Deckenfresko der Stiftskirche Michaelbeuern mit der Darstellung des offenen Himmels

ORF

„Wer glaubt, ist nie allein“

Live aus der Stiftskirche im Salzburger Michaelbeuern übertrug der ORF am Christkönigssonntag eine Messe, bei deren Gestaltung Schülerinnen und Schüler eine wichtige Rolle spielten. Wer ist ein König? Worin besteht seine Macht? Mit der Gemeinde feierte Abt Johannes Perkmann.

Wenn Jesus König ist, soll er doch vom Kreuz heruntersteigen, seine Macht zeigen! Einer der beiden Männer, die neben Jesus gekreuzigt sind, deutet die dramatische Situation richtig: „Jesus“, sagt er, „denk an mich, wenn du in dein Reich kommst“.

Wer glaubt, ist nie allein. Christus, der König, ist gerade in den schwierigsten Situationen da, bringt Versöhnung, Freiheit, Frieden. So erklärte Abt Johannes Perkmann im Rahmen des Familiengottesdienstes am Christkönigssonntag das Wirken, die Autorität, die Macht des Königs Christus.

Er hat uns in das Reich aufgenommen

Lesung: Kolosser 1

Brüder! Dankt dem Vater mit Freude! Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind. Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes. Durch ihn haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden. Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.

Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten, alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand. Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang.

Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.

Musik

Wer glaubt, ist nie allein

Herr, erbarme dich!

Gloria

Laudate omnes gentes

Halleluja,
Herr, dein Wort gibt uns Leben!

Selig seid ihr

Lamm Gottes, hab mit uns noch Geduld

Wie ein Fest nach langer Trauer

Ich lobe meinen Gott

Evr’y time I feel the spirit

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Kinderchor der Pfarre Dorfbeuern

Jugendchor der Stiftskirche
Leitung: Christian Giglmayr

Schülerchor und Instrumentalensemble der Privatschule Michaelbeuern
Leitung: Anita Kreil

Kantor: Manfred Roider

Denk an mich in deiner Macht!

Evangelium: Lukas 23

Die Leute standen dabei und schauten zu. Auch die führenden Männer des Volkes verlachten ihn und sagten: „Anderen hat er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, wenn er der erwählte Messias Gottes ist!“

Auch die Soldaten verspotteten ihn, sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: „Wenn du der König der Juden bist, dann hilf dir selbst!“ Über ihm war eine Tafel angebracht. Auf ihr stand: „Das ist der König der Juden.“

Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: „Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns!“ Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: „Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten, dieser aber hat nichts Unrechtes getan.“

Dann sagte er: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Jesus antwortete ihm: „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“

Wissen allein genügt nicht

Predigt

Wenn wir im vergangenen Kirchenjahr intensiv über den Glauben nachgedacht haben, ist das nicht nur dem Jahresthema zu verdanken. Es ist eine bleibende und entscheidende Frage, was es heißt, zu glauben und vor allem, wie wir den Glauben umsetzen. Dazu braucht man immer wieder Impulse, um Tiefe zu gewinnen und lebendig zu bleiben. Unsere Schülerinnen haben sich dazu einige Gedanken gemacht.

Abt Johannes: Annika, woran denkst du, wenn vom Glauben die Rede ist?
Annika: Dass Glauben nicht immer leicht ist. Manche Leute sagen, dass nur Wissen zählt. Aber glauben heißt nicht wissen.
Abt Johannes: Kannst du alles wissen?
Annika: Sicher nicht.
Abt Johannes: Was zum Beispiel kannst du nicht wissen?
Annika: Was wird morgen sein? Treff ich die richtigen Entscheidungen? Oder wer werden meine Freunde? Was kommt nach dem Leben?
Abt Johannes: Und wo hilft dir da der Glaube?
Annika: Glaube ist das Vertrauen, dass mir jemand hilft. Mir zuhört. Und mich begleitet.
Abt Johannes: Und wer ist dieser Jemand?
Annika: Gott.
Abt Johannes: Und jetzt hast du ein Seil mitgebracht. Was hat das mit Glauben zu tun?
Annika: An dem Seil kann ich mich festhalten, genauso wie am Glauben und an Gott.

