Eine junge Frau tanzt in Originaltracht einen rituellen Balesischen Tanz

ORF/metafilm

Die Kraft der Rituale

Rituale sind eine besondere Sprache der Menschen. Das versucht Regisseur Fritz Kalteis in seiner Dokumentation „Die Kraft der Rituale“ zu zeigen. Anschließend: Schauspieler Michael Fitz macht sich im gleichnamigen Film auf eine persönliche Reise in den Marienwallfahrtsort Fatima.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 25. Juni 2013
um 22.30 Uhr, ORF 2

Wiederholungen:

Mittwoch, 26. Juni 2013
um 20.15 Uhr, ORF III

Donnerstag, 27. Juni 2013
um 11.50 Uhr, ORF 2
(nur „Die Kraft der Rituale“)

Rituale prägen die menschliche Existenz. Sie takten unser Leben, verbinden und grenzen aus. Sie können heilen und schaden, inszenieren Macht und setzen Werte in Szene. Rituale sind eine besondere Sprache der Menschen. „kreuz und quer“ – präsentiert von Doris Appel – geht am 25. Juni in einer neuen Dokumentation von Fritz Kalteis der „Kraft der Rituale“ auf die Spur und zeigt, dass die Kirchen ihr Monopol auf die Gestaltung religiöser Feiern verloren haben. Um 23.15 Uhr folgt eine Dokumentation von Christian Kugler über die ganz persönliche Reise des Schauspielers Michael Fitz an den portugiesischen Wallfahrtsort Fatima.

„Die Kraft der Rituale“

„Ich denke, dass in allen Kulturen Bestattungsrituale zu den wesentlichen Merkmalen menschlicher Gemeinschaften gehören. Und dieses Ritual ausfallen zu lassen, bewirkt im Menschen eine Leere, die über Jahrzehnte anhalten mag“, so Religionsphilosoph Florian Uhl.

Der Fall des Ehepaares Trautlinde und Siegfried Raich aus Höchst in Vorarlberg bestätigt seine These. Die beiden Söhne des Paares sind gleich nach der Geburt gestorben. Es gab kein Begräbnis und somit keine Möglichkeit des rituellen Abschieds für die Eltern. Das ist jetzt vierzig Jahre her – doch das Trauma blieb. Trautlinde Raich sucht Hilfe und findet sie bei der Ritualentwicklerin Anita Bonetti: Mit der ehemaligen Religionslehrerin entwickelt sie ein Ritual, um abschließen zu können und den verstorbenen Zwillingen ihren gebührenden Platz zu geben.

Anita Bonetti ist Vertreterin eines neuen Berufszweiges, der in den vergangenen Jahren entstanden ist. In einer individualisierten Gesellschaft steigt auch das Bedürfnis nach individuellen Ritualen – zugeschnitten auf die Lebensumstände und Spiritualität von Kunden, die sich längst nicht mehr mit der Kirche deckt. Dennoch suchen immer noch viele Menschen – auch wenn sie sich im Alltag längst von der Kirche verabschiedet haben – das kirchliche Angebot der Sakramente. Allen voran Taufe und Eheschließung.

Der Film betrachtet das Phänomen Ritual aus verschiedensten Perspektiven. Eine der Thesen: Rituale können heilen. Und zwar nicht nur persönliche Wunden, sondern auch gesellschaftliche. Bestes Beispiel: die historische Rede von Franz Vranitzky im Juli 1991, in der sich der damalige österreichische Kanzler zur Mitschuld Österreichs an den Verbrechen des Nationalsozialismus bekannt hat. „Das gehört in die Kategorie der Entschuldigungsrituale, der Sühnerituale, die im politischen Bereich sehr stark geworden sind, weil dadurch tatsächlich ein Stück weit Beruhigung bei einem ungelösten Problem eintritt“, sagt Axel Michaels, Ritualforscher von der Uni Heidelberg.

Ein Film von Fritz Kalteis

Schauspieler Michael Fitz auf Knien in Fatima

ORF/Tellux Film

Schauspieler Michael Fitz in Fatima

„Fatima“

Christian Kuglers Dokumentation widmet sich dem portugiesischen Pilgerort Fatima. „kreuz und quer“ besucht diesen Platz gemeinsam mit dem Schauspieler Michael Fitz und geht somit auf eine ganz persönliche Reise an den Ort, an dem Marienerscheinung, Glaube und Geist aufeinandertreffen.

Der Schauspieler, Musiker und kritische Geist Michael Fitz nähert sich Fatima und seinen Menschen als Suchender und Fragender an – offen, skeptisch und neugierig. Er fragt und lässt sich erzählen, damit der Zuseher am Ende mehr weiß und vor allem mitfühlt. Sein eigener Lebensweg, der Abschied aus der bekannten Münchner „Tatort“-Reihe, der Drang, gedanklich weiterziehen zu müssen, sind seine Motivation, den für Gläubige wichtigen „Wunderort“ zu besuchen und zu ergründen. Dabei gibt er auch sehr Persönliches preis.

Ein Film von Christian Kugler