Wöckherl-Orgel, die älteste bespielbare Orgel Wiens aus dem Jahr 1642 mit geöffneten Flügeln

Franziskaner Wien

„Gottes Wort verändert die Welt“

Am zweiten Sonntag der Fastenzeit übertrug der ORF live einen Gottesdienst aus der Wiener Franziskanerkirche. Mit Gemeinde und Ordensbrüdern feierte Pater Gottfried Wegleitner.

Die österliche Bußzeit lädt zur Umkehr ein, erinnerte Pater Gottfried. Gott ermutigt uns dazu - wer nach seinem Wort handelt, verändert die Welt und wird selbst gewandelt. Vom Egoismus zum Blick für Menschen in Not. Vom Materialismus zur Selbstlosigkeit. Vom Relativismus zum Blick über die irdische Welt hinaus auf den Himmel. Wer nach dem Wort Gottes handelt, erkennt sich selbst als Gottes geliebte Tochter, als Gottes geliebten Sohn.

In das Land, das ich dir zeigen werde

1. Lesung: Genesis 12

Der Herr sprach zu Abram: Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde. Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. Ich will segnen, die dich segnen. Wer dich verwünscht, den will ich verfluchen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen. Da zog Abram weg, wie der Herr ihm gesagt hatte.

Das Licht des unvergänglichen Lebens

2. Lesung: Zweiter Brief an Timotheus 1

Mein Sohn! Leide mit mir für das Evangelium! Gott gibt dazu die Kraft: Er hat uns gerettet, mit einem heiligen Ruf hat er uns gerufen, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aus eigenem Entschluss und aus Gnade, die uns schon vor ewigen Zeiten in Christus Jesus geschenkt wurde. Jetzt aber wurde sie durch das Erscheinen unseres Retters Christus Jesus offenbart. Er hat dem Tod die Macht genommen und uns das Licht des unvergänglichen Lebens gebracht durch das Evangelium.

Musik

Du Sonne der Gerechtigkeit

Kyrie

Meine Seele preise den Herrn

Christus gestern, Christus heute

Heilig bist du, großer Gott

Christe, du Lamm Gottes

Lass dir an meiner Gnade genügen

.......................

Kantorin: Susanne Kurz

Saxophon: Georg Gratzer

Wöckherl-Orgel:
Johannes Ebenbauer

Rieger-Orgel:
Peter Peinstingl

Cappella Albertina Wien
Leitung: Teresa Riveiro Böhm

Musikalische Gesamtleitung:
Johannes Ebenbauer

Habt keine Angst!

Evangelium: Matthäus 17

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt, sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht.

Da erschienen plötzlich vor ihren Augen Mose und Elija und redeten mit Jesus. Und Petrus sagte zu ihm: „Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.“ Noch während er redete, warf eine leuchtende Wolke ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe, auf ihn sollt ihr hören.“

Als die Jünger das hörten, bekamen sie große Angst und warfen sich mit dem Gesicht zu Boden. Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: „Steht auf, habt keine Angst!“ Und als sie aufblickten, sahen sie nur noch Jesus. Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: „Erzählt niemand von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.“

Selbst zu leuchten beginnen

Predigt

Ich kann sie schon fast nicht mehr hören, die Nachrichten aus Syrien.
Erst dieser Tage hat der ORF gemeldet, dass Tausende Kinder in Syrien gestorben sind, weil sie notwendige Medikamente nicht bekommen konnten. Was für ein brutaler Krieg! Unzählige unschuldige Opfer. Darunter so viele Kinder.

Franziskanerpater Gottfried Wegleitner im Porträt

Franziskaner

Guardian P. Gottfried Wegleitner

Als ich unlängst mit Freunden beisammen saß, hat einer gesagt: Hör mir doch auf mit Gott! Wenn doch der Mensch dem Menschen zum Wolf werden kann. Wenn der Mensch dem Menschen den Kopf einschlägt, ihn massakriert, ihn umbringt. Tausendfach im Nahen Osten. Und nichts geschieht. Millionenfach damals im I. Weltkrieg. Millionenfach im II. Weltkrieg. Da müsste Gott doch einschreiten, müsste dreinschlagen und dem Kriegstreiben ein Ende bereiten. Tut er aber nicht. Also gibt es ihn nicht, kann es ihn nicht geben. Was kann ich dagegen sagen? Gerade im Angesicht von Krieg und Töten und Sterben? All das spricht gegen Gott.

Was spricht für Gott? Das Evangelium berichtet von Menschen, die Gott erfahren. Jesus hat sie mitgenommen auf einen Berg. Vor den Augen der drei erscheint Jesus plötzlich wie verwandelt. Sein Gesicht leuchtet wie die Sonne, seine Kleider sind blendend weiß wie das Licht. Und aus der Wolke ruft eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Ein besonderes Ereignis auf dem Berg. Die drei Männer erfahren Gott. Gott, der spricht. Gott, der Jesus verwandelt in eine leuchtende Gestalt. In doppelter Weise erfahren die drei den Herrn.

Liebe Schwestern, liebe Brüder! Wer hat nun recht? Der Freund, der sagt: Gott ist tot, denn wenn es ihn gäbe, dann würde er den Kriegen ein Ende bereiten? Die drei Apostel, die Gott erfahren? Blicken wir auf unser Leben: Einfach und alltäglich und unspektakulär. Tagein, tagaus nimmt es seinen Lauf.

Aber der Herr leuchtet in unser Leben: Da schenkt mir ein Mensch ein Lachen, das mich erfreut, das Licht und Sonne in den grauen Alltag bringt. Da ist ein Wort eines lieben Menschen, das mich ermutigt und mir hilft, das mir neuen Sinn gibt und Mut und Lebenskraft. Da ist der arme Mensch, dem ich tatkräftig helfe. Der Flüchtling aus Syrien, den ich aufnehme. Dem ich begegne. So viel Erfahrung Gottes in meinem kleinen bescheidenen Leben. So viel Gotteserfahrung, die wandelt.

Liebe Schwestern, liebe Brüder! Versuchen wir, sensibel zu werden für das Wirken Gottes in unserem Leben! Hinzuhören, wenn er spricht. Hinzuschauen, wo er sich zeigt. Wer Gott erfährt, wird gewandelt, beginnt selber zu leuchten und zu strahlen und zu scheinen. Nein, Gott ist nicht tot. Er leuchtet hinein in unser Leben, er erleuchtet uns, wandelt uns. Lassen wir uns von ihm zum Leuchten und zum Strahlen und zum Scheinen bringen! Lassen wir uns von Gott zum Leben führen!

Franziskaner in Wien

Das Wiener Ordenshaus ist eines der Hauptklöster der „Franziskanerprovinz Austria vom Heiligen Leopold in Österreich und Südtirol“. 1589 hatte die Stadt den damaligen Franziskanern das leerstehende Büßerinnenkloster aus dem 14. Jahrhundert überlassen, und sie errichteten eine Kirche - heute Wiens einziger Sakralbau im Renaissance-Stil. Im Betchor hinter dem Hochaltar die älteste Orgel Wiens, die Wöckherl-Orgel aus dem Jahr 1642. Sie und die Rieger-Orgel aus dem Jahr 1980 sind wichtige Elemente des vielfältigen musikalischen Programms, das die Franziskanerkirche bietet.

Menschen stehen Schlange und bekommen Suppe ausgeschenkt

Franziskaner

Suppenküche für Menschen in Not

Die Ordensbrüder haben zahlreiche seelsorgerliche Aufgaben in der Wiener Innenstadt. Täglich drei Messen, Beicht- und Aussprachegelegenheit, Fürsorge für in Not Geratene, die im Kloster zu essen bekommen, immer wieder Hochzeiten und Taufen, aber auch die Hilfsorganisation „Franziskaner für Mittel- und Osteuropa“, das Generalkommissariat vom Heiligen Land sowie das Mediensekretariat der Franziskanerprovinz.

Weitere Übertragungen aus der Franziskanerkirche

„Europa quo vadis?“, 18. Mai 2014

„70 Jahre Rosenkranz-Sühnekreuzzug“, 8. Oktober 2017

Aktuelles in Orden und Kloster

www.franziskaner.at

Kontakt

Franziskanerplatz 4
1010 Wien
Österreich

wien@franziskaner.at

gottesdienst@orf.at

Redaktion und Bildregie

Thomas Bogensberger