Papst Franziskus beim Abschlussgottesdienst in Manila

Reuters/Erik De Castro

Live: Papstgottesdienst in Manila

Der ORF war live dabei, als das Oberhaupt der Katholischen Kirche im Rizal Park in Manila mit rund 6 Millionen Menschen Gottesdienst feierte. Durch den Vormittag begleiteten Christoph Riedl-Daser, Paul M. Zulehner und Mathilde Schwabeneder.

An die 6 Millionen Gläubige nahmen an der Messe im Freien teil. Rund um den Gottesdienst berichtete der ORF über die gesamte einwöchige Reise von Papst Franziskus nach Sri Lanka und auf die Philippinen. Im ORF-Papststudio Christoph Riedl-Daser mit dem Pastoraltheologen Paul M. Zulehner. Aus Manila zugeschaltet war Korrespondentin Mathilde Schwabeneder.

MUSIK

Kordero Ng Diyos

Kyrie eleison

Jesu, panis vitae

Laudate dominum

Glory to God

Alay Sa Diyos

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Philippine Madrigal Singers

Kantor: Mark Carpio

Rede, Herr! Dein Diener hört

1. Lesung: Erstes Buch Samuel

In jenen Tagen schlief der junge Samuel im Tempel des Herrn, wo die Lade Gottes stand.Da rief der Herr Samuel, und Samuel antwortete: „Hier bin ich.“ Dann lief er zu Eli und sagte: „Hier bin ich, du hast mich gerufen.“ Eli erwiderte: „Ich habe dich nicht gerufen. Geh wieder schlafen!“ Da ging er und legte sich wieder schlafen. Der Herr rief noch einmal: „Samuel!“ Samuel stand auf und ging zu Eli und sagte: „Hier bin ich, du hast mich gerufen.“ Eli erwiderte: „Ich habe dich nicht gerufen, mein Sohn. Geh wieder schlafen!“

Samuel kannte den Herrn noch nicht, und das Wort des Herrn war ihm noch nicht offenbart worden. Da rief der Herr Samuel wieder, zum dritten Mal. Er stand auf und ging zu Eli und sagte: „Hier bin ich, du hast mich gerufen.“ Da merkte Eli, dass der Herr den Knaben gerufen hatte. Eli sagte zu Samuel: „Geh, leg dich schlafen! Wenn er dich wieder ruft, dann antworte: ‚Rede, Herr, denn dein Diener hört.‘“ Samuel ging und legte sich an seinem Platz nieder. Da kam der Herr, trat zu ihm heran und rief wie die vorigen Male: „Samuel, Samuel!“ Und Samuel antwortete: „Rede, denn dein Diener hört!“ Samuel wuchs heran, und der Herr war mit ihm und ließ keines von all seinen Worten unerfüllt.

Verherrlicht Gott in eurem Leib!

2. Lesung: Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther

Brüder, der Leib ist nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn, und der Herr für den Leib. Gott hat den Herrn auferweckt, er wird durch seine Macht auch uns auferwecken. Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Wer sich an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm. Hütet euch vor der Unzucht! Jede andere Sünde, die der Mensch tut, bleibt außerhalb des Leibes. Wer aber Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst, denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden. Verherrlicht also Gott in eurem Leib!

Kommt und seht!

Evangelium: Johannes 1

In jener Zeit stand Johannes am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: „Seht, das Lamm Gottes!“ Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus.

Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, fragte er sie: „Was wollt ihr?“ Sie sagten zu ihm: „Rabbi,“ - das heißt übersetzt: Meister - „wo wohnst du?“ Er antwortete: „Kommt und seht!“ Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm. Es war um die zehnte Stunde.

Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden. Messias heißt übersetzt: der Gesalbte - Christus. Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: „Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen.“ Kephas bedeutet: Fels - Petrus.

Berufen, Missionare des Glaubens zu sein

Predigt

„Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt“. Es ist mir eine besondere Freude, den „Jesuskind-Sonntag“ mit euch zu feiern. Das Bild vom heiligen Jesuskind begleitete von Anfang an die Verbreitung des Evangeliums in diesem Land. Mit königlichen Gewändern bekleidet und eine Krone auf dem Haupt, trägt es das Zepter, den Globus und das Kreuz. So erinnert es uns ständig an die Verbindung zwischen dem Reich Gottes und dem Geheimnis der spirituellen Kindschaft. Jesus sagt es uns im heutigen Evangelium: „Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ Das Jesuskind verkündet uns fortwährend, dass das Licht der Gnade Gottes über einer Welt aufgestrahlt ist, die in der Finsternis wohnte. Es hat die Frohe Botschaft unserer Freiheit von der Sklaverei gebracht und uns auf die Wege des Friedens, des Rechtes und der Gerechtigkeit geführt. Es erinnert uns auch an unsere Berufung, Christi Reich auf der ganzen Welt zu verbreiten.

In diesen Tagen während meines ganzen Besuches habe ich euch das Lied singen hören: „Wir alle sind Kinder Gottes". Das ist es, was das Jesuskind uns sagt. Es erinnert uns an unsere eigentliche Identität. Wir alle sind Kinder Gottes, Mitglieder der göttlichen Familie. Heute hat der heilige Paulus uns verkündet, dass wir in Christus Gottes Adoptivkinder geworden sind, Brüder und Schwestern in Christus. Das ist es, was wir sind. Das ist unsere Identität. Einen wunderschönen Ausdruck davon haben wir gesehen, als die Philippinen sich um unsere vom Taifun betroffenen Brüder und Schwestern geschart haben.

Der Apostel sagt uns, dass wir reich gesegnet sind, da Gott uns erwählt hat! „Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel“. Diese Worte haben auf den Philippinen einen besonderen Klang, denn es ist das führende katholische Land in Asien; das ist als solches ein besonderes Geschenk Gottes, ein Segen. Aber es ist auch eine Berufung. Die Philippinen sind berufen, hervorragende Missionare des Glaubens in Asien zu sein.

Gott hat uns zu einem bestimmten Zweck erwählt und gesegnet: heilig und untadelig vor ihm zu sein. Er hat uns erwählt – jeden von uns –, damit wir in dieser Welt Zeugen seiner Wahrheit und seiner Gerechtigkeit sind. Er hat die Welt als einen wunderschönen Garten erschaffen und uns aufgefordert, für sie zu sorgen. Doch durch die Sünde hat der Mensch diese natürliche Schönheit entstellt. Durch die Sünde hat der Mensch auch die Einheit und Schönheit unserer Menschheitsfamilie zerstört und Gesellschaftsstrukturen geschaffen, die Armut, Unwissenheit und Korruption fortbestehen lassen.

Manchmal, wenn wir überall um uns Mühen, Schwierigkeiten und Unrecht sehen, sind wir versucht aufzugeben. Es scheint, als gelten die Verheißungen des Evangeliums nicht, als seien sie unrealistisch. Doch die Bibel sagt uns, dass die große Gefährdung von Gottes Plan mit uns von jeher die Lüge ist. Der Teufel ist der Vater der Lügen. Oft verbirgt er seine Fallen hinter dem Anschein der Kultiviertheit, hinter der Verlockung, modern und wie alle anderen zu sein. Er lenkt uns ab mit dem Köder kurzlebiger Vergnügen, oberflächlichen Zeitvertreibs. Und so vergeuden wir unsere gottgegebenen Geschenke, indem wir uns mit Schnickschnack beschäftigen. Wir verschwenden unser Geld für Spiel und Getränke und drehen uns um uns selbst. Wir vergessen, auf die Dinge ausgerichtet zu bleiben, auf die es wirklich ankommt. Wir vergessen, im Innersten Kinder Gottes zu bleiben.

Denn Kinder haben, wie der Herr uns sagt, ihre eigene Weisheit, die nicht die Weisheit der Welt ist. Darum ist die Botschaft vom Jesuskind so wichtig. Es spricht uns alle zutiefst an. Es erinnert uns an unsere eigentliche Identität, an das, was wir als Gottes Familie zu sein berufen sind. Das Jesuskind erinnert uns auch daran, dass diese Identität geschützt werden muss. Christus als Kind ist der Schutzherr dieses großen Landes. Als er in die Welt kam, war sein eigenes Leben durch einen korrupten König bedroht. Jesus selbst bedurfte des Schutzes. Er hatte einen irdischen Beschützer, den heiligen Josef. Er hatte eine irdische Familie, die Heilige Familie von Nazareth. Auf diese Weise erinnert er uns daran, wie wichtig es ist, unsere Familien zu schützen wie auch jene umfassenderen Familien, nämlich die Kirche – die Familie Gottes – und die Welt – unsere Menschheitsfamilie. Leider muss die Familie in unseren Tagen allzu oft gegen heimtückische Angriffe und Programme verteidigt werden, die im Gegensatz zu all dem stehen, was uns wahr und heilig ist, zum Schönsten und Edelsten in unserer Kultur.

Im Evangelium empfängt Jesus die Kinder, er umarmt und segnet sie. Auch wir müssen unsere Jugendlichen schützen, führen und ermutigen, indem wir ihnen helfen, eine Gesellschaft aufzubauen, die ihres großen spirituellen und kulturellen Erbes würdig ist. Besonders müssen wir jedes Kind als ein Geschenk betrachten, das angenommen, gehegt und beschützt werden muss. Und wir müssen uns um unsere jungen Menschen kümmern und nicht zulassen, dass sie ihrer Hoffnung beraubt und dazu verurteilt werden, auf der Straße zu leben.

Ein zartes, schutzbedürftiges Kind war es, das Gottes Güte, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit in die Welt brachte. Gottes Sohn widersetzte sich der Unehrlichkeit und der Korruption, die die Erbschaft der Sünde sind, und besiegte sie durch die Kraft des Kreuzes. Jetzt, am Ende meines Besuches auf den Philippinen, empfehle ich euch ihm, Jesus, an, der als ein Kind in unsere Mitte kam. Möge er all die geliebten Menschen dieses Landes befähigen zusammenzuarbeiten, indem sie beim Aufbau einer Welt der Gerechtigkeit, der Rechtschaffenheit und des Friedens einander beschützen – angefangen von euren Familien und Gemeinschaften. Möge das Jesuskind die Philippinen weiterhin segnen und die Christen dieser großen Nation in ihrer Berufung unterstützen, in Asien und in der ganzen Welt Zeugen und Missionare der Freude des Evangeliums zu sein. Bitte, betet für mich! Gott segne euch alle!

Noch einmal feiern

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Die Lieder

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Näheres zur gesamten Reise

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Kontakt

gottesdienst@orf.at

Kommentar

Christoph Riedl-Daser
Paul Michael Zulehner
Mathilde Schwabeneder

Redaktion

Thomas Bogensberger