Die Legionäre Christi

ORF/Lagardere

„Legionäre Christi - Ein Skandal im Vatikan“ und „Ein Märtyrer aus Polen – Jerzy Popiełuszko“

Die „Legionäre Christi“ ist eine römisch-katholische Kongregation päpstlichen Rechts. In der Geschichte dieses Ordens gibt es auch sehr düstere Kapitel. „Ein Märtyrer aus Polen – Jerzy Popiełuszko“ zeigt einen mutigen Priester, der maßgeblich zur Rückkehr zur Demokratie in Polen beigetragen hat, aber im Lauf der Geschichte außerhalb seiner Heimat weitgehend in Vergessenheit geraten ist.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 19. Februar 2019
um 22.30 Uhr, ORF 2

Die Legionäre Christi – Ein Skandal im Vatikan

Die „Legionäre Christi“, eine römisch-katholische Kongregation päpstlichen Rechts, wurde im Jahr 1941 von einem mexikanischen Priester namens Marcial Maciel gründet und erlebte rasch eine Blütezeit.

Dass es in der Geschichte dieses Ordens auch sehr düstere Kapitel gibt, zeigt „kreuz und quer“ in der Dokumentation „Die Legionäre Christi – Ein Skandal im Vatikan“ von Bernard Nicolas und Linda Salas Vega.

Der Orden war hauptsächlich in der Kinder- und Jugendseelsorge tätig, aber auch in der Rekrutierung und Ausbildung des eigenen Priesternachwuchses.

Der sehr konservativ ausgerichtete und streng papsttreue Orden genoss im Vatikan höchste Wertschätzung. Und das, obwohl es schon wenige Jahre nach der Gründung zu einschlägigen Gerüchten über den Orden und seinen Gründer kam: Es ging dabei um sexuellen Missbrauch von minderjährigen Priesterseminaristen und die streng autoritären Führungsstrukturen.

Beschwerdebriefe über Marcial Maciel seien nach Rom geschickt worden. Doch die Anklagen von ehemaligen Opfern wurden als Verleumdung abgetan, die Briefe in den vatikanischen Archiven gelagert.

Bernard Nicolas und Linda Salas Verga haben acht ehemalige Opfer von Marcial Maciel vor die Kamera gebeten. Was sie berichten, ist erschütternd. Schon als junge Seminaristen mussten sie Maciel sexuell zu Diensten sein.

Sie wurden kontrolliert und bevormundet, praktisch aller Freiheit beraubt. Über das im Seminar Erlittene durften sie nicht reden, denn als Mitglieder des Ordens waren sie an ein Schweigegelübde gebunden, das ihnen strengstens untersagte, den Ordensgründer zu kritisieren oder gar anzuklagen.

1997 veröffentlichten ehemalige Legionäre Christi ein Buch, in dem sie über die sektenähnlichen Zustände im Orden und über den sexuellen Missbrauch durch Pater Marcial berichteten. Daraufhin ordnete Kardinal Joseph Ratzinger, damals Präfekt der Glaubenskongregation, eine Apostolische Visitation an. Doch sie wurde nie zu Ende geführt und 2002 erfolglos eingestellt.

Kurz vor dem Tod Papst Johannes Pauls II., der das Wirken Marcial Maciels stets geschätzt hatte, wurden neuerliche Untersuchungen aufgenommen. Unter seinem Nachfolger Papst Benedikt XVI., dem einstigen Kardinal Ratzinger, verfügte die Glaubenskongregation, dass sich der Gründer der Legionäre Christi aus der Öffentlichkeit zurückziehen solle, dann würde man in Anbetracht seines schlechten Gesundheitszustandes auf ein kirchliches Strafverfahren verzichten. 2008 starb Marcial Maciel in den Vereinigten Staaten. Erst danach wurde das ganze Ausmaß seiner Sexualstraftaten bekannt.

Der Vatikan hat mittlerweile die Verbrechen des Ordensgründers offiziell verurteilt und den Legionären Christi einen rigorosen Reformkurs aufgetragen. Die Kongregation der Legionäre Christi distanzierte sich von ihrem Gründer, die Ordensleitung wurde ausgetauscht und die Statuten des Ordens wurden einer Revision unterzogen.

Gestaltung: Bernard Nicolas und Linda Salas Vega
Deutschsprachige ORF-Bearbeitung: Rosemarie Pagani-Trautner

Jerzy Popieluszko bei seinem Amerika-Aufenthalt

ORF/Terranoa

Ein Märtyrer aus Polen – Jerzy Popiełuszko

Am 30. Oktober 1984 wird in der Nähe der polnischen Stadt Włocławek eine Leiche aus dem Weichsel-Stausee geborgen: Jerzy Popiełuszko, ein Kaplan, der sich in der Widerstandsbewegung gegen das kommunistische Regime engagiert hat. Die „kreuz und quer“-Dokumentation von Jacques Malaterre „Ein Märtyrer aus Polen – Jerzy Popiełuszko“ zeigt einen mutigen Priester, der maßgeblich zur Rückkehr zur Demokratie in Polen beigetragen hat, aber im Lauf der Geschichte außerhalb seiner Heimat weitgehend in Vergessenheit geraten ist.

Jerzy Popiełuszko, urprünglich auf den Namen Alfons getauft, kommt im Jahr 1947 im polnischen Dorf Okupy zur Welt; in einem Land, das nach dem Abzug der deutschen Nazitruppen immer stärker unter den Einfluss der stalinistischen Sowjetunion gerät. Die neuen kommunistischen Machthaber in Polen beginnen, kritische Oppositionelle zu inhaftieren und zu ermorden. Auch die römisch-katholische Kirche und ihre Priester sind immer stärkeren Repressalien ausgesetzt.

In diesem Klima der Unterdrückung beginnt sich das polnische Volk gegen die Unterdrückung aufzulehnen. Nach einem wochenlangen Streik von Fabriksarbeitern formiert sich die Solidarność, eine unabhängige freie Gewerkschaftsbewegung. Im Zuge der Streiks wird der junge Kaplan Jerzy Popiełuszko gebeten, eine heilige Messe für die streikenden Arbeiter im Stahlwerk von Nowa Huta zu zelebrieren. Ein tiefgreifendes Erlebnis für den jungen Priester. Von da an hält er jeden Monat eine „Predigt für das Vaterland“, an der Tausende von Gläubigen teilnehmen.

Für das kommunistische Regime unter General Wojciech Jaruzelski wird Popiełuszko zunehmend zur Bedrohung und versucht daher, ihn loszuwerden. Man will ihn als gefährlichen Terroristen brandmarken und unternimmt immer wieder Anschläge auf sein Leben. Doch der Priester lässt sich nicht beirren und kämpft weiterhin für die Freiheit Polens. In seinen Messen, die er im ganzen Land zelebriert, ermutigt er die Streikenden, Widerstand zu leisten: „Am Kreuz blutet unser Vaterland. In unserem Land werden die Rechte des Volks missachtet ... denn in den Lagern und Gefängnissen Polens sind Tausende Menschen eingesperrt. Da dürfen wir nicht länger schweigen!“

Am 19. Oktober 1984 hält er eine Messe in Bydgoszcz vor Tausenden Regimegegnern. Bei der Rückfahrt nach Warschau folgt ihm ein Auto mit drei Polizisten. In einem Waldstück wird Popiełuszko angehalten, brutal zusammengeschlagen und in den Kofferraum eines Polizeiautos verfrachtet.

Am 30. Oktober wird dann seine verstümmelte Leiche aus dem Weichsel-Stausee gezogen. Ein Schock für die Oppositionsbewegung. Doch gleichzeitig formiert sich immer stärkerer Widerstand gegen das Regime. General Wojciech Jaruzelski befürchtet eine Volkserhebung und bemüht sich um Beruhigung der aufgebrachten Menge.

Das führt zu weitgehenden Reformen und schließlich 1989 zum Ende der kommunistischen Ära in Polen. Jerzy Popiełuszko hat in hohem Ausmaß zu den politischen Umwälzungen in Polen beigetragen. In Polen ist seine wichtige Rolle unvergessen, dort gilt er als Nationalheld. 2010 wurde Popiełuszko in Warschau seliggesprochen.

Regie: Jaques Malaterre
Deutschsprachige ORF-Bearbeitung: Rosemarie Pagani-Trautner