Abt Johannes: Glaube ist ein vernünftiges Vertrauen, das festhält. Das nicht Wissens-, sondern Lebensfragen beantwortet: Woran halte ich mich fest? Wie kann ich richtig leben? Wohin geht die Reise? Es ist wie beim Bergsteigen: Wissen allein genügt nicht, man muss sich schon festhalten können.

Auch die Sonja hat etwas mitgebracht, eine Sonne. Woran erinnert sie dich?
Sonja: An einen wunderschönen Sonnenaufgang heuer im Urlaub, der war herrlich!
Abt Johannes: Und was hat das mit dem Glauben zu tun?
Sonja: Es war einfach was ganz Schönes, wie eine Spur Gottes in dieser Welt. Und da sage ich einfach Gott Danke.
Abt Johannes: Wie geht das, Gott Danke sagen?
Sonja: Da bete ich einfach am Abend. Ich danke dafür, dass ich Freunde hab, dass ich genug zu essen und zu trinken hab und dass ich eine Familie hab.

Abt Johannes: Dankbarkeit ist wirklich eine Spur zu Gott, eine Spur zum Glauben. Die Lesung sagt es heute: Dankt dem Vater mit Freude! Danken bringt auch Freude ins Leben.
Gibt es nicht jeden Tag zumindest eine Kleinigkeit, für die wir dankbar sein können? Wenn wir mit dem beginnen und uns das merken, ändert sich alles. Aus der Dankbarkeit können wir Freude und Kraft schöpfen.

Sarah, du hast heute ein ganz spezielles Herz mitgebracht – wofür steht das?
Sarah: Für den Glauben und die Liebe zu Jesus. Er mag uns alle so sehr, und wir dürfen seine Liebe weitergeben.
Abt Johannes: Das heutige Evangelium hat auch mit dieser Liebe zu tun – was beschäftigt dich da besonders?
Sarah: Dass Jesus verzeiht. Dass er sagt, heute wirst du mit mir noch im Paradies sein. Bei Jesus hat wirklich jeder eine Chance.
Abt Johannes: Und hast du auch Erfahrungen gemacht mit Versöhnung?
Sarah: Ja, ich hab mich mit meiner Freundin einmal wieder versöhnt. Da ist eine Last von mir abgefallen, wir haben wieder gemeinsam lachen können und uns alles anvertrauen.

Abt Johannes Perkmann vor der Gemäldegalerie der Abtei Michaelbeuern

ORF

Abt Johannes Perkmann

Abt Johannes: Diese Versöhnung, dafür hat Jesus mit großer Hingabe gelebt und einen Gott verkündet, der mit offenen Armen so wie ein barmherziger Vater auf seinen Sohn wartet. Das war sein Glaube und seine Überzeugung. Und wenn unsere Kinder jetzt mit ihren Symbolen zusammen stehen und zeigen, was es heißt, zu glauben - Halt, Dankbarkeit und Versöhnungsbereitschaft, dann ist Jesus schon dabei, und er breitet seine Arme auch für uns heute aus. Der große Konzilspapst Johannes XXIII. hat im Blick auf sein Leben einmal alles zusammengefasst, indem er sagte: „Schaut bitte auf das Kreuz! Schaut auf die ausgebreiteten Arme Jesu! Er ist für alle gestorben. Seine Barmherzigkeit gilt allen. Das war mein Lebensprogramm. Und wenn mein Leben nun auch zu Ende geht, Christus lebt weiter und setzt sein Werk in der Kirche fort.“

Diese Weite des Vertrauens, diesen tiefen Glauben wünsch ich Ihnen nicht nur im Jahr des Glaubens, sondern weit darüber hinaus. Diesen Glauben dürfen wir leben und bekennen.

Andere Übertragungen aus Michaelbeuern

Pfingstmesse 2013 „Begeisterung beflügelt"
Patrozinium 2013 "Umgeben von guten Mächten“

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