Kind mit Puppe

ORF/Kubefilm

„Vergeben und Vergessen? - 25 Jahre nach dem Völkermord in Ruanda“ und „Herzklopfen. Liebe mit Hindernissen“

„Vergeben und Vergessen?“ ist eine Auseinandersetzung mit den Überlebensstrategien einer ganzen Gesellschaft, mit ihrem Versuch, nach einem Völkermord weiterzuleben und auf die Herausforderungen, vor denen bikulturelle Paare stehen, werden sie nicht vorbereitet – es gibt kaum Vorbilder für diese Lebensform oder Ratgeber für die Fragen, die im Alltag aufgeworfen werden können

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 02. April 2019
um 22.35 Uhr, ORF 2

25 Jahre nach dem Völkermord in Ruanda streben die Ruander/innen eine Versöhnung an, sie sollen einander ihre Taten vergeben und wieder zusammenrücken.

Doch kann und soll eine Gesellschaft kollektiv vergeben und ein solches Ereignis vergessen? „kreuz und quer“ zeigt dazu am Dienstag, dem 2. April 2019, um 22.35 Uhr in ORF 2 die Dokumentation „Vergeben und Vergessen? – 25 Jahre nach dem Völkermord in Ruanda“.

Wie viele Unterschiede verträgt die Liebe? Zuwanderer verlieben sich in Österreicherinnen und Österreicher und umgekehrt. Was romantisch beginnt, endet oft im Streit, denn wenn Liebende aus verschiedenen Kulturen kommen, müssen zwei Lebenswelten mit eigenen Traditionen, Werten und Prägungen vereint werden. Eine andere Sprache und Religion oder divergierende politische Vorstellungen kommen häufig dazu – das macht die Liebe nicht einfacher, aber auch nicht unmöglich.

Thomas Grusch und Elisabeth Krimbacher zeigen in der Reportage „Herzklopfen. Liebe mit Hindernissen“ um 23.20 Uhr Paare, die es geschafft haben, trotz weniger Ähnlichkeiten einen guten gemeinsamen Weg zu finden. Der Film zeigt auch, welche Schwierigkeiten sie dabei hatten, welche kulturellen Missverständnisse überwunden werden mussten und was diese Paare letztlich dazugewonnen haben.

Kind mit Puppe

ORF/Kubefilm

„Vergeben und Vergessen? – 25 Jahre nach dem Völkermord in Ruanda“

25 Jahre sind seit dem verheerenden Völkermord in Ruanda vergangen, dem rund eine Million Menschen zum Opfer fiel. Die äußeren Spuren dieses Bürgerkriegs sind kaum noch sichtbar – doch wie sieht es im Inneren der Menschen aus? In den Köpfen und Herzen der Ruander/innen ist der Genozid noch lange nicht abgeschlossen. Der Alltag in der kleinen afrikanischen Nation ist bis heute von den Nachwirkungen des Völkermords geprägt und für viele Ruander ist immer noch jeder neue Tag eine Herausforderung.

Ruanda, 1994. Rund sieben Millionen Menschen lebten damals in dem afrikanischen Land – dem „Land der tausend Hügel“. 70 Prozent davon sind Katholiken. 85 Prozent zählen zum Stamm der Hutu, die anderen sind fast gänzlich dem Stamm der Tutsi zuzuordnen. Der Konflikt zwischen Hutu und Tutsi entlud sich bereits mehrmals in der Geschichte in blutigen Auseinandersetzungen.

Doch 1994 fand der traurige Höhepunkt statt: Innerhalb von 100 Tagen wurde Schätzungen zufolge etwa eine Million Menschen – die meisten davon Tutsi – auf grausame Weise ermordet. Der Genozid spaltete das Volk in zwei Lager: Familien, die von ihren eigenen Nachbarn angegriffen und ermordet wurden, Menschen, die ihrer Hinrichtung knapp entkamen, Mörder, die trotz ihrer Verbrechen immer noch in Freiheit sind – oder kurz gesagt: Opfer und Täter.

Diese Begrifflichkeit von Opfer und Täter bestimmt die gesamte ruandische Gesellschaft. Die Überlebenden müssen lernen, mit ihrer Trauer, ihrer Wut und ihrer Einsamkeit nach dem Verlust von Familie und Freunden zu leben. Als wäre das allein nicht schon schwierig genug, stehen sie oftmals vor der Herausforderung, dass ihre eigenen Nachbarn es waren, die zu Mördern wurden.

Vestines Kinder wurden während des Völkermords von einem Mann erschlagen, der nur ein paar Häuser weiter wohnte. Vergessen, was geschehen ist – da sind sich Vestine und der Mörder ihrer Kinder einig – werden sie beide nie. Manchmal kommen in ihr Gefühle der Rache hoch, doch den Tod wünscht die Frau dem Täter nicht. Nein, sagt sie, er soll weiterleben. Auch wenn das für sie bedeutet, damit leben zu müssen, dass der Mörder ihrer Kinder wieder in der Nachbarschaft wohnt.

Überall im ganzen Land gibt es Arbeitslager, in denen Tausende Menschen leben und gemeinnützige Arbeit verrichten – das sind jene Mörder, die ihre Taten bereuen und um Vergebung bitten. Eine Maßnahme der Regierung – denn wer Reue zeigt, erhält eine erhebliche Strafminderung und wird nach einigen Jahren im Gefängnis und nach Verrichtung sozialer Arbeit wieder in die Freiheit entlassen.

In einem Arbeitslager in Mwendo arbeiten Männer, Frauen, sogar Mütter mit Kleinkindern in einem Steinbruch – die harte Arbeit hinterlässt körperliche wie seelische Spuren, aber sie lässt auch Zeit, um über die eigenen Taten nachzudenken. Die Reue, aber auch der Drang, die Vergangenheit endlich hinter sich zu lassen, sind groß.

Doch nicht nur die Regierung setzt sich aktiv für die Versöhnung innerhalb der Bevölkerung ein. Auch die Kirche will das Volk wieder vereinen und den Blick in die Zukunft richten. Versöhnung ist im christlichen Wertegefüge ganz fest verankert und spielt heute eine große Rolle, um nach dem Völkermord weiterzuleben. Doch die Nächstenliebe, die die Kirche seit jeher predigt, wurde während des Genozids nicht gelebt. Ob das als ein Versagen der Kirche zu deuten ist, darüber gibt es geteilte Meinungen.

Ein ruandischer wie auch ein belgischer Priester finden ihrerseits ganz klare Worte für das Fehlverhalten der Kirche während des Völkermords. Eine Kirche, die da ist, aber nicht laut „Halt“ schreit, ist nicht gut, so der ruandische Pfarrer Pater Ubald Rugirangoga. Andere wiederum, wie etwa der umstrittene Bischof Misago, sehen die Kirche als Opfer der Geschehnisse und lehnen jegliche Verantwortung ab.

Ein Film von Peter Kullmann und Florian Berger

Liebe Hindernisse Migranten in Österreich

ORF/Tausend Rosen

„Herzklopfen. Liebe mit Hindernissen“

Auf die Herausforderungen, vor denen bikulturelle Paare stehen, werden sie nicht vorbereitet – es gibt kaum Vorbilder für diese Lebensform oder Ratgeber für die Fragen, die im Alltag aufgeworfen werden können: In welchem Land soll man gemeinsam leben und arbeiten? Welche Religion wird in der Familie praktiziert? Wie sollen die Kinder erzogen werden? Welchen Einfluss soll oder darf die Großfamilie haben? Meist erfordert es viel Empathie und Kompromissfähigkeit, um eine für beide Partner befriedigende Lösung zu finden.

Wer von vornherein in seiner eigenen Kultur, Religion oder Hautfarbe die einzige Wahrheit sieht, wird sich jedoch kaum in jemand Fremden verlieben. Wer sich hierin aber bereits als Weltbürger/in zeigt, verhält sich meist auch toleranter. Gerade was die Verbindung zweier Menschen mit unterschiedlicher Religion betrifft, scheint durch diesen Aspekt per se mehr Liberalität zu herrschen. Der Glaube an einen Gott verbindet oft, auch wenn die Religion eigentlich unterschiedlich ist.

Christl und Sami Ayad haben 45 Jahre Ehe hinter sich und haben es geschafft, einander trotz unterschiedlicher Religionen und großer Konflikte in der Familie immer respektvoll zu begegnen. Sami Ayad stammt aus Palästina und ist Muslim, Christl ist aktive Katholikin; im Laufe der Jahre ist es ihnen gelungen, die Gemeinsamkeiten in ihrem Glauben zu finden. Ihre beiden Töchter haben sie katholisch erzogen, islamische Perspektiven durften jedoch nicht fehlen. Religion als verbindendes Element, als Brückenbauer und nicht als Hindernis wird für diese Familie zur gelebten Realität.

Sedeek Alhani und René Zinsmeister lernten sich im Flüchtlingslager Traiskirchen kennen und sind seit etwa eineinhalb Jahren ein Paar. Für Sed, der als homosexueller Muslim im Irak gefoltert wurde, hat sich in Österreich sehr viel verändert; seine Liebe zu René offen leben zu können, ist eine völlig neue Erfahrung für ihn. Er lebt mit René und dessen Tochter in einer Wohngemeinschaft, sie halten zusammen entgegen aller negativer Stimmen aus Familie und Freundeskreis.

Javed Merhar aus Pakistan und Andrea Reisinger aus Linz erlebten mit ihrer Hochzeit den Abschluss eines schwierigen Weges: Sie lernten sich auf einer Demonstration in Wien kennen, langsam wurde aus der Freundschaft mehr, und schließlich kämpfte Andrea für Javed viele Monate lang gegen negative Asylbescheide und Abschiebungsversuche.

Weil es irgendwann gar nicht mehr anders ging, gab sie ihre Existenz in Österreich auf und lebte mit ihrem Freund ein Jahr in Spanien. Der Kampf gegen die gemeinsamen Feinde hat Javed und Andrea zusammengeschweißt. Wie sie nun den normalen Ehe-Alltag meistern werden, wird sich zeigen.

Ein Film von Thomas Grusch und Elisabeth Krimbacher