer hatten eine Mahnwache vor der Hengsbach-Skulptur abgehalten. Die Statue der Bildhauerin Silke Rehberg war im Herbst 2011 enthüllt worden.

Bistum: Vorwürfe „gravierend“

Vor knapp einer Woche hatte das Bistum Essen mitgeteilt, dass der „gravierende“ Verdacht bestehe, Hengsbach (1910-1991) könnte in seiner Zeit als Weihbischof in Paderborn in den 1950er Jahren eine 16-Jährige sexuell missbraucht haben. Außerdem beschuldigt eine Frau Hengsbach eines weiteren Übergriffs im Jahr 1967 in seiner Essener Zeit als Bischof.

Das Bistum hatte die Gläubigen vergangene Woche dazu aufgerufen, mögliche weitere Missbrauchsfälle zu melden. Daraufhin seien bereits einige neue Meldungen eingegangen, sagte ein Bistumssprecher am Montagmorgen. Ähnlich hatte der derzeitige Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sich am Sonntagabend im WDR-Fernsehen geäußert. Die neuen Fälle würden nun überprüft, sagte der Bistumssprecher.

Bischof: Entsetzen groß

Franz Kardinal Hengsbach war 33 Jahre lang der erste Bischof des 1958 gegründeten Ruhrbistums, zugleich Gründer von Adveniat – dem bischöflichen Lateinamerika-Hilfswerk – lange Zeit deutscher Militärbischof und sozialpolitisch engagiert für das Ruhrgebiet in der Stahl- und Kohlekrise.

„Das Entsetzen, das erlebe ich in diesen Tagen auch, ist so groß, weil er eben eine so wichtige Identifikationsfigur für unser Bistum gewesen ist. Aber die Fakten sprechen jetzt eine andere Sprache und so musste ich auch entsprechend reagieren“, sagte Overbeck in dem WDR-Interview vom Sonntag.

Rom bezeichnete Vorwürfe als „nicht plausibel“

Overbeck hatte sich in einem Brief, der am Sonntag im Gottesdienst verlesen wurde, für seinen Umgang mit den Hengsbach-Vorwürfen entschuldigt. Er hatte demnach bereits 2011 von ersten Vorwürfen gegen Hengsbach in Paderborn erfahren, sich aber auf die Auskunft aus Rom verlassen, dass die Vorwürfe nicht plausibel seien und deshalb nichts weiter unternommen. Dies bezeichnete Overbeck im Rückblick als Fehler.

Den Abbau der zwei Meter hohen, schweren Skulptur aus Hartkeramik verfolgten am frühen Morgen nur wenige Passanten. Ein Passant berührte noch einmal die Hand des Kardinals. Eine Nonne stand schweigend etwas abseits und wandte sich dann ab.

Deutsche Bischöfe beraten

In Wiesbaden beginnt am Montag die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Die 65 Bischöfe der römisch-katholischen Kirche in Deutschland beraten bis einschließlich Donnerstag. Themen sind unter anderem der Missbrauchsskandal und der innerkirchliche Reformprozess.