Altarraum während der Wandlung

Pfarre Ebensee

„Wir alle sind gerufen“

Ein katholischer Gottesdienst live aus der Pfarrkirche Hl. Josef in Ebensee am oberöstereichischen Traunsee. Mit der Gemeinde feierten Pfarrer Alois Rockenschaub und die Diakone Fridolin Engl und Kurt Schrempf.

Was ist das Reich Gottes? Das Leben in Fülle. Und dieses Leben in Fülle ist greifbar nahe, sagt Jesus im Evangelium zum dritten Sonntag im Jahreskreis seinen Jüngern. Doch er mahnt sie zur Umkehr. Alle Menschen sind gerufen, am Aufbau des Reiches Gottes und damit des Lebens in Fülle mitzuwirken. Was aber passiert, wenn das Leben in Fülle für alle in Gefahr ist, wie in der Stadt Ninive der Lesung? 70 Jahre nach Ende der Naziherrschaft noch immer brennende Fragen,.

MUSIK
Lobe den Herren!

Ferdinand Schubert:
Landmesse

Zu dir, oh Herr,
hebe ich meine Seele

Was uns die Erde Gutes spendet

Deinen Tod, oh Herr, verkünden wir

Lass uns in deinem Namen

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Gestaltung:

Chor der Pfarre Ebensee

Orchester der Pfarre Ebensee

Orgel: Roger Sohler

Musikalische Leitung:
Franz Kasberger

Er sah, dass sie umkehrten

Lesung: Jona 3

Das Wort des Herrn erging zum zweiten Mal an Jona: „Mach dich auf den Weg und geh nach Ninive, in die große Stadt, und droh ihr all das an, was ich dir sagen werde!“ Jona machte sich auf den Weg und ging nach Ninive, wie der Herr es ihm befohlen hatte. Ninive war eine große Stadt vor Gott; man brauchte drei Tage, um sie zu durchqueren. Jona ging in die Stadt hinein. Er ging einen Tag lang und rief: „Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört!“ Und die Leute von Ninive glaubten Gott. Sie riefen ein Fasten aus, und alle, groß und klein, zogen Bußgewänder an. Und Gott sah ihr Verhalten, er sah, dass sie umkehrten und sich von ihren bösen Taten abwandten. Da reute Gott das Unheil, das er ihnen angedroht hatte, und er führte die Drohung nicht aus.

Folgt mir nach!

Evangelium: Markus 1

Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa. Er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihr Netz auswarfen, sie waren nämlich Fischer. Da sagte er zu ihnen: „Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes. Sie waren im Boot und richteten ihre Netze her. Sofort rief er sie, und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus nach.

Sein Herz und sein ganzes Leben auf ein Ziel ausrichten

Predigt

Die großen Ereignisse des Weihnachtsfestkreises klingen an den ersten Sonntagen im Jahreskreis noch nach. Das Kommen Jesu in unsere Welt ist DAS Heilsereignis. In der Ebenseer Landschaftskrippe wird das Wunder der Weihnacht in unsere Gegend verlegt und damit gleichsam zum Ausdruck gebracht, dass die Menschwerdung Gottes nicht irgendwann einmal war, sondern unter uns, in unserem Lebensbereich sich ereignet. Dass Jesus in die Welt kommt, damit beginnt das Reich Gottes unter uns Menschen. Er lädt uns ein zur Umkehr. Er will, dass sich sein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit ausbreitet. Der Evangelist Markus lässt Jesus bei seinem ersten öffentlichen Auftreten seine Botschaft in einem Satz zusammenfassen: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Mit Jesus Christus fängt das Reich Gottes in dieser Welt an. Es ist das Reich, von dem der Apostel Paulus sagt: „Das Reich Gottes ist Gerechtigkeit, Friede und Freude."

„Kehrt um!" - Umkehr heißt, sein Herz und sein ganzes Leben auf ein Ziel ausrichten und alles andere aufgeben, das diesem Ziel widerspricht. Erst wenn wir unser Leben auf Christus ausrichten, können wir auch seiner frohen Botschaft glauben. Damit dieser Ruf zur Neuausrichtung des Lebens alle Menschen erreicht, schart Jesus Mitarbeiter um sich. Wir alle sind gerufen. Zu jedem und jeder von uns sagt Jesus: „Komm und folge mir nach! Arbeite mit!“ Die einen sind zur Ehe berufen, andere zur besonderen Nachfolge in Ehelosigkeit, die einen sendet er in die Schule, die anderen in ein Büro, wieder andere in den Sozialbereich oder in die Politik, Wirtschaft, Wissenschaft oder aufs Feld.

