Der Entscheider

ORF/Zoran Dobric

Der Entscheider und Dänischer Alptraum

Womit ist ein Beamter konfrontiert, der über das Schicksal von Menschen entscheiden muss? Nach welchen Kriterien gewährt er dem einen Asyl und entscheidet über die Abschiebung des anderen? Ein Film über die Arbeit, über den gesellschaftlichen und persönlichen Druck eines „Entscheiders“.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 20. Juni 2017
um 22.35 Uhr, ORF 2

"kreuz und quer“ – präsentiert von Christoph Riedl-Daser – zeigt die Dokumentation „Der Entscheider“. Zehntausende Flüchtlinge warten derzeit in Österreich auf einen Asylbescheid. Ob dieser positiv oder negativ ausfällt, hängt vor allem von den Fluchtgründen des Asylwerbers ab.

Doch entscheidend ist, wie glaubwürdig der Asylwerber seine Fluchtgeschichte dem Beamten des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl (dem so genannten „Entscheider“) während der Einvernahme im Hauptinterview präsentiert. Um 23.15 folgt „Dänischer Alptraum – Flüchtlinge in der Warteschleife“.

Mit 15 Jahren kommt Wasiullah in Dänemark an – nach einer traumatischen Flucht aus Afghanistan, die ihn durch halb Europa geführt hat. In Dänemark findet Wasiullah Menschen, die ihm helfen. Und Freunde, mit denen er auch viele unbeschwerte Momente teilen kann.

Der Entscheider

ORF/Zoran Dobric

Der Entscheider

Noch vor kurzem erlaubten Beamte der Asylbehörde den Asylwerbern prinzipiell nur kurze Antworten auf ihre Fragen. Das war oft ein Grund, warum etwa die Hälfte aller Asylverfahren mit negativem Ausgang vom Bundesverwaltungsgericht dann wieder zurück an die Asylbehörde geschickt wurden:

„Es gab dadurch schlicht und ergreifend viel zu wenig Informationen, um pro oder kontra urteilen zu können“, sagt Katrin Hulla, Juristin bei der Asylberatung der Caritas. Seit in den vergangenen zwei Jahren viele neue „Entscheider“ angestellt wurden, gibt es auch eine neue Befragungsart der Asylwerber: Das Hauptinterview soll von Beginn an ein offenes und persönliches Gespräch werden, heißt es.

„Für mich ist die Art und Weise entscheidend, wie erzählt wird. Wenn einfach monoton runtergeredet wird, dann werde ich ehrlich gesagt sehr skeptisch. Wenn ich jetzt zehn Minuten lang ohne Probleme erzähle, wie ich festgehalten wurde und gefoltert wurde, dann denk ich mir ok, das ist komisch.

Die Emotionen sollten da sein. Was mir persönlich auch wichtig ist, sind kleinere Details, die man sich nicht einfach so ausdenken kann, die glaubwürdig klingen…“, erzählt uns Florian Tschabuschnig, der seit 2016 beim Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl als Entscheider arbeitet.

Sowohl der Asylwerber als auch der „Entscheider“ stehen unter enormem emotionalen Druck. Doch bevor das Hauptinterview stattfindet, muss der „Entscheider“ alle bis dahin bekanntgegebenen Daten des Asylwerbers prüfen. Dafür stehen ihm sämtliche Abteilungen des BFA im Lande, Mitarbeiter der österreichischen Konsulate und Asylbehörden der meisten EU-Länder zur Verfügung.

„kreuz und quer“ begleitet den 27jährigen Afghanen Noorullah Qureshi, der seit November 2015 auf sein Asylverfahren in Österreich wartet. In Afghanistan war er als Dolmetscher bei der US-Army beschäftigt, bis ihn die Taliban auf offener Straße angriffen. „Sie attackierten mich mit einem Bajonett, sie trafen mich jedoch nicht.

Beim zweiten Mal erwischten sie mich. Das Bajonett drang tief in meinem Körper hinein. Ich hielt die verletzte Stelle mit der Hand fest und fiel zu Boden“, schildert Noorullah Qureshi, warum er sein Heimatsland verlassen musste.

„kreuz und quer“ begleitet den 27jährigen Afghanen durch sein Asylverfahren, jedoch aus der Perspektive des 33-jährigen Entscheiders, Florian Tschabuschnig, der als Angestellter des österreichischen Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl über den Verbleib des afghanischen Asylwerbers in Österreich entscheiden wird. Es ist ein Blick hinter die „Kulissen“ des österreichischen Asylwesens – wie Behörden und deren Angestellte über das Schicksal von Flüchtlingen entscheiden.

Regie und Drehbuch: Zoran Dobrić
Redaktion: Helmut Tatzreiter

Flüchtlinge in der Warteschleife: Wasiullah

ORF/AUTLOOK Film/klassefilm aps

Dänischer Alptraum – Flüchtlinge in der Warteschleife

Mit 15 Jahren kommt Wasiullah in Dänemark an – nach einer traumatischen Flucht aus Afghanistan, die ihn durch halb Europa geführt hat. In Dänemark findet Wasiullah Menschen, die ihm helfen. Und Freunde, mit denen er auch viele unbeschwerte Momente teilen kann.

Doch das Heim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ist nur eine Zwischenstation. Der Film zeigt einen jungen Menschen, der auf der Suche nach einer neuen Heimat ist und doch nie ankommen darf in dem Land, das er sich als Heimat wünscht. Denn sein Asylantrag wird wiederholt abgelehnt.

Wasiullah flüchtet nach Italien, um der drohenden Abschiebung nach Afghanistan zu entgehen. Dort hofft er auf einen positiven Asylbescheid, der ihm vielleicht auch die Rückkehr nach Dänemark ermöglichen wird.

Der Film begleitet den Teenager über einen Zeitraum von fast vier Jahren und folgt ihm auch nach Italien, wo Wasiullah zunächst auf der Straße leben muss. In all dem Elend verliert der junge Mann schließlich fast die Hoffnung – die Jahre in der „Warteschleife“ hinterlassen deutliche Spuren.

Regie: Michael Graversen
ORF-Redaktion: Christoph Guggenberger
Deutsche Bearbeitung: Sabine Aßmann