die Katholische Gemeinde von Linz-Pichling in ihrer Pfarrkirche während einer Messe

Pfarre Linz-Pichling

„wachsam sein“

Der ORF begann den Advent in Linz, mit einer Liveübertragung aus der Pfarrkirche St. Paul zu Pichling. Pfarrer Werner Grad feierte mit seiner Gemeinde die Messe zum ersten Adventsonntag.

Fängt mit dem ersten Adventsonntag die stillste Zeit im Jahr an oder ein immer hektischer werdender Countdown? Was wird aus dieser Welt? Aus unserem eigenen Leben? Steht am Ende Zerstörung, oder gibt es irgendeine Vollendung? Fragen, denen sich die Lesungstexte stellen.
Bemühen sich Menschen, miteinander wachsam und liebevoll umzugehen, dann kann der Weg in der Zeit der Erwartung wie auch der Weg des gesamten Lebens ein guter sein, weiß Pfarrer Grad, Augustiner Chorherr des Stiftes St. Florian.

Recht und Gerechtigkeit im Land

1. Lesung: Jeremia 33

Seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, da erfülle ich das Heilswort, das ich über das Haus Israel und über das Haus Juda gesprochen habe. In jenen Tagen und zu jener Zeit werde ich für David einen gerechten Spross aufsprießen lassen. Er wird für Recht und Gerechtigkeit sorgen im Land. In jenen Tagen wird Juda gerettet werden, Jerusalem kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen geben: Jahwe ist unsere Gerechtigkeit.

Wachsen und reich werden in der Liebe zueinander

2. Lesung: 1 Thessalonicher 3

Euch aber lasse der Herr wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen, wie auch wir euch lieben, damit euer Herz gefestigt wird und ihr ohne Tadel seid, geheiligt vor Gott, unserem Vater, wenn Jesus, unser Herr, mit allen seinen Heiligen kommt.

Im übrigen, Brüder, bitten und ermahnen wir euch im Namen Jesu, des Herrn: Ihr habt von uns gelernt, wie ihr leben müsst, um Gott zu gefallen, und ihr lebt auch so. Werdet darin noch vollkommener! Ihr wisst ja, welche Ermahnungen wir euch im Auftrag Jesu, des Herrn, gegeben haben.

MUSIK
Gerhard Schacherl:
Missa brevis „GAUDETE“
(Uraufführung)

Oh Heiland, reiß die Himmel auf!

Zu dir, oh Herr,
erheb ich meine Seele

Alleluja

Wenn wir unsre Gaben bringen

Tochter Zion

Macht hoch die Tür,
die Tor’ macht weit!

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Singkreis und Sängerrunde Pichling

Piano: Gerhard Schacherl

Bass: Manfred Schacherl

Orgel: Andreas Etlinger

Musikalische Leitung:
Thomas Hintersteiner

Eure Erlösung ist nahe

Evangelium: Lukas 21

Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen, denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen. Wenn das beginnt, richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe. Nehmt euch in acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euch nicht verwirren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht, wie (man in) eine Falle (gerät). Denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen. Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt.

Auf Ungerechtigkeit, Unrecht und Verhetzungen achten

Predigt

WACHSAM SEIN steht als Gedanke über diesem Gottesdienst. Im Evangelium heißt es: „Die Menschen werden vor Angst vergehen“. Es ist die Rede von Bestürzung, Ratlosigkeit, vom Toben und Donnern des Meeres. Es klingt, als wäre dieser Text im Jahr 2015 geschrieben. Bestürzung und Ratlosigkeit beherrschen viele Menschen und Regierungen. Vom Toben und Donnern des Meeres können die Flüchtlinge, die in kleinen Booten übers das Meer fahren, erzählen.

Das Evangelium hat uns hineingeführt – nein, nicht in die überaus schwierige Flüchtlingssituation – sondern in das Kommen des Menschensohnes. Der Text des Evangeliums ist aber nicht dazu geschrieben, uns Angst zu machen, uns einzuschüchtern und uns vielleicht damit auf einen frommen Weg zu führen, hin zu einem religiösen Leben, sondern er ist als Trost gedacht: „Wenn ihr all das seht, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter.“

Wir Menschen lassen uns oft allzu leicht verunsichern. Dann werden Angst und Sorge ganz groß, auch wenn wir persönlich gar nicht betroffen sind. Es gibt auch Menschen, die sich gerade in solchen Situationen aufrichten, zum Helfen bereit, die Menschlichkeit zeigen und auch leben.

Pfarrer Werner Grad entzündet die erste Kerze am Adventkranz

Pfarre St. Paul

Pfarrer Werner Grad

Die Erwartungen an den Advent sind von vielen von uns sehr groß und in der Erinnerung an die eigene Kindheit oft überzogen. Und doch gelingt es den Einzelnen doch immer wieder, die Zeit des Advents – nicht nur mit Kindern – für sich besinnlich zu gestalten. Dabei geht es nicht nur um Romantik, um ein paar Kerzen, Kekse und Tee, sondern um Recht und Gerechtigkeit, wie der Prophet Jeremia in der ersten Lesung sagt. Wobei natürlich gegen erstere nichts einzuwenden ist. Und hat Advent in unseren Augen auch mit Recht und Gerechtigkeit zu tun? Wachsamkeit ist auch in diesem Sinne zu verstehen, auf die Ungerechtigkeit, auf Unrecht und Verhetzungen zu schauen. Nicht nur gegen Terror wachsam zu sein, sondern auch gegen Einschränkungen von Menschenrechten und so manche Hartherzigkeit und Abschottung.

Nach Paulus, wie wir in der zweiten Lesung gehört haben, sollen wir ein Leben führen, das Gott gefällt. Dazu gehören Kirchenbesuch und Gebet, doch ganz wesentlich ist es diese Wachsamkeit für Recht und Gerechtigkeit, für Not und Freude der Mitmenschen. Wenn wir fromm sind oder meinen zu sein und viel beten, vergessen aber auf unsere Mitmenschen, sind wir nicht in der Spur Jesu.

Die Ansprüche sind groß, die da in den Lesungen genannt sind, sie übersteigen aber nicht unsere Kraft und Verhältnisse. Wachsamkeit wird da von uns erwartet. Ich brauche dabei nicht selber zu kurz zu kommen in der Sorge um andere. Ich soll mich aber auch nicht aus Angst verschließen in Egoismus und Einsamkeit. Wachsamkeit ist nicht Naivität, im Gegenteil. Wachsamkeit im Advent heißt ganz bewusst leben, mir Zeit nehmen für wichtige Dinge, vielleicht auch für etwas, was ich schon lange tun wollte. Vielleicht setze ich manche Prioritäten anders, nehme ich manches nicht mehr so wichtig. Das tägliche Gebet kann mit hellwach machen im Blick auf unsere Welt, auf den Ort und die Zeit, wo ich gebraucht werde.

Im Evangelium nach Lukas haben wir gehört: „Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf, uns erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“

Wir brauchen vor Angst nicht zu vergehen. Auch nicht im Hinblick auf die Kriege, Sorgen und Nöte der Welt, nicht im Hinblick auf die Flüchtlingsströme. Wir brauchen auch heute Menschen, die sich aufrichten, die Rückgrat zeigen, die Menschlichkeit beweisen.

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