Der irische Mönch Columban missionierte im 6.Jahrhundert Europa

ORF/Clean State Television

Columban - der Mönch, der Europa einte und Athos - Die Republik der Mönche

Der irische Mönch Columban gilt als prägender Wegbereiter für das Entstehen einer europäischen Kulturlandschaft. Gemeinsam mit einigen Brüdern wird er im 6. und frühen 7. Jahrhundert zum Begründer einer Missionsbewegung, auf die zahlreiche Klöster in ganz Europa als Zentren der Gelehrsamkeit und Spiritualität zurückgehen.

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Sendungshinweis

Dienstag, 17. April 2018 um 22.35 Uhr, ORF 2

„kreuz und quer“ zeigt am Dienstag, dem 17. April 2018, um 22.35 Uhr in ORF 2 Declan McGraths Dokumentation „Columban – Der Mönch, der Europa einte“. Präsentiert wird der Film von der irischen Journalistin und Politikerin Mary McAleese, die sich schon zu ihrer Zeit als Präsidentin Irlands klar zu Europa bekannt hat.

Ihre Spurensuche führt durch Irland, Frankreich, Österreich, die Schweiz und Italien. Dort forscht sie nach dem Vermächtnis jenes irischen Mönchs, der mit seiner Offenheit gegenüber der Vielfalt des Kontinents auch dem heutigen Europa mit all seinen Brüchen und Gegensätzen ein Vorbild sein kann.

Um 23.25 Uhr führen in Peter Bardehles und Andreas Martins Film „Athos – Die Republik der Mönche“ ruhige, sorgfältig kadrierte Bilder in eine unbekannte Welt und auf eine Entdeckungsreise zu einem der letzten Geheimnisse Europas.

Der irische Mönch Columban missionierte im 6.Jahrhundert Europa

ORF/Clean State Television

„Columban – Der Mönch, der Europa einte“

Der französische Politiker Robert Schuman, einer der Gründerväter der Europäischen Union, sagte über Columban, dieser sei „der Schutzheilige all jener, die heute danach streben, ein vereintes Europa aufzubauen“. Auf Columbans Spuren beginnt eine Reise, die 1.400 Jahre zurück in eine vergangene und fremde Welt führt: das abgelegene und als barbarisch beleumundete Irland.

Doch während auf dem Kontinent die römische Kultur allmählich verfällt, erlebt Irland einen tiefgreifenden Wandel. Es sind die Früchte dieser „Revolution“, die Columban nach Europa bringen wird. Denn Irland nimmt zur Zeit von Columbans Geburt die unterschiedlichsten Einflüsse, Denkweisen und Ideen aus anderen Ländern auf.

Als besonders wirkmächtig erweist sich das Christentum: In ganz Irland entstehen mönchische Gemeinschaften. Eine der berühmtesten ist das Kloster Bangor, hier entscheidet sich der junge Columban für ein strenges Leben des Verzichts und des Glaubens.

Doch in den Klöstern entwickelt sich auch eine umfassende Gelehrsamkeit. Irland, so zeigt die Dokumentation, wird zu einer lebendigen Insel voller Wissenschaft und Bildung. Und auch Columban ist erfüllt – von Spiritualität und Wissen. Er will seinen christlichen Glauben verbreiten, und so beginnt die Reise.

Columban und seine Mitbrüder kommen in ein Europa, das aufgrund religiöser Gegensätze und kriegerischer Konflikte tief gespalten ist. Mary McAleese folgt akribisch den Spuren, die die Mönche bei ihrer Missionsreise hinterlassen haben.

So besucht sie etwa die Ausgrabungen im französischen Luxeuil. Hier gründete Columban sein zweites Kloster auf kontinentalem Boden. Das Kloster Luxeuil wird berühmt für sein reiches kulturelles und intellektuelles Leben. Und Columbans Bildungsanspruch, seine Form der Gelehrsamkeit, wird zur Basis eines Bildungssystems, das Generationen der europäischen Elite formen sollte.

Noch in Frankreich gerät Columban aber auch in Konflikt mit den etablierten Hierarchien der Kirche: Die französischen Bischöfe sind irritiert ob des kritischen Mönchs, der sich als Abt den Bischöfen durchaus gleichgestellt fühlt.

