Die Rolle des Glaubens

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Die Rolle des Glaubens

In der heurigen Jedermann-Produktion der Salzburger Festspiele spielt Johannes Silberschneider erstmals die Rolle des Glaubens - eine Rolle, die ihm förmlich auf den Leib geschrieben ist, denn der Glaube spielte schon sehr früh eine wichtige Rolle im Leben des Schauspielers.

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Sendungshinweis

FeierAbend, Pfingstmontag, 5.6.2017, 19.52 Uhr, ORF 2

Seine ersten Worte waren nicht „Mama“ und „Papa“, sondern „Imama“ und „Ipapa“, was soviel heißt wie „Himmelmutter“ und „Himmelvater“. Angesichts eines Fotos, das ihn als Buben beim Rosenkranzbeten im Kreis der Familie zeigt, erzählt er:

„Es war nie ein Druck da, und es ist nie etwas bestimmt worden. Ich hab nur gesehen, wie die Eltern das leben oder was für sie wichtig war. Oma und Opa waren auch sehr gläubig, und jeder hat eine andere Form gehabt. Es war nie so ein Zwang, jetzt musst du in die Kirche gehen, jetzt gehen wir da geschlossen hin, und es war nie etwas Militantes.

Sondern ich habe das für mich entdecken können. Wenn ich meinen Rock’n’Roll oder meinen Soul nicht für mich entdecken hätte können, hätte es mich nie interessiert. Und mit dem Glauben ist es auch so gewesen, das habe ich für mich selber entdeckt. Vielleicht habe ich deswegen noch so eine unmittelbare Empfindung dazu, weil mir das nicht eingebläut worden ist.“

Der FeierAbend zum Pfingstmontag ist in Mautern in der Steiermark angesiedelt, wo Silberschneiders Elternhaus steht. Er hat dort seit dem Tod seiner Eltern vor einigen Jahren nichts verändert: „Ich habe immer so Bereiche gebraucht, wo die Zeit stehen bleibt. Das war lange auch das Innere von Kirchen, die auch so etwas waren wie meine Wohnzimmer und Studiersäle.

Ich habe manchmal, wenn die Gegenwart für mich nicht erträglich war, in der Vergangenheit gelebt, habe in Antiquariaten herumgestöbert oder in Plattenläden… auch bei Kirchen und im Glauben ist das manchmal so eine Entrückung in irgendeine Zeitlosigkeit oder in irgendeine andere Welt und in eine andere Zeit.“

In Mautern stehen zwei katholische Kirchen, die Pfarrkirche und die Kirche des aufgelassenen Redemptoristen-Klosters mit einer Darstellung der göttlichen Dreieinigkeit -Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist. Dieses Fresko ist in der Zeit von Silberschneiders Kindheit entstanden und hat bis heute eine besondere Bedeutung für ihn: „Das war das erste Mal, das mir der Heilige Geist überhaupt aufgefallen ist, als Pfingstfigur.

Wie der da herabstürzt. Ich glaube, das ist die massive Herbeisehnung. Das Bild ist eigentlich in Blautönen, und wo es rot und feurig und gelb wird, das ist um den Kopf des Geistes. Und das gefällt mir schon sehr gut.“

Wie schon das Wort Inspiration besagt, spielt der Geist auch für den Künstler eine zentrale Rolle. Sein Verständnis der Schauspielkunst ist für Johannes Silberschneider ein durchaus dienendes: „Ich glaube, dass das Geheimnis darin liegt, dass du so eine Art Medium bist, dass du dich zur Verfügung stellst, dass irgendeine höhere Wahrheit durch dich transportiert wird und vermittelt wird einem Publikum.“

Und was will Johannes Silberschneider dem Publikum auf dem Salzburger Domplatz vermitteln, wenn er dort im Sommer den Glauben geben wird? Ganz einfach: „Ich glaube, dass das so ist, dass der Glaube auch in der letzten Minute in Erscheinung treten kann. Wenn Du vor dem Angesicht stehst und er sagt vielleicht: „Kennst mich?“ Und du sagst: „Ja“ - und weinst. Mehr ist er glaub ich nicht. Der Glaube.“

Ein Film von Michael Cencig
Redaktion: Barbara Krenn