die verschneite Heilandskirche abends mit erleuchtetem Christbaum

Michael Meyer

„Spuren auf dem Weg des Friedens“

In der evangelischen Heilandskirche in Dornbirn spürten Pfarrer Michael Meyer und die Gemeinde mit einer Christvesper dem Weg des Friedens nach.

Ein Kind bringt das Friedenslicht aus Betlehem nach Vorarlberg, nach Dornbirn in die Heilandskirche. Auf dem Weg zur Krippe findet es Spuren in der Kirche. Welche Botschaft lässt sich in ihnen erkennen?

Spurensuche

Lesung: Lukas 2

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.
Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.

Krippe mit Holzfiguren und Stroh

ORF

Weihnachtskrippe der Heilandskirche

Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: „Fürchtet euch nicht!
Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Musik

O du fröhliche

Ehre sei Gott in der Höhe

Vom Himmel hoch,
da komm ich her

Es ist ein Ros entsprungen

Stille Nacht, heilige Nacht

Orgel: Helmut Binder

Ensemble der Musikschule Dornbirn „Full of Joy“ unter Peter Lampeitl

Wandeln in seinen Rechten

Predigttext: Hesekiel 37

Und mein Knecht David soll ihr König sein und der einzige Hirte für sie alle. Und sie sollen wandeln in meinen Rechten und meine Gebote halten und danach tun. Und sie sollen wieder in dem Lande wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe, in dem eure Väter gewohnt haben. Sie und ihre Kinder und Kindeskinder sollen darin wohnen für immer, und mein Knecht David soll für immer ihr Fürst sein. Und ich will mit ihnen einen Bund des Friedens schließen, der soll ein ewiger Bund mit ihnen sein. Und ich will sie erhalten und mehren, und mein Heiligtum soll unter ihnen sein für immer. Ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein, damit auch die Heiden erfahren, dass ich der Herr bin, der Israel heilig macht, wenn mein Heiligtum für immer unter ihnen sein wird.

Pfarrer Michael Meyer vor dem Altar

ORF

Pfarrer Michael Meyer

Wegweiser für den Frieden werden

Predigt

Wir feiern Weihnachten. Das Fest des Friedens mit unseren Geschenken unter dem Christbaum, mit Krippe und Stall beim Fest der Familie. Wir feiern Weihnachten. Endlich soll Frieden einziehen in unsere Beziehungen. Wir unterbrechen den Alltag und feiern das Kind in der Krippe – den König jenes Friedens, den Gott in unsere Herzen legt. Aber wie zieht der Friede wirklich ein?

Der Streit von gestern ist heute nicht einfach vorbei. Angst, Schuld und schmerzhafte Trennung belasten das Leben vieler Menschen. Völker und Nationen stehen im Krieg. Sogar mitten in Bethlehem steht eine Mauer! Sie trennt Israel und Palästina – und kann doch die Gewalt nicht verhindern, gegen die sie gebaut wurde.

Und für den Rest der Welt ist es nicht anders. So oft bauen Menschen Mauern, so oft herrschen Unrecht, Hass und Gewalt. Wie soll da Frieden werden? Und trotzdem singen wir „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden.“ Wie Engel es den Hirten bei der Herde mitten in der Nacht verkünden, gilt auch uns mitten in schweren Zeiten die Ankündigung des Friedens. Damit wir die Herzen öffnen. Damit wir, wie die Hirten gehen und schauen, was sich da findet, im Stall, in einer Krippe: Ein kleines Kind nur, und doch wird es der gute Hirte sein, der diese Welt auf den Weg des Friedens bringt.

Mitten in finsterer Zeit, als die Großen der Welt im Krieg lagen, hat der Prophet Hesekiel eine erlösende Vision: Gott wird die getrennten Völker vereinen. Alle, die sich unversöhnt gegenüberstehen, alle, die unter Mauern und Gewalt leiden, alle Flüchtlinge sollen wissen: Gott bringt uns Frieden. Und er fängt selbst damit an.

Weihnachten heißt, sich auf diesen Friedenskönig einzulassen: Hesekiel nennt ihn den „guten Hirten“, den „Knecht Davids“. Auf den Feldern vor Bethlehem verkündigen die Engel den Hirten: „Euch ist heute der Heiland geboren!“ Durch das Kind in der Krippe erfüllt sich die Verheißung und beginnt etwas Neues.
Weihnachten feiern wir erst richtig, wenn wir die alten Trampelpfade verlassen und auf die Botschaft der Engel, auf die Vision des Hesekiel hören: Wenn wir den Weg des Friedens und der Versöhnung einschlagen und die Waffen begraben, werden wir Wegweiser für den weihnachtlichen Frieden und folgen dem Christuskind.

In Christus verbündet sich Gott mit uns. Gott verheißt dem Volk Israel – ja allen Menschen den Bund des Friedens.
Hesekiel hat gewusst: Die Mauer zwischen Gott und Mensch muss weg. Im Licht der Krippe können wir die Kraft finden, die alle Trennungen und Streitigkeiten überwindet. Die Liebe. Ich kann mit dieser Kraft über meinen Schatten springen, die Mauer überwinden und Frieden schließen mit Gott, mit mir selbst, mit anderen, wenn ich nur mein Herz öffne.
In diesem Frieden können wir auch in Österreich Fremde, Flüchtlinge und Menschen am Rande der Gesellschaft in unser Haus einlassen.
Was dem Frieden dient, wissen wir tief in unseren Herzen. Gott schenkt uns eine Ahnung davon.

Evangelische Heilandskirche Dornbirn mit Gemeinde vor dem Kirchentor, im Winter bei Tag

Heilandskirche

Einem Zelt nachempfunden

Die Heilandskirche

Das von 1930 bis 1931 erbaute Gotteshaus ist eine Holzkonstruktion und steht unter Denkmalschutz. Sein Innenraum erinnert an ein Zelt, das Zelt des Volkes Gottes auf seiner Wanderschaft durch die Wüste. Dem Architekten Otto Bartning, Mitglied im Deutschen Werkbund und mit Walter Gropius Begründer der Bauhaus-Idee, war es wichtig, „eine in jedem Material schlummernde Geistigkeit in den Dienst der Religion zu stellen“.

Näheres über die Gemeinde

www.evangelische-kirche-dornbirn.at

Kontakt

Rosenstraße 8
6850 Dornbirn
Österreich

gottesdienst@orf.at

Bildregie

Thomas Bogensberger