seitliche Kirchentotale während eines Gottesdienstes mit Blick auf die Menge der Gläubigen

Pfarre St. Andrä

„Wasser des Lebens“

Taufe als Quelle der Barmherzigkeit. Aus diesem Blickwinkel feierte die Gemeinde von St. Andrä im Kärntner Lavanttal mit ihrem Dechant Pater Gerfried Sitar das Fest der Taufe Jesu. Der ORF übertrug live.

Portrait von Pater Gerfried Sitar

Pfarre Maria Loreto

Benediktiner Gerfried Sitar

Jesus stellt sich mitten unter die Menschen und lässt sich taufen. Der Geist ist die Kraft Gottes, die Zuwendung Gottes zu den Menschen, weiß Pater Gerfried. Wer ins Wasser des Lebens taucht, kann sich der göttlichen Barmherzigkeit sicher sein. Denn durch die Taufe Jesu ist allen Menschen Frieden und Versöhnung verkündet. Getragen von dieser Gewissheit gestaltete das Pfarrteam der Basilika Maria Loreto den Gottesdienst am Sonntag nach Dreikönig, den Gottesdienst zur Taufe des Herrn.

Ich habe dich aus Gerechtigkeit gerufen

1. Lesung: Jesaja 42

So spricht Gott, der Herr: „Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze, das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Völkern das Recht. Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus, ja, er bringt wirklich das Recht. Er wird nicht müde und bricht nicht zusammen, bis er auf der Erde das Recht begründet hat. Auf sein Gesetz warten die Inseln. Ich, der Herr, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen, ich fasse dich an der Hand. Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, der Bund für mein Volk und das Licht für die Völker zu sein, blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Kerker zu holen und alle, die im Dunkel sitzen, aus ihrer Haft zu befreien.“

MUSIK

Alle meine Quellen entspringen in dir

John Leavit: Kyrie

Gott in der Höh sei Preis und Ehr

Herr, deine Liebe ist grenzenlos

Heilig

Lamm Gottes

Our God

Panis Angelicus

Gregory Hamilton: Ave Maria

Nun singe Lob, du Christenheit!

Orgel: Helmut Stippich

Sopransolistin: Maria Stippich

Chorus Paradisi und seine Spatzen

Bei Gott willkommen

2. Lesung: Apostelgeschichte 10

In jenen Tagen begann Petrus zu reden, er sagte: "Wahrhaftig jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist. Er hat das Wort den Israeliten gesandt, indem er den Frieden verkündete durch Jesus Christus.

Er ist der Herr aller. Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren, denn Gott war mit ihm."

Er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen

Evangelium: Lukas 3

In jener Zeit war das Volk voll Erwartung, und alle überlegten im Stillen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Messias sei. Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: „Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“

Zusammen mit dem ganzen Volk ließ auch Jesus sich taufen. Und während er betete, öffnete sich der Himmel, und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab, und eine Stimme aus dem Himmel sprach: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“

Nicht der Einsamkeit und Resignation überlassen

Predigt

Was nützt der prächtig gedeckte Tisch, wenn die Teller leer bleiben? Oder was ist eine Tafel, die für ein Dinner for one bereitet ist und keine Gemeinschaft zulässt? Sind das nicht Bilder für unsere gegenwärtige Zeit? Wir verhungern oft am Überangebot, weil wir kaum etwas finden, das unserer Seele jene Nahrung gibt, die sie braucht. Wir leben im Zeitalter der Kommunikation, verdursten aber am Tisch des Wortes, weil wir oft nicht mehr in der Lage sind, Gefühle auszudrücken und ehrlich miteinander zu reden. Nach den feierlichen Weihnachtstagen, nach dem Neujahrstaumel mit einem großen Bündel voller guter Vorsätze für das Neue Jahr hat uns der Alltag wieder.

