Der Friede kommt nicht durch Gewalt

ORF/Cinevision

„Der Friede kommt nicht durch Gewalt – Kolumbien ringt um Versöhnung“ und „Amerika unter Waffen“

Der Friedensvertrag, den die kolumbianische Regierung unter Präsident Juan Manuel Santos mit den linken Rebellen der FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) ausgehandelt hat, wurde weltweit als mutiger Schritt zum Frieden in einem von Gewalt schwer gezeichneten Land begrüßt.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 28. August 2018
um 22.35 Uhr, ORF 2

Mittlerweile ist die Euphorie weitgehend verflogen. Der Vertrag wird vom neu gewählten Präsidenten Iván Duque in Zweifel gezogen. Aber selbst wenn er in Kraft bleiben sollte, ist der Weg zum Frieden im Land von Koka und Kaffee noch weit. Zwar ist der Gewaltpegel insgesamt deutlich gesunken. Aber die sozialen Unterschiede sind nach wie vor enorm.

Menschenrechtsaktivisten, aber auch ehemalige Rebellen sind ihres Lebens nicht sicher. Im Streit der Banden, die ihr Territorium in den Barrios der Großstadt verteidigen, sind nach wie vor Morde an der Tagesordnung. Seit den 1960er Jahren sprechen in Kolumbien die Waffen.

Ein endgültiger Ausweg aus dem tödlichen Konflikt zwischen Militär, Guerilla, Paramilitärs und Drogenbanden ist schwer zu finden. Aber er ist das Gebot der Stunde. „kreuz und quer“ zeigt dazu am Dienstag, dem 28. Augst 2018, um 22.35 Uhr in ORF 2 Christian Rathners Dokumentation „Der Friede kommt nicht durch Gewalt – Kolumbien ringt um Versöhnung“.

Das Waffenrecht in den USA ist mit mehr als 20.000 Gesetzen eine sehr komplexe Angelegenheit. Und der 2. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten macht das Recht, Waffen zu besitzen, nahezu unangreifbar. Doch Amerika ist gespalten – sterben doch in manchen US-Bundesstaaten mehr Menschen durch Schussverletzungen als durch Autounfälle.

Der Amoklauf an der Sandy-Hook-Grundschule im Dezember 2012 wird in der Dokumentation „Amerika unter Waffen“ zum Ausgangspunkt einer eindringlichen Reise, die Opfer und Angehörige von Opfern ebenso zu Wort kommen lässt wie überzeugte Waffenrechtsaktivisten. „kreuz und quer“ zeigt den ersten Teil des preisgekrönten Films (im englischen Original „Under the Gun“) von Stephanie Soechtig am 28. August, um 23.10 Uhr in ORF 2, Teil 2 folgt am 4. September.

Der Friede kommt nicht durch Gewalt

ORF/Cinevision

„Der Friede kommt nicht durch Gewalt – Kolumbien ringt um Versöhnung“

Claretinerpater Darío Echeverri González ist der Vertreter der katholischen Bischofskonferenz von Kolumbien in der Nationalen Versöhnungskommission und gleichzeitig deren Generalsekretär.

Er hat die Verhandlungen mit der FARC aus nächster Nähe miterlebt und gibt im ORF-Gespräch zu bedenken, dass die Vereinbarung mit der größten Rebellenorganisation des Landes nur ein Teil eines umfassenden Friedensprozesses sein kann. Wesentlicher Teil dieses Prozesses ist eine Erinnerungskultur.

In Medellín haben Leidtragende der Gewalt mit Unterstützung der Stadt ein eindrucksvolles „Haus der Erinnerung“ (Casa de la Memoria) eingerichtet. Es informiert über die vielfachen Gründe des Konflikts und zeigt, wie die Gewalt in das Privatleben einbricht.

Denn es sind Väter und Mütter, Geschwister und Kinder, die als Opfer in Erinnerung bleiben. Granada, eine Kleinstadt nahe der Metropole Medellín, wurde im Krieg fast völlig zerstört. Auch dort – wie in vielen Orten der Umgebung – ringt man nach allem, was geschehen ist, um Versöhnung und Zukunft. Auch dort erinnert ein „Raum der Erinnerung“ an die vielen, die der Gewalt zum Opfer gefallen sind.

Selbsthilfegruppen versuchen, mit Hilfe engagierter Anwälte und Anwältinnen, die Rechte der Opfer einzuklagen, wobei es in vielen Fällen eine Hürde darstellt, überhaupt als Opfer anerkannt zu werden. Viel bleibt noch zu tun, auch wenn in Medellín die Zeichen des Neuanfangs unübersehbar sind.