Er kritisiert zudem den komfortablen Lebensstil vieler dieser Kirchenfürsten. Doch hier zeigt sich auch das große Vermächtnis, das der irische Mönch dem Europa von heute hinterlassen hat. Denn bei aller Kritik sucht er stets das Einende und schreibt in einem Brief seine berühmten Worte: „Wir alle sind Glieder eines Körpers, ob wir Franken sind, Briten oder Iren, oder von welchem Volk auch immer wir abstammen.“

Der Brief sei faszinierend, stellt denn auch Mary McAleese fest. Er könnte eines der ersten Schriftstücke sein, die von einem „internationalen, einem gemeinsamen Identitätssinn zeugen, der die Grenzen von Nationalität und Ethnie überwindet“. In seinen Schriften verwendet Columban die eindrückliche Metapher eines Chors, um seine Philosophie zu vermitteln: „Seine Grundsätze beruhen auf Harmonie in der Diversität“, erklärt der Historiker Damian Bracken dazu in der Dokumentation. „Verschiedene Personen singen unterschiedliche Töne – Polyphonie. Personen mit verschiedenen Stimmlagen und Fähigkeiten, doch das Resultat ist ein harmonischer Klang.“

Nach Rom gelangte der streitbare irische Mönch indessen nie, seine letzte Station wird das italienische Bobbio. Columban könne uns heute sagen, dass die Menschen dieses Europa der sehr unterschiedlichen Regionen nicht zu verlieren brauchten, aber alles zu gewinnen hätten, indem sie gut zusammenarbeiteten, lautet das Fazit, das Mary McAleese aus ihrer Spurensuche zieht.

Die Menschen in Europa könnten demnach also von Columban lernen, sich auf beides – ihre nationale wie europäische Identität – zu besinnen und dabei näher zusammenzurücken, um auf diese Weise Europas Probleme gemeinsam zu bewältigen.

Ein Film von Declan McGrath (deutsche Bearbeitung: Sabine Aßmann)

Kloster auf dem Berg Athos

Reuters/Daniel Flynn

„Athos – Die Republik der Mönche“

Ein Gewitter. Was früher noch für ein schlechtes Omen gehalten wurde, beeindruckt die Mönche des Athos kaum, die schon seit dem frühen Morgen in ihrer Vorbereitung auf eines der größten Feste im Jahr stecken.

Schon bald wird das Gewitter weitergezogen sein und die abendliche Feier kann beginnen. Die Mönchsrepublik Athos ist eines der letzten Geheimnisse unserer Zeit. Hier lebt das vor Hunderten von Jahren untergegangene Byzanz fort – in den Mönchen, in ihrer Kunst und in ihren Riten.

Das Reich zu Füßen des heiligen Bergs ist heute das letzte theokratische Staatsgebilde. Die Halbinsel ist das spirituelle Herz der Orthodoxie, ein Refugium, an dem das Alte wichtiger ist als das Neue.

Ein orthodoxer Mönch des 21. Jahrhunderts lebt ähnlich bescheiden wie seine Brüder vor tausend Jahren. Sie tragen lange Bärte – gewachsen seit ihrem Eintritt – und schwarze Roben als Zeichen für ihren weltlichen Tod mit dem Eintritt ins Kloster.

Die Mönche besitzen nichts – außer ihrem Glauben. Und doch hüten sie weltliche Schätze von unermesslichem Wert. Die wahren Schätze allerdings liegen in der Tradition der Klosterrepublik und in ihren Geheimnissen, die diesen Ort so einzigartig machen.

Auf dem Athos gilt eigentlich ein strenges Filmverbot. Zum ersten Mal gelingt es einem Filmteam, in diesen einzigartigen Kosmos einzutauchen. Zudem ist die Mönchsrepublik ein Berg ohne Frauen, denen der Zutritt bis heute verwehrt ist. Die Mönche wurden mehrere Jahre mit der Kamera begleitet, die verschlossene Mönchsrepublik öffnet sich dem TV-Publikum und ermöglicht einzigartige Einblicke. Sei es bei den Festen der Klöster, bei ihrer Arbeit oder in Stille und Kontemplation.

Ein Film von Peter Bardehle und Andreas Martin