Prof. Manfred Spitzer ist Experte auf dem Gebiet der Gehirnforschung

IIR Österreich GmbH

Manfred Spitzer: „Wie ist das mit der Klugheit?“

Im achten Teil der Serie „Die Wiederkehr der Tugend“ widmet sich der Ulmer Hirnforscher Manfred Spitzer der Klugheit. „Je mehr ich weiß, desto mehr habe ich auch die Verantwortung, mein Wissen anzuwenden und entsprechend für Gutes in der Welt umzusetzen", sagt er.

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Sendungshinweis

„Was ich glaube“ am Sonntag, 16. November, 16.55 Uhr, ORF 2

"Ein Professor, der sein Wissen für sich behält, während um ihn herum die Welt untergeht, kann nicht für gut gehalten werden. Umgekehrt folgt daraus, dass er gelegentlich unbequeme Dinge sagen muss. Denn wer kann sich das sonst noch leisten? Nur Leute, die unkündbar sind und die ihr Geld bekommen, auch wenn sie unbequeme Dinge sagen. Deswegen brauchen wir sie: die klugen Leute, die unbestechlich sind und auch mal Unbequemes sagen!“, so Manfred Spitzer.

Wissen werde seiner Meinung nach heute viel zu sehr unterschätzt: „Wissen ist kein auswendig gelerntes Faktenwissen. Wirkliches Wissen ist immer vernetzt und anwendungsrelevant. Und solches Wissen ist unverzichtbar.“ Solches Wissen sei auch nicht durch das „Netz“ oder durch „Google“ ersetzbar: „Es wird ja heute oft gesagt: ‚Alles ist im Netz. Was müssen wir da noch wissen? Wir können ja alles googlen.‘ – Ein völliger Unsinn.

Denn wenn Sie googeln, müssen Sie was wissen, denn sonst sind Sie hoffnungslos verloren, weil Google Ihnen in 0,1 Sekunden die berühmten 1.000 Hits auf den Bildschirm schmeißt. Und was machen Sie dann? Nichts. Es sei denn, Sie wissen was und können die Spreu vom Weizen trennen. Und je mehr Sie wissen, desto besser können Sie Google verwenden. Aber zu sagen, wir könnten Wissen durch Google ersetzen, ist einfach nur dummes Geschwätz!“

Die Klugheit zählt seit Platon neben der Gerechtigkeit, der Mäßigung und der Tapferkeit zu den vier Kardinaltugenden. Anders als die drei christlichen oder theologischen Tugenden (Hoffnung, Liebe, Glaube), die – so heißt es im Christentum – als von Gott verliehen gelten, könnten und müssten die vier Kardinaltugenden erworben werden. Die große abendländische Tradition sieht in der Tugend jene Fähigkeit und Tauglichkeit des Menschen, die ein umfassendes Glücken des persönlichen und sozialen Lebens ermöglicht.

Bisweilen klingt der Begriff der „Tugend“ ein wenig verstaubt. Aber, hat er in einer Gesellschaft, die vor der Herausforderung das individuell Gute mit dem sozial Gerechten in Einklang zu bringen, seine Aktualität verloren? „Was ich glaube“ fragt nach bei interessanten Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kunst und Philosophie und lässt sie im Rahmen der Serie „Die Wiederkehr der Tugend“ über die Aktualität der alten Tugenden nachdenken.

Gestaltung und Redaktion: Barbara Krenn