Wir gehen unterschiedliche Wege, doch folgen wir dem gleichen Ruf. Und immer wieder wird es neu auf eines ankommen: Dass wir dem Herrn dort, wohin er uns gestellt hat, nachfolgen. Es ist nie zu spät, einen Neuanfang mit Gott zu starten. Der Apostel Paulus, dessen Bekehrung wir heute feiern, ist ein leuchtendes Beispiel. In jede Lebenssituation hinein macht Gott uns das Angebot: Komm, folge mir nach! Mach es so wie ich!

Liebe Schwestern und Brüder, Jesus zeigt uns einen Gott der Zuneigung und Nähe, einen Gott der mitgeht, mitträgt, mitleidet, der für die Menschen da ist. Im Reich Gottes herrschen Frieden, Liebe und Barmherzigkeit. Wenn Menschen sich anmaßen, sich an Gottes Platz stellen zu wollen, führt das zu Unterdrückung, Gewalttat, Grausamkeit und Mord. Das erleben wir schrecklich in unseren Tagen an vielen Orten der Welt. Und daran erinnert uns der Gedenktag für die Opfer des Holocaust am 27. Jänner, an dem sich heuer zum 70. Mal die Befreiung des KZ Auschwitz jährt. Möge dieser Tag für immer unter dem Wunsch stehen: Nie wieder!

In Ebensee, wo sich ein Nebenlager des KZ Mauthausen befand, haben überlebende italienische KZ Häftlinge aus Prato uns die Hand gereicht und eine „Partnerschaft des Friedens Prato-Ebensee“ angeregt, die 1987 unterzeichnet wurde. Durch sie haben wir mit der Aufarbeitung der Geschichte begonnen und eine gute Gedenkkultur entwickelt. Dafür steht unser Zeitgeschichtemuseum Ebensee, der Partnerschaftsverein Prato-Ebensee, und dafür stehen die Pfarren Ebensee und S. Lucia in Prato. Mit unserer Erinnerungsarbeit leisten wir einen kleinen Beitrag zu einem „Nie wieder!“ Das Vortragekreuz in unserer Pfarrkirche, besteht aus Balken einer Baracke des KZ Mauthausen. Es ist uns immer wieder Mahnung.

Liebe Schwestern und Brüder! „Kommt her, folgt mir nach. Ich werde euch zu Menschenfischern machen!“ Lassen wir uns von diesem Wort Jesu ansprechen und lassen wir uns zu Menschen machen, die einander zum guten Leben verhelfen. Jeder und Jede von uns hat seine/ ihre Aufgabe, Verantwortung und Sendung. Wenn wir das erkennen und erfüllen, wird unser Leben und Christsein sinnvoll. Wo wir aus dem Geist Jesu Christi leben, hat das Reich Gottes schon begonnen. Heute braucht Gott dich und mich, damit das Evangelium die Menschen heute erreicht. Maria, Josef, die Apostel und die Heiligen sind uns dabei Vorbilder.

Katholisch in Ebensee

Ebensee hatte lange Zeit keine eigene Pfarre, sondern gehörte kirchlich zum Kloster Traunkirchen. Da es dorthin keine Straßen gab, mussten Gläubige zur Messe über den See rudern. Das war mitunter nicht ungefährlich, manchmal starben Menschen auf dem Weg. Dennoch blieb der Ruf nach einer eigenen Kirche lange ungehört. Ab 1656 betreute ein Kaplan die Josefskapelle im Salinenverwaltungsgebäude, 1726 genehmigte schließlich Karl IV. einen Kirchenbau und 3 Jahre später wurde das vom Linzer Barockbaumeister Johann Michael Pruner geplante Gotteshaus geweiht. Erst 1786 erhob dann Joseph II. Ebensee zu einer eigenen Pfarre.

In den nationalsozialistischen Jahren wurde in Ebensee ein Konzentrationslager betrieben. In besonderer Weise wird daher in dieser Gemeinde der Nazi-Opfer gedacht. 1987 gründeten Überlebende des KZ Prato bei Florenz eine Pfarrpartnerschaft des Friedens mit Ebensee.

Aktuelles in der Gemeinde

www.pfarre-ebensee.at

Kontakt

Katholische Pfarre Ebensee
Marktgasse 15
4802 Ebensee
Österreich

gottesdienst@orf.at

Redaktion und Bildregie

Thomas Bogensberger