Die „Comuna trece“ zum Beispiel, ein malerisch an Hügeln gelegener Stadtteil von Medellín, hat sich im Krieg traurige Berühmtheit als Hotspot der Gewalt erworben. Heute lockt die „Gemeinde 13“ mit Rolltreppen Touristen an und ist ein Zentrum für Künstler und Kreative.

Seit vielen Jahren versteht Gabriel Mejía Montoya, ein Claretiner wie Darío González, die schwierige Lage seines Landes als Herausforderung. Seine Sorge gilt vor allem jungen Menschen, denen die Gewalt die Zukunft raubt. Mit seiner Stiftung „Fundación Hogares Claret“ hilft er Straßenkindern und Straßenjugendlichen zurück in geregeltes Leben. Jungen Menschen Bildung zu ermöglichen, das ist für ihn die wichtigste Investition in eine Zukunft, in der der Friede keine Utopie mehr ist.

Ein Film von Christian Rathner

Amerika unter Waffen

ORF/Atlas Films

Amerika unter Waffen - Teil 1: Gespaltenes Land

Amerika ist – angesichts von jährlich Tausenden Todesfällen durch Feuerwaffen – gespalten; sterben doch in manchen US-Bundessstaaten mehr Menschen durch Schussverletzungen als durch Autounfälle.

Der Amoklauf an der Sandy-Hook-Grundschule im Dezember 2012 wird in der Dokumentation „Amerika unter Waffen“ zum Ausgangspunkt einer eindringlichen Reise, die Opfer und Angehörige von Opfern ebenso zu Wort kommen lässt wie überzeugte Waffenrechtsaktivisten. „kreuz und quer“ zeigt den preisgekrönten Film (im englischen Original „Under the Gun“) in zwei Teilen.

Seitdem ihr 7-jähriger Sohn Daniel bei der Massenschießerei an der Sandy Hook Elementary School ums Leben kam, setzen sich Jackie und Mark Barden für die Einführung von umfangreichen Hintergrundchecks bei der Vergabe von Waffenscheinen ein. Dafür haben sie die gemeinnützige Organisation „Sandy Hook Promise“ und die Stiftung „What Would Daniel Do“ ins Leben gerufen. Sie plädieren auch für Maßnahmen zur frühzeitigen Erkennung von psychischen Störungen als unverzichtbares Mittel zur Vorbeugung gegen Waffengewalt.

19 Menschen werden schwer verletzt, sechs weitere kommen ums Leben, als im Jänner 2011 im US-Bundesstaat Arizona ein Täter die US-Abgeordnete Gabrielle Giffords auf ihrer politischen Veranstaltung erschießen will. Ein Kopfschuss aus kürzester Entfernung macht sie fast sprach- und bewegungsunfähig, aber sie überlebt. Ihr politisches Amt legte sie ein Jahr später nieder, um sich auf ihre Genesung zu konzentrieren. Mit der Hilfe ihres Ehemannes gründete sie die Organisation „Americans for Responsible Solutions“, die sich gegen Waffengewalt engagiert.

Weitere Opfer bzw. deren Angehörige kommen im Film zu Wort. So wurde der 20-jährige Student Christopher Ross Michaels-Martinez Todesopfer eines Amoklaufs. Das Engagement seines Vaters Richard Martinez inspirierte bereits Millionen von Menschen dazu, die Bürgerbewegung gegen Waffengewalt zu unterstützen.

Dagegen fährt die Waffenlobby mit großen Geschützen auf: Das einzige, das einen Bösewicht mit Waffe aufhalten könne, seien gute Leute mit Waffen, sagt Wayne LaPierre, einer der prominentesten US- Waffenlobbyisten und Chef der National Rifle Association. Er fordert ein Gegenseitigkeitsgesetz, das jeden Bundesstaat verpflichtet, den Waffenschein eines anderen anzuerkennen, damit Waffen bei Reisen durch die USA problemlos mitgenommen werden können.

Applaus ist LaPierre von seiner Klientel sicher, denn das Recht auf Waffenbesitz ist nicht nur Teil der Verfassung, sondern gehört zum freiheitlichen Selbstverständnis der Vereinigten Staaten Amerikas.

Dennoch wächst die Kritik, und die Zahlen geben vielen US-Bürgern zu denken: In den USA öffnen täglich mehr Waffengeschäfte ihre Pforten als McDonald’s- und Starbucks-Filialen zusammen. Jedes Jahr kosten Schussverletzungen in den USA etwa 33.000 Menschen das Leben.

Einschätzungen bekannter Experten und Politiker im Kampf gegen Waffenmissbrauch, wie zum Beispiel Shannon Watts, Gründerin der Initiative „Moms Demand Action“, oder US-Kongressabgeordnete Robin Kelly, beleuchtet zwei Seiten einer Debatte, die nicht nur die Bevölkerung in den USA spaltet, sondern inzwischen weltweit geführt wird.

Ein Film von Stephanie Soechtig