Ostfassade von Stift Klosterneuburg

Michael Zechany

Katholischer Palmsonntagsgottesdienst

Zum Auftakt der Karwoche übertrug der ORF live aus der Stiftskirche Maria Geburt in Klosterneuburg bei Wien die Palmsonntagszeremonie. Mit Gemeinde und Mitbrüdern feierte der Abtprimas der Augustiner Chorherren Bernhard Backovsky.

Die festliche Liturgie begann mit der Palmweihe im Stiftshof. Danach führte eine Prozession in Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem mit Musik in die Stiftskirche. Jesus huldigte man wie einem König mit Palmzweigen und Hosanna-Rufen. Doch sein Königtum war kein irdisches Reich, in ihm ist das Reich Gottes angebrochen. Dafür war er auch bereit zu leiden und zu sterben. Die festliche Palmprozession durchschritt beim Einzug auch das Kirchenportal als Symbol für den Eintritt in das neue Jerusalem - Symbol für das Überschreiten einer Schwelle, von der einen Freiheit in eine andere Freiheit.

Im Namen des Herrn

Evangelium: Matthäus 21

Als sich Jesus mit seinen Begleitern Jerusalem näherte und nach Betfage am Ölberg kam, schickte er zwei Jünger voraus und sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt, dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los und bringt sie zu mir! Und wenn euch jemand zur Rede stellt, sagt: „Der Herr braucht sie, er lässt sie aber bald zurückbringen.“

Palmkätzchen und Ölzweig auf Noten zum Palmsonntag mit dem Klosterneuburger Wappen

Andrea Stimpfl-Abele

Liedblatt zur Palmweihe

Das ist geschehen, damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist: Sagt der Tochter Zion: „Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist friedfertig, und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.“ Die Jünger gingen und taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte. Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Kleider auf sie, und er setzte sich darauf. Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf der Straße aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Die Leute aber, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: „Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe!“ Als er in Jerusalem einzog, geriet die ganze Stadt in Aufregung, und man fragte: „Wer ist das?“ Die Leute sagten: „Das ist der Prophet Jesus von Nazaret in Galiläa.“

Entscheidung gegenüber dem Heilsangebot

Predigt

Wir stehen wieder an der Schwelle zur Heiligen Woche. Mit einer feierlichen Palmprozession machen wir uns auf den Weg. Der Palmsonntag ist so etwas wie eine Ouvertüre, in der die ganze kommende Woche schon anklingt. Der Einzug in Jerusalem führt uns zum Leidensweg über Gründonnerstag und Karfreitag hin zu Ostern, der Auferstehung. Wenn wir Jesus auf seinem Weg begleiten, kann er für uns zu einem Begleiter auf unseren Lebenswegen werden.

Wenn wir uns heute in Form der Palmprozession zu Jesus von Nazaret als dem Heiland und Friedensbringer Gottes für die Menschheit bekennen, dann tun wir das im Wissen darum, dass Jesus Christus lebt und dass Gott ihm in der Auferstehung die Leitung der Geschichte der Menschheit übertragen hat. Nach unserer Überzeugung hängen auch heute und morgen der Friede und das Wohlergehen der Welt und jedes einzelnen Menschen von der Entscheidung gegenüber dem Friedens- und Heilsangebot ab, das Gott durch seinen Sohn Jesus Christus an uns ergehen lässt.

Wir bekennen uns zu Jesus als dem Friedensstifter seiner Kirche, des Volkes Gottes des Neuen Bundes, und wir sind überzeugt, dass die Versöhnung aller Christen untereinander den Weg der Völker zum Weltfrieden ebnen wird. Ohne Frieden mit Gott ist auf Dauer echter Friede unter den Menschen nicht möglich.

Zuletzt sind wir überzeugt und bitten darum, dass das Bekenntnis zu Jesus Christus und die Nachfolge Christi uns selbst zum Frieden und zum Heil gereichen werden. So wollen wir unserem Herrn und Heiland Jesus Christus freudig und voll Hoffnung heute huldigen.

Musik

Singt dem König Freudenpsalmen!

Kyrie eleison

Christus Sieger

O Haupt voll Blut und Wunden!

Ach Herr, lass dein’ lieb’ Engelein

Credo in unum Deum

Improperium expectavit cor meum

Heilig, heilig, heilig

Lamm Gottes

Kostet und seht!

Nun singt ein neues Lied
dem Herren!

Cantorey des Stiftes Klosterneuburg

Stadtkapelle Klosterneuburg

Orgel: Helmut Lerperger

Gott wird mir helfen

1. Lesung: Jesaja 50

Gott, der Herr, gab mir die Zunge eines Jüngers, damit ich verstehe, die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort.

Jeden Morgen weckt er mein Ohr, damit ich auf ihn höre wie ein Jünger. Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. Ich wehrte mich nicht und wich nicht zurück. Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen. Und denen, die mir den Bart ausrissen, meine Wangen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel.

Doch Gott, der Herr, wird mir helfen, darum werde ich nicht in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel, ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.

900 Jahre Stiftskirche Klosterneuburg

Am 12. Juni 1114 wurde der Grundstein zur Stiftskirche gelegt, als Markgraf Leopold III. von Österreich, der später heiliggesprochene Landespatron, wollte, dass das von ihm gestiftete Kloster ein würdiges Gotteshaus bekommt. Mit der großzügigen Monumentalität, in der die Stiftskirche damals alle Kirchen des Landes übertraf, legte er den Grundstein zu einem religiösen, sozialen und kulturellen Zentrum. 900 Jahre später steht das Jubiläumsjahr unter dem Motto: Glaube – Begegnung – Friede.

Stiftskirche Klosterneuburg innen mit dem vom Fastentuch verhüllten Altar

Reinhard Schandl

Hochaltar mit Fastentuch

Das Engagement der Augustiner Chorherren für Frieden und Menschlichkeit versteht sich als praktische Auswirkung des christlichen Glaubens in der Begegnung von Mensch zu Mensch. Das Stift ist ein Ort, an dem sich Menschen aller Nationalitäten und sozialer Herkunft begegnen – bei religiösen und kulturellen Veranstaltungen kommen sie ins Gespräch über „Gott“ und „die Welt“.
Im Jubiläumsjahr stimmen künstlerische Interventionen am Stiftsgelände auf die Begegnung mit dem Chorherrenstift ein. Die Chronik berichtet übrigens auch, dass das Stift schon durch Leopold III. mit Weingärten ausgestattet wurde und somit auf eine neunhundertjährige Weintradition zurückblicken kann. Dies macht Stift Klosterneuburg zum ältesten heute noch bestehenden Weingut Österreichs und zum einzigen Stiftsweingut, das noch alle Schritte der Weinproduktion selbst durchführt.

Aktuelles im Stift

www.stift-klosterneuburg.at

Kontakt

Stiftsplatz 1
3400 Klosterneuburg
Österreich

gottesdienst@orf.at

Redaktion und Bildregie

Thomas Bogensberger