Die römisch-katholische St.Ursen-Kathedrale in Solothurn, Schweiz
Reuters/Christian Hartmann
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Missbrauch

Schweizer Bischöfe wollen eigenes Strafgericht

Nach dem Bekanntwerden von sexuellen Missbrauchsfällen in den eigenen Reihen will die katholische Kirche in der Schweiz ein eigenes Gericht schaffen, um Geistliche zur Verantwortung zu ziehen. Maßgebend sei jedoch weiterhin das Schweizer Strafrecht, betonte die Bischofskonferenz.

Die Schweizer Bischofskonferenz erklärte am Samstag, ein „kirchliches Straf- und Disziplinargericht“ einrichten zu wollen, das sich bei Verstößen gegen das Kirchengesetz mit Sanktionen befassen soll. Die Strafverfolgungsbehörden würden bei Missbrauchsfällen oder anderen Straftaten im kirchlichen Umfeld immer eingeschaltet. Für die Einrichtung des kirchlichen Strafgerichts solle ein Treffen mit Verantwortlichen aus dem Vatikan vereinbart werden.

Laut einer in diesem Monat von der Universität Zürich veröffentlichten Untersuchung gab es seit 1950 mindestens 921 Opfer von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in der Schweiz. Viele Fälle wurden demnach jedoch nie gemeldet oder Dokumente mit Informationen vernichtet.

Opfer meist Kinder

Ersten Erkenntnissen zufolge wurden die Taten fast immer von Männern begangen, mehr als 70 Prozent der Opfer waren Kinder. Teilweise sollen Bischöfe Fälle von sexuellem Missbrauch durch Geistliche vertuscht haben.