Todesfall

Religionswissenschaftler Jan Assmann gestorben

Der deutsche Kultur- und Religionswissenschaftler, Ägyptologe und Buchautor Jan Assmann ist tot. Er starb in der Nacht auf Montag, wie eine Sprecherin der Universität Heidelberg am Dienstag auf Anfrage der dpa bestätigte.

Die Universität stehe in Kontakt mit der Familie und habe die Nachricht von Assmanns Familie erhalten, sagte die Sprecherin. Laut dem deutschen „Südkurier“ starb Assmann im Alter von 85 Jahren in Konstanz.

Assmann gilt als einer der wichtigsten Intellektuellen Deutschlands. Maßstäbe setzten seine Arbeiten zur Entstehung des Monotheismus, dessen Anfänge er im Auszug der Israeliten aus Ägypten sieht. Gemeinsam mit seiner ebenfalls als Ägyptologin und Kulturwissenschaftlerin forschenden Frau Aleida Assmann entwickelte der Wissenschaftler den Begriff des kulturellen Gedächtnisses.

Jan Assmann
APA/Roland Schlager
Assmann war Buchautor und Wissenschaftler

Bewusstseinsbildung menschlicher Kulturen

Dabei geht es um die Frage, welche Faktoren zu Identitäts- und Bewusstseinsbildung menschlicher Kulturen und Gesellschaften beitragen. Für sein Wirken erhielt das in Konstanz lebende Ehepaar zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2016 den Theologischen Preis der Salzburger Hochschulwochen. 2018 wurden sie mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt.

Jan und Aleida Assmann
APA/AFP/dpa/Arne Dedert
Jan und Aleida Assmann wurden 2018 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet

Assmann habe internationale Debatten über Grundfragen zu den kulturellen und religiösen Konflikten der heutigen Zeit angestoßen, hieß es damals zur Begründung. Mit seinen Schriften zum Zusammenhang von Religion und Gewalt sowie zur Genese von Intoleranz und absolutem Wahrheitsanspruch leiste er einen unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Friedensbereitschaft und Friedensfähigkeit der Religionen.

Professor für Ägyptologie

Assmann wurde 1938 in Langelsheim in Niedersachsen geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Lübeck und Heidelberg, er studierte Griechisch, Ägyptologie und Archäologie und forschte unter anderem in Ägypten. Von 1976 bis 2003, als er emeritiert wurde, arbeitete Assmann als Professor für Ägyptologie in Heidelberg. Danach war er Honorarprofessor an der Universität Konstanz, wo Aleida Assmann Professorin für englische Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft war. Das Paar hat fünf Kinder.

Zu Assmanns bekanntesten Büchern gehören „Moses der Ägypter“ (1998), „Exodus“ (2015) und „Achsenzeit“ (2018), er schrieb auch über Musik, etwa in „Die Zauberflöte. Oper und Mysterium“ (2015) und zuletzt über Ludwig van Beethovens „Missa Solemnis“ (2020).