Eine Kaiserschnittgeburt

ORF/Geyrhalter Film

Meine Narbe - Ein Schnitt ins Leben

Für die Gesellschaft ganz normal, für jede Frau ein Einschnitt in ihren Körper und ihr Leben, der weit schwieriger zu verarbeiten ist, als allgemein propagiert: Der Kaiserschnitt. Danach: „kreuz und quer“-Diskussion zum Thema „Medizin zwischen Markt und Moral – Was bestimmt unsere Lebensplanung?“

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 25. November 2014
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholungen:

Mittwoch, 26. November 2014
um 20.15 Uhr, ORF III

Donnerstag, 20. November 2014
11.50 Uhr, ORF 2
Nur „Meine Narbe - Ein Schnitt ins Leben“

Im Mittelpunkt von Mirjam Ungers in HD produzierter Dokumentation „Meine Narbe – Ein Schnitt ins Leben“, die „kreuz und quer“ – präsentiert von Doris Appel – stehen die Wahrnehmungen der Eltern bei der Geburt mit Kaiserschnitt.

In berührenden Interviews schildern sie ihr körperliches und seelisches Empfinden rund um dieses geplante oder ungeplante Ereignis und über die Folgen dieser oft traumatisierenden Geburt.

Um 23.30 Uhr folgt eine „kreuz und quer“-Diskussion zum Thema „Medizin zwischen Markt und Moral – Was bestimmt unsere Lebensplanung?“ Folgt die Lebensplanung dem Diktat wirtschaftlicher und karrieretechnischer Prämissen? Oder ist es Ausdruck des Fortschritts, der Autonomie und Freiheit?

Darüber diskutieren unter der Leitung von Günter Kaindlstorfer: Matthias Beck (Pharmazeut und Mediziner; theologischer Ethiker an der Universität Wien), Ruth Baumann-Hölzle (Mitgründerin und Leiterin des Instituts „Dialog Ethik“ – für Ethik im Gesundheitswesen, Zürich), Peter Moeschl (ehemals leitender Chirurg an der Krankenanstalt Rudolfstiftung, Publizist und Kulturtheoretiker in Wien).

„Meine Narbe – Ein Schnitt ins Leben“

Jedes dritte Baby in Österreich erblickt mittlerweile per Kaiserschnitt das Licht der Welt. Die oftmals als „sanft“ beschriebene Form der Geburt ist heutzutage die häufigste Operation bei Frauen im gebärfähigen Alter. Die von der Medizin so angepriesene, weil angeblich risikoarme Form der Geburt wird aber von Frauen vielfach als Trauma erlebt: „Der Kaiserschnitt war immer eine dunkle Wolke, die über mir gehangen ist. So viele andere Frauen bringen ihre Kinder vaginal zur Welt, nur ich schaff’s nicht.“ Gedanken und Gefühle, die oft genug dazu führen, dass ihr Erlebnis mit dem Kaiserschnitt tabuisiert wird.

Prof. Peter Husslein, Leiter der Geburtshilfe im AKH, ist sicher, dass die Zahl solcher operativen Geburten weiter zunehmen wird – obwohl die Weltgesundheitsorganisation eine Rate von etwa 15 Prozent empfiehlt. Das entspricht in etwa der Anzahl jener Geburten, in denen medizinische Indikationen vorliegen, die einen Kaiserschnitt unumgänglich machen. In Österreich ist die Zahl der Schnittgeburten aber doppelt so hoch. Prof. Husslein sieht daher die normale Geburt bald als Ausnahme: „Frauen werden sich ganz bewusst für die vaginale Geburt entscheiden müssen, während sie sich jetzt noch bewusst für den Kaiserschnitt entscheiden.“

Er malt damit ein Bild, gegen das sich die Hebamme Ulrike Schuster wehrt. Sie ist längst aus dieser „Maschinerie“, wie sie sagt, ausgestiegen und arbeitet nun im Waldviertel als Hebamme für Hausgeburten. Sie weiß viel von Angstmache und Zeitdruck zu berichten: „Wenn man Schwangeren sagt, für ihr Kind wäre das besser, sagt kaum eine Frau: ‚Ich will das nicht!‘. Damit hat man die meisten schon gefangen.

Man macht ihnen Angst und hängt es am Kind auf.“ Doch was sind die wahren Gründe für das rapide Ansteigen der Rate an Kaiserschnitten, und was hätten viele Mütter und Väter bei der Geburt gerne besser gemacht, wenn sie nur die Wahl gehabt hätten? Renate Großbichler, leitende Hebamme des SMZ Ost Wien, sieht den Vorteil des Kaiserschnitts in seiner guten Planbarkeit: „Das ist eine sehr bequeme Geschichte. Ich hab keine Rufbereitschaft, ich kann die Sache in einer halben Stunde erledigt haben, hab die Mutter unter Dach und Fach.“

Im Mittelpunkt der Dokumentation stehen junge Mütter und Väter und ihr persönliches Erleben mit der Schnittentbindung. In Interviews schildern sie Erwartungen und Wünsche, die sie an die Geburt ihres Kindes hatten, ihr körperliches und seelisches Empfinden sowie die oft langwierigen Folgen dieses Ereignisses.

Ein Film von Mirjam Unger

„kreuz und quer“-Diskussion zum Thema „Medizin zwischen Markt und Moral – Was bestimmt unsere Lebensplanung?“

Die moderne Medizin weitet die Grenzen des Machbaren immer mehr aus – und stellt Betroffene vor neue ethische Entscheidungen. Das Einfrieren von Eizellen soll Frauen die Möglichkeit geben, sich für eine Schwangerschaft zu entscheiden, wenn sie zur Karriereplanung passt.

Der Trend zu Kaiserschnittgeburten ohne medizinische Indikation ist in Österreich steigend, jedes dritte Kind kommt durch eine Sectio auf die Welt: So lässt sich der Tag der Geburt genau einplanen – zwischen Business-Terminen und Freizeitverpflichtungen.

Unter der Leitung von Günter Kaindlstorfer diskutieren: Matthias Beck (Pharmazeut und Mediziner; theologischer Ethiker an der Universität Wien), Ruth Baumann-Hölzle (Mitgründerin und Leiterin des Instituts „Dialog Ethik“ – für Ethik im Gesundheitswesen, Zürich), Peter Moeschl (ehemals leitender Chirurg an der Krankenanstalt Rudolfstiftung, Publizist und Kulturtheoretiker in Wien).