"Das Abendmahl" eines der berühmtesten Wandgemälde der Welt, von Leonardo da Vinci

ORF/Scorpion TV

Das Letzte Abendmahl und der Apocalypse Code

Was Forscