50 Jahre Diözese Feldkirch

ORF

Katholischer Dank- und Festgottesdienst

50 Jahre Diözese Feldkirch: Mit der Gemeinde feiern Bischof Benno Elbs und Erzbischof Franz Lackner (Festpredigt).

„Dank für das Helle, das erfreut, Dank auch für das Schwere, das reifen lässt und Dank für Trost“ - das ist der Grundton des Festgottesdienstes zum Abschluss und Höhepunkt des Jubiläumsjahres 50 Jahre Diözese Feldkirch.

„Lass uns weiter Kirche sein: menschlich, herzlich, voller Hoffnung, offen für das Fragen und das Suchen der Menschen. Lass uns an einer Zukunft bauen, in der unsere Kinder gerne leben und gehe mit uns durch die Zeit.“ - heißt es im Tagesgebet mit Blick in die Zukunft der kirchengeschichtlicher Hinsicht jungen Diözese.

Predigt

Lieber Bischof Benno!
Sehr geehrter Herr Nuntius!
Lieber Herr Landeshauptmann!
Schwestern und Brüder!

„Nun ruft Gott mich! Lebt wohl!“ - Letzte Worte, geschrieben von einem großen Sohn des Landes Vorarlberg, vom Sel. Carl Lampert beim Verlassen der Zelle auf dem Weg zur Hinrichtung. An diese Berufungsgeschichte denken wir dankbar, da die Diözese Feldkirch ihr fünfzigjähriges Bestandsjubiläum feiert. Das Blut der Märtyrer ist Same für das Christentum. Gott ruft!

Das Evangelium des heutigen Festtages spricht auch von einer einzigartigen Berufungsgeschichte. Der Ruf Gottes ergeht an ein junges, jüdisches Mädchen, namens Maria aus Nazareth. Der Titel des Festtages „unbefleckte Empfängnis“ mag unseren Ohren fremdartig anmuten, darin verbirgt sich jedoch eine tief menschlich-theologische Bedeutung. Diese aufzuhellen ist Verdienst der Franziskanerschule.

Im Gefolge des Hl. Franziskus, der die Gabe hatte, Gottes Spuren überall in der Natur zu entdecken, haben schon sehr früh Brüder ihrerseits eine Spur ausgemacht, die hinführt zu Maria. In ihr hat Gott ein kleines Stückchen ursprünglicher Natur, wir nennen dies Paradies, bewahrt, wohinein Gott sein Wort von der Menschwerdung sprechen konnte, nicht weil er musste, um uns zu erlösen, sondern aus Freiheit, aus Liebe, aufgrund seiner Menschenfreundlichkeit.

Maria bürgt für diese Ursehnsucht Gottes, der nicht nur ein Gott von oben herab sein wollte, sondern ein Gott mit den Menschen, wie der alttestamentliche Gottesname „Emmanuel“ sagt. Mit ihrem Ja-Wort hat Maria Gottes Menschwerdung um der Menschheit willen ermöglicht.

Dadurch ergibt sich eine neue Perspektive, ein Durchblick auf Gott hin, was unser Sein und Wesen betrifft. Im Zentrum der Offenbarung steht das demütige Sich-Herablassen Gottes in einen Stall von Betlehem. Gottes Ruf erfolgt fortan von unten. Die Antwort unsererseits lautet: Menschwerden, die erste Berufung, eine Urangelegenheit, die von Anfang gefühlt worden ist. So lesen wir in vorchristlicher Zeit bei den alten Griechen:

„Wie schön ist der Mensch, wenn er wirklich Mensch ist.“
Spätestens an dieser Stelle muss sich unsere Zeit einige Anfragen gefallen lassen. Wie wirklich ist der heutige Mensch, wenn die uns anvertraute Natur stöhnt und ächzt? Wie wirklich ist unser wohlbestelltes Menschsein, wenn Unzählige unter Hunger, Not und Krieg fürchterlich zu leiden haben. Wir können gewiss nicht alle Probleme lösen. Verständlich.

Aber sie müssen in unserem Inneren ankommen. Blaise Pascal sagt:
„Wirklich große Dinge beginnen immer von innen.“

Ja, selbst als Christgläubige müssen wir uns fragen: ist unser theologisches Treiben und kirchliches Tun nicht weithin unwirklich geworden, weil wir das ursprüngliche Anliegen, Mensch werden im Sinne Jesu Christi, zu sehr aus dem Auge verloren haben?

Hüten wir uns vor schnellen Antworten. Fragen bereiten den Weg, geben einen Durchblick frei: Gott ruft! Maria hat gehört! Sie ist die demütige Magd, die aber auch von sich groß zu denken vermochte. Der erste Satz aus dem Magnificat lautet:

„Meine Seele macht groß den Herrn!“

So wünsche ich der noch jungen Diözese Feldkirch; sie möge nach dem Vorbild Mariens jung bleiben, und ein Ort sein, wo Menschen erfahren: an Gott glauben ist heilsam, mit Gott Mensch sein ist schön. Der selige Carl Lampert möge Fürsprecher sein.

Amen.

Redaktion: Thomas Bogensberger
Regie: Thomas Bogensberger