Vinzi-Pfarrer Wolfgang Pucher

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

An ihrer Seite – Der rebellische Pfarrer

Vor 20 Jahren wollte der Grazer Pfarrer Wolfgang Pucher jenen Menschen helfen, die in den bestehenden Hilfseinrichtungen keinen Platz mehr fanden. Heute gibt es in ganz Österreich rund 50 „Vinzi-Einrichtungen“, die alle auf Puchers Engagement zurückegehen.

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ORF

Sendungshinweis

FeierAbend, 19. Mai 2013,
19.52 Uhr, ORF 2

„Man muss an den Betten der Armen sitzen, man muss mit ihnen frieren, mit ihnen weinen, dann wird man das Problem begreifen und helfen können!“ – Pfarrer Wolfgang Pucher weiß, wovon er spricht. Bettler, Obdachlose, alkoholkranke Menschen. Der Grazer Pfarrer ist täglich mit der, wie er sagt, „hässlichen Armut“ konfrontiert. Er hat aber nie weggeschaut, sondern steht zu ihnen, setzt sich ein, kämpft für ihre Rechte, geht sogar bis vors Höchstgericht.

Das sogenannte „Vinzi- Dorf“ war seine schwerste Geburt. Ein Platz für Menschen zu finden, die keine öffentliche Einrichtung mehr aufnehmen will, weil sie zu laut oder zu betrunken sind. Damals hatte niemand mit Puchers „Sturschädel“ – wie er selbst sagt - gerechnet. Heute ist das Containerdorf für Obdachlose 20 Jahre alt. Eingebettet zwischen Grazer Landeskrankenhaus und Friedhof. Und mittlerweile gibt es an die 50 Vinzi- Hilfseinrichtungen bundesweit, ins Leben gerufen von einem Pfarrer, für den beten und predigen zu wenig ist. Für ihn ist Gottesdienst Armendienst.

Für ein politisches Christentum

Wolfgang Pucher ist ein „Anecker“, einer der polarisiert. Für den bald 75-jährigen gehören Spiritualität und gesellschaftspolitisches Engagement unweigerlich zusammen. „Ein Christentum, das nicht politisch ist, ist nicht die Religion Jesu Christi“, sagt er und fügt hinzu. „Jesus hat klar und deutlich nach der damaligen Rechtslage gegen Gesetze verstoßen. Bewusst und öffentlich - hat beispielsweise am Sabbat geheilt. Er hat vorgelebt, dass das Gesetz nicht über dem Menschen stehen darf.“

Dass der neue Papst Franziskus eine Kirche der Armen haben will, wertet Wolfgang Pucher als überaus positives und pfingstliches Signal. „Wenn da nicht der Geist Gottes drinnen steckt, was steckt dann sonst dahinter?“ Ein Feierabend-Porträt über den umtriebigen Pfarrer, der in wenigen Monaten sein 50-jähriges Priesterjubiläum feiert.

Ein Film von Helmut Manninger
Redaktion: Barbara Krenn