Freiburger Münster innen

ZDF

„Singt dem Herrn ein neues Lied!“

Endlich ist es soweit: Katholikinnen und Katholiken in Deutschland, Österreich, Luxemburg, Südtirol und Teilen Belgiens haben ein neues, länderübergreifendes Gebet- und Gesangbuch. Den Festgottesdienst dazu übernahm der ORF live aus dem Freiburger Münster.

Eine Generation lang wurde das bisherige, 1975 erschienene “Gotteslob” verwendet, nun ist seine Neuauflage fertig. In einem feierlichen Gottesdienst im Münster Unserer Lieben Frau, der Stadtpfarrkirche von Freiburg im Breisgau in Baden-Württemberg, wurde das neue Buch in den gottesdienstlichen Gebrauch eingeführt. Dabei stand die Bedeutung des gemeinsamen Singens und Betens ganz besonders im Vordergrund.

Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, leitete das festliche Hochamt. Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann, der die Neuauflage betreut hatte, der Erfurter Bischof Joachim Wanke sowie die beiden österreichischen Bischöfe Alois Kothgasser aus Salzburg und Egon Kapellari aus der Diözese Graz-Seckau konzelebrierten.

Musik

Macht hoch die Tür,
die Tor’ macht weit!

Kýrie

Friede sei in deinen Mauern

Credo

Komm, Herr Jesus, Maranatha!

O Herr, wir warten auf dich

Heilig, heilig, heilig

Christe, du Lamm Gottes

Machet die Tore weit!

Du teilst es aus mit deinen Händen

Maria durch ein Dornwald ging

Freiburger Domsingknaben

Mädchenkantorei
am Freiburger Münster

Freiburger Münsterbläser

Musikalische Leitung:
Domkapellmeister Boris Böhmann
Domkantorin Martina von Lengerich

Orgel: Domorganist Gerhard Gnann

Wir wollen im Licht des Herrn gehen

1. Lesung: Jesaja 2

Das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, in einer Vision über Juda und Jerusalem gehört hat.

Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge, er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Völker. Viele Nationen machen sich auf den Weg. Sie sagen: "Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs!

Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, aus Jerusalem sein Wort.

Er spricht Recht im Streit der Völker, er weist viele Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg. Ihr vom Haus Jakob, kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn!"

Die Finsternis ablegen

2. Lesung: Römer 13

Bedenkt die gegenwärtige Zeit: Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Mittel des Lichts.

Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag, ohne maßloses Essen und Trinken, ohne Unzucht und Ausschweifung, ohne Streit und Eifersucht! Legt als neues Gewand den Herrn Jesus Christus an!

Seid wachsam!

Evangelium: Matthäus 24

Wie es in den Tagen des Noach war, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Wie die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen und tranken und heirateten, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein. Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen, die mit derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.

Aktiv Warten

Predigt

Über zehn Jahre der Vorbereitung und Planung kommen am heutigen Tag zu ihrem Abschluss. Wir freuen uns, dass wir das neue Gotteslob in Händen halten dürfen. Und in einigen Wochen werden alle es in Händen haben können. Die gründliche und intensive Arbeit hat sich gelohnt.

Marienorgel im Freiburger Münster

Lisa Plesker

Marienorgel

Und es könnte kaum einen besseren Termin geben, an dem wir unser neues Gesangbuch einführen. Zum einen beginnen wir im Advent das neue Kirchenjahr. Zum anderen lädt uns der Advent ein, auszuschauen nach Neuem, zu warten – auch das kennen wir im Zusammenhang mit dem neuen Gotteslob, nicht nur, weil wir über zehn Jahre an der Verwirklichung des Projekts gearbeitet haben, sondern auch weil manche Diözesen noch einige Monate warten müssen, bis auch sie das neue Gotteslob erhalten werden. Mancher mag deshalb auch stutzig werden und fragen: Etwas Neues mit Warten beginnen?

Das ist nicht so abwegig, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Wir kennen es aus unserem alltäglichen Leben. In der Natur beginnt das Neue auch nicht damit, dass die Pflanzen aus der Erde hervorkommen, sondern bereits, wenn gesät wird. Das Kind, das gezeugt ist, wächst im Schoß der Mutter heran. Die Eltern müssen bis zum Tag der Geburt warten. Alles Große, das entsteht, braucht die Zeit des Wachsens und des Wartens. Sie ist entscheidend, damit das Neue hervorbrechen kann. Ohne die Spannung des Wartens wäre unser Leben ärmer. Gerade durch diese Vorbereitung, das Einüben in Geduld entsteht jedoch die Bereitschaft, das Neue anzunehmen und sich darauf zu freuen. Und das ist Advent. Wer hingegen sofort das Neue will und nicht bereit ist, sich vorbereitend auf das Kommende auszurichten, leistet einer Fast-food-Mentalität Vorschub. Auf diese Weise ist es vielleicht möglich, schnell etwas zu erreichen, doch bisweilen ist es dann schwer verdaubar und wenig nahrhaft.

Nachhaltigkeit können wir so nicht erreichen. Das führt dazu, dass in immer kürzeren Abständen immer schneller Neues gebraucht und dann schon wieder weg gelegt wird, weil es eigentlich im Moment der Anschaffung schon wieder von gestern ist. Wir spüren, dass wir auf diese Weise nicht mehr weiter leben können, dass dies auf Kosten unserer menschlichen Natur und der Schöpfung allgemein geht. Das neue Gotteslob hingegen ist gerade deshalb so gelungen, weil sich die Mitarbeiter der Unterkommission Zeit genommen haben, darauf zu achten, was die Gläubigen in unseren Gemeinden an Liedern und Gebeten brauchen. Weil die Ausgestaltung immer wieder an die Praxis der Pfarreien rückgebunden wurde. Das Ergebnis zeigt: Die Bereitschaft, dafür Zeit aufzuwenden und sich intensiv vorzubereiten, war und ist kostbar. Das gilt für unser neues Gesangbuch wie für alle Entscheidungen und Neuerungen unseres Lebens.

Die Texte der Heiligen Schrift, die wir heute hören, machen uns ihrerseits darauf aufmerksam. Aus dem Buch des Propheten Jesaja haben wir die Vision der Völkerwallfahrt zum Berg Zion gehört. Es ist die Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit, die darin ihren Widerhall findet. „Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg.“ Welch eine starke Verheißung! Und doch noch keine Realität, wir wissen es nur zu gut. „Am Ende der Tage wird es geschehen.“ So leitet Jesaja seine Verheißung ein. Indem wir uns darauf ausrichten, diese Verheißung er-warten und darauf hinleben, kommen wir ihr bereits näher. Wer warten kann, wer auch das Gute und den Frieden nicht mit aller Gewalt herbeiführen will, für den gilt das Wort aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer: „Jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden.“ Denn im Warten auf das Kommen des Herrn, im Erwarten seines Wirkens mitten unter uns, erfahren wir, dass wir bereits verwandelt werden. Und dieses Warten ist kein passiver Vorgang, der uns alles ertragen lässt, was auf uns zukommt, es verlangt unsere gespannte Aufmerksamkeit.

Dieses aktive Warten hat sich auch im Blick auf unser neues Gotteslob bewährt. Ein geduldiges Warten und Ausschauen hat seine Erfüllung gefunden und hat sich gelohnt. Das neue Gotteslob wird unser Beten und Singen in neuer Weise bestärken und den Anliegen unserer Gemeinden besser gerecht werden. Es war richtig, Zeit für die Vorbereitung zu investieren. Viele neue, bekannte und unbekannte Lieder haben Eingang in das Gesangbuch gefunden und werden eine Bereicherung für unsere Gemeinden sein. Eine ganze Reihe vertrauter Lieder bleibt uns erhalten. Sie sorgen für Kontinuität. Zudem sind in größerer Zahl Gebete in unser neues Gotteslob aufgenommen, die in Hauskreisen, in der Familie zur gemeinschaftlichen Feier einladen. Denn Glaube will gemeinsam gestaltet und gelebt werden.

Wir dürfen uns freuen, dass mit dem neuen Kirchenjahr auch unsere Gemeinden, Gemeinschaften und Familien einen neuen Impuls für ihren Glauben erhalten. So können wir uns vertieft auf das Kommen unseres Erlösers ausrichten und seine Gegenwart in der Welt erwarten. Darauf will uns in besonderer Weise der Advent einstimmen. Diese Sehnsucht nach Gott und auf das Neue, das er uns schenken will, wünsche ich uns in diesen Tagen des Advent!

Näheres zum neuen Gotteslob

www.gotteslob.at
www.liturgie.at

Kontakt

Österreichisches Liturgisches Institut
Erzabtei St. Peter
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gottesdienst@orf.at