Stiftspfarre Neukloster

Pfarre Neukloster

„Wenn alles zerbricht - die Liebe bleibt“

Aus der Stiftspfarre Neukloster in Wr. Neustadt wurde der Katholische Gottesdienst übertragen. Mit der Gemeinde feierte Pater Walter Ludwig Ocist

Die Sonne verfinstert sich, der Mond ist nicht zu sehen, die Sterne scheinen vom Himmel zu fallen - ein Bild aus der Erfahrung einer schweren Lebenskrise? Jesus spricht zu seinen Jüngern im Evangelium vom Weltuntergang, wenn er diese Bilder verwendet. Und Stiftspfarrer Pater Walter Ludwig sieht einen Zusammenhang zwischen dem Bild vom Weltuntergang und der Erfahrung von Lebenskrisen jedes Einzelnen. Was bleibt, wenn sich die Sonne verfinstert? Es ist die Liebe, die Zuwendung des Mitmenschen, Gottes Zusage, an der Seite der Menschen zu sein, selbst im Weltuntergang - ein hoffungsvoller Gedanke am ‚Welttag der Armen‘, wie ihn Papst Franziskus bestimmt hat - auf große Not antwortet die Kirche durch die Einrichtungen der Caritas mit Liebe und Zuwendung - wer Notleidende wahrnimmt, findet Gott.

Dein Volk wird in jener Zeit gerettet

1.Lesung: Dan 12, 1-3

In jener Zeit tritt Michael auf, der große Engelfürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt. Dann kommt eine Zeit der Not, wie noch keine da war, seit es Völker gibt, bis zu jener Zeit. Doch dein Volk wird in jener Zeit gerettet, jeder, der im Buch verzeichnet ist.
Von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden viele erwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schmach, zu ewigem Abscheu.
Die Verständigen werden strahlen, wie der Himmel strahlt; und die Männer, die viele zum rechten Tun geführt haben, werden immer und ewig wie die Sterne leuchten.

Durch ein einziges Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer zur Vollendung geführt

2.Lesung: Hebr. 10,11-14.18

Jeder Priester des Alten Bundes steht Tag für Tag da, versieht seinen Dienst und bringt viele Male die gleichen Opfer dar, die doch niemals Sünden wegnehmen können.

MUSIK

Eröffnungsgesang: GL 437
„Meine engen Grenzen“

Gloria: GL 171

Antwortpsalm: Ps 16, 5+8.9+11
GL 629/3
Psalmodie: Walter Sengstschmid

Hallelujaruf: GL 147

Lied zur Gabenbereitung:
Alles, was ich hab
Komponistin: Brigitte Hudler

Sanctus: GL 199

Lamm Gottes: GL 208

Kommunion: O heilge Seelenspeise
Komponist: Michael Praetorius

Danklied: Gott ist Liebe
Komponist: Albert Frey

Auszug: GL 470 Wenn das Brot das wir teilen, als Rose blüht

Musikalische Gestaltung

Jugendband des Neuklosters Wiener Neustadt
Leitung: Pater Philipp

Stifts-Chor Neukloster Wiener Neustadt
Leitung: Walter Sengstschmid

Orgel: Bernhard Macheiner

Dieser aber hat nur ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht und sich dann für immer zur Rechten Gottes gesetzt;
seitdem wartet er, bis seine Feinde ihm als Schemel unter die Füße gelegt werden.
Denn durch ein einziges Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer zur Vollendung geführt.
Wo aber die Sünden vergeben sind, da gibt es kein Sündopfer mehr.

Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen

Evangelium: Mk 13, 24-32

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
In jenen Tagen, nach der großen Not, wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen;
die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen.
Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist.
Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr all das geschehen seht, dass das Ende vor der Tür steht.
Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft.
Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.

„Habt keine Angst! Ich bin bei euch!“

Predigt

Liebe Schwestern und Brüder!
Das heutige Evangelium klingt am Anfang gar nicht nach einer Frohen Botschaft. Da ist von der großen Not die Rede. Davon, dass sich die Sonne verfinstert. Dass Mond und Sterne nicht mehr Orientierung geben können. Ja, dass die Welt als Ganzes ins Wanken gerät. Das klingt nach Weltuntergang. Und so haben es die Zuhörer Jesu wohl auch verstanden. Zur seiner Zeit hat man damit gerechnet, dass die Welt in Kürze zu Ende gehen wird. Und die Menschen hatten Angst davor – so, wie wir heute Angst haben, wenn wir die vielfachen Bedrohungen unserer Welt betrachten. Vieles bringt auch uns heute in Angst: der Klimawandel, die nicht endenden Kriege und Hungersnöte in aller Welt. Ja, unsere Welt ist kein friedlicher Platz. Das heutige Evangelium ruft uns das eindringlich in Erinnerung. Aber gerade da sagt uns Jesus, in diese Zeit der Unsicherheit hinein: „Habt keine Angst! Ich bin bei euch!“
Er gibt uns sozusagen eine neue Perspektive: „Wenn ihr diese ganze Not seht, dann vertraut darauf, dass ich euch nahe bleibe. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen!“ Er gibt uns eine Perspektive über die Not hinaus. Wir können auf das schauen, was kommt. Dass er alle Menschen zusammenholen wird in sein Reich der Liebe und des Friedens. Das ist die große Perspektive, die uns das heutige Evangelium zeigt.
Aber nicht nur global gibt es die vielen großen Bedrohungen, sondern auch in unserem eigenen Leben gibt es Situationen, in denen man den Eindruck hat, dass die ganze Welt zu Ende geht. Wenn etwas Schlimmes passiert ist, wenn ein geliebter Mensch stirbt, wenn eine Beziehung zerbricht, wenn Krankheit oder Arbeitslosigkeit einen bedrohen, dann ist das für uns, wie wenn die ganze Welt in sich wankt. Wenn wir das Scheitern, die Vernichtung fürchten müssen. Aber auch in diesen persönlichen Lebenssituationen sagt Jesus: „Habt keine Angst! Ich bin bei euch! Ich unterstütze euch mit meiner Liebe, mit meiner Gegenwart, mit meinen Worten der Ermutigung und des Trostes.“
Und wie sollen wir mit dem Leid der anderen umgehen? Was ist unsere Antwort als Christen auf die Not der Welt und auf die Not des Einzelnen?
Den heutigen Sonntag hat Papst Franziskus zum „Welttag der Armen“ erklärt. Und er macht uns damit Mut, die Armen ganz bewusst in den Blick zu nehmen, ganz bewusst auf die zu schauen, die am Rand der Gesellschaft stehen, ihnen die Hände entgegenzuhalten, sie nicht nur mit Worten, sondern vor allem mit unseren konkreten Taten zu unterstützen. Eine besondere Patronin für diese christliche Nächstenliebe ist die heilige Elisabeth. Und ihr Symbol ist die Rose. In ihrer persönlichen Not hat sie nicht darauf vergessen, Menschen in ihrer Umgebung zu unterstützen, ihnen tatkräftig zu helfen. Die Rose drückt das aus. Sie hat nicht nur Dornen und kann wehtun. Sondern sie blüht und lässt aufblühen. So sollen wir den Menschen begegnen. In vielen Pfarrgemeinden, auch bei uns, gibt es ganz konkrete Hilfen für Menschen in Not. Geben wir einander Brot und Rosen. Das Brot steht für die materielle Unterstützung, und die Rose steht für die Zuwendung, die Solidarität, für die liebevolle Hinwendung, für Zeit, für das tröstende Wort. Wir brauchen Rosen und Brot. Und in diesem Gottesdienst gibt uns Jesus beides: Die Rose seiner Liebe und Zuwendung und das Brot der Eucharistie. Nehmen wir beides an und teilen wir es untereinander! Amen.

Aktuelles in der Stiftspfarre

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Bildregie: Veronika Hofer-Stein

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