Ernüchterung ist eingekehrt. Inmitten dieser Tage feiern wir allerdings das Fest der Taufe des Herrn, das uns daran erinnern soll, dass wir durch die Taufe hineingenommen sind in die Mahlgemeinschaft mit Christus und nicht der Einsamkeit und Resignation überlassen werden. Jesus lädt uns ein, seine Gäste zu sein und hat uns den Tisch reichlich gedeckt. Wir dürfen heute in der Feier seiner Taufe unsere Taufe feiern und gespannt sein auf das Menü seiner Gastlichkeit.

Weisheit bedeutet vor allem das Erkennen der eigenen Bedürftigkeit, das Wahrnehmen der eigenen Unzulänglichkeit sowie das Zulassen dieser Grenzen und die Offenheit für Gottes Geist. Sie bedeutet, wach zu sein für die Unterscheidung der Geister in der heutigen Zeit der Überangebote. - Scheinbar Wichtiges und Beglückendes, das sich am Ende als Illusion entpuppt, von Wesentlichem zu unterscheiden. Weise zu sein heißt, nicht hitzköpfig und voreilig zu handeln, sondern besonnen und maßvoll.

Der Verstand darf beim Glaubenden nicht ausgeblendet sein. Das kluge Handeln muss den Christen auszeichnen und ihm den Stil verleihen, der ihn sympathisch werden lässt. Scharfsinn ist für den Christen wie Salz und Pfeffer, die ihn in einer turbulenten Welt bestehen lassen. Dazu gehört vor allem auch der Humor.

Heute umfängt uns oft Ratlosigkeit. Viele Fragezeichen tun sich auf dort, wo der Mensch an die Grenzen stößt. Dazu kommen oft mannigfache Ängste – jene vor der beruflichen Zukunft, Ängste, den Frieden und die Sicherheit in der Welt betreffend, Ängste vor anderen Kulturen, die uns begegnen. Wer durch die Taufe in das Vertrauen auf Gott eintaucht, darf gewiss sein, dass er ihn trägt und ihm die Gabe des Rates schenkt.

Wer stark sein möchte, braucht ein gutes Fundament, das tragfähig ist und nicht dem ersten Sturm nachgibt. Ein fester Glaube aus einer gesunden Frömmigkeit kann die Grundlage für ein gelungenes Leben werden. Eine lebendige Glaubensgemeinschaft braucht keine Mitläufer und Jasager. Sie braucht Menschen, die in ihrer Überzeugung auch bereit sind, gegen den Strom von Trend und Mode zu schwimmen. Echte Frömmigkeit bedeutet, im Herzen das zu glauben, was der Mund bekennt.

Gottesfurcht ist nicht die Angst vor Gott, sondern, dass wir ihn ernst nehmen in unserem Alltag und ihn zu einem festen Bestandteil unseres Lebens werden lassen. Wo Gott in unserem Leben verankert ist, dort dürfen wir vertrauen, dass er uns trägt, wo der Boden unter unseren Füßen nachzugeben droht.

Wir erkennen, dass es das Menü unserer Taufe ist – die sieben Gaben, die Gott uns durch seinen Geist schenkt. In der Taufe sind wir berufen, durch unser Leben spürbar zu machen, dass Christus lebt. Die sieben Gaben können auf einen Nenner gebracht werden, wo Barmherzigkeit zum Synonym für das Leben aus dem Geist wird. Wer sich vom lebendigen Wasser der Taufe erfassen lässt, spürt sehr deutlich, dass er Platz genommen hat am Tisch der Gemeinschaft und das „Dinner for one“ nicht eine Geschichte unerfüllter Sehnsüchte in Schwarz-Weiß bleibt, sondern der einzelne Teil einer großen Gemeinschaft wird.

Aktuell in der Gemeinde

http://www.kath-kirche-kaernten.at

Weiterer Gottesdienst aus St. Andrä

„Der gute Hirt und seine Schafe“ am 26.4.2015

Kontakt

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9433 St. Andrä im Lavanttal
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Thomas Bogensberger