feierliche Amtseinführung Matthias Geist

ORF

Neuer Wiener Superintendent Geist ins Amt eingeführt

In Wien ist am Sonntag der neue Superintendent der evangelisch-lutherischen Diözese Wien, Matthias Geist, ins Amt eingeführt worden. Bischof Michael Bünker nahm die Amtseinführung bei einem Gottesdienst in der Lutherischen Stadtkirche vor.

Sein Glaube beginne mit einem „Christus, der diese Welt verbindet und versöhnt“, sagte der neue Superintendent bei der Feier. Mit Engagement und Zivilcourage Hetze und Vorurteilen entgegenzutreten sei wichtig, betonte Geist laut dem Evangelischen Pressedienst epd. Er beobachte in der Gesellschaft „seit langem mit großer Sorge die Kultur der Ächtung in unserem Land und der Schuldzuweisung im Kleinen“ und wolle es „nicht zulassen, dass über einzelne oder Gruppen der Stab gebrochen wird oder jemand einfach abgestempelt wird“, hielt der Superintendent fest.

Vertreter von Kirchen und Religionsgemeinschaften

An der Feier nahmen auch zahlreiche Vertreter aus anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften teil, unter ihnen der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen und evangelisch-reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld, der Wiener Weihbischof Franz Scharl und Bischofsvikar Dariusz Schutzki aus der katholischen Kirche, aber auch der neue Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Ümit Vural.

Neue Seelsorgeräume entdecken

Der 49-jährige Geist war im vergangenen Juni zum Nachfolger von Hansjörg Lein (65) als Wiener Superintendent gewählt worden. Bereits seit Anfang Dezember steht der frühere Gefängnisseelsorger offiziell an der Spitze der Wiener evangelische Diözese mit ihren knapp 47.000 Mitgliedern in 21 Pfarrgemeinden.

Der katholische Bischofsvikar Schutzki überbrachte bei dem Gottesdienst die Glückwünsche von Kardinal Christoph Schönborn. Er freue sich darauf, in ökumenischer Verbundenheit gemeinsam mit Geist künftig für Wien tätig zu sein, sagte der Bischofsvikar des Vikariats Wien-Stadt der Erzdiözese Wien.

„Nach außen gehen“

Er stehe für eine „seelsorgerliche Kirche, die nach außen strahlt“, sagte Superintendent Geist in seiner Predigt. Es gelte neue Seelsorgeräume zu entdecken, „beim eifrigen Häuslbauer und bei dem dabei Gescheiterten, bei den alleingelassenen Kindern und den Familien-Geplagten“. Aufgabe der evangelischen Kirche sei es, „Vertrauen zu geben und Vertrauen zu stärken“.

Bischof Bünker betonte in seiner Einführungsansprache Geists besondere Rolle als Superintendent in der „einzigen Millionenstadt Österreichs“. In Wien, so der lutherishe Bischof, „erfüllen sich die größten Träume, passieren die traurigsten Abstürze, in Wien entstehen die schönsten Ideen, aber auch manche Albträume, Sehnsüchte werden erfüllt und zerbrochen“.

In der Großstadt fühlten sich die Menschen beheimatet und fremd zugleich. Das träfe auch auf die Kirche zu: Sie sei Heimat und Aufbruch zum Neuen. „Aber - und das macht den Unterschied - in der Kirche wissen wir durch den Glauben, dass die spannungsvolle Dynamik umfangen ist und umfangen bleibt von Gottes bedingungslosem Ja, von seiner Treue zum Werk seiner Hände.“

„Unendlich viel“ als Gefängnisseelsorger erlebt

Udo Jesionek, langjähriger Präsident des Jugendgerichtshofes, erinnerte im Anschluss an den Gottesdienst daran, dass Geist als Gefängnisseelsorger „unendlich viel erlebt hat, das er jetzt hinaustragen kann“. Der evangelische Synodenpräsident Peter Krömer, selbst Rechtsanwalt, gab seiner Hoffnung Ausdruck, „dass der neue Superintendent sich in Wien dafür einsetzen wird, die Aufgabe der Resozialisierung in der Gemeindediakonie wieder zu verstärken“.

Der Wiener Gemeinderat Heinz Vettermann (SPÖ) überbrachte in Vertretung von Bürgermeister Michael Ludwig Glückwünsche der Stadtregierung und verwies auf die gute Zusammenarbeit von Stadt und Religionsgemeinschaften beim Projekt „Campus der Religionen“.

Martin Fischer, der im Kultusamt im Bundeskanzleramt für die Evangelischen Kirchen zuständig ist, sprach vom „Kitt“, den die Glaubensgemeinschaften und Kirchen für die Gesellschaft böten, und der in den vergangenen Jahren „immer bunter“ geworden sei.

Portrait von Matthias Geist

Karoline Thaler für die Orientierung vom 20.01.2019, Länge: 7 Minuten

religion.ORF.at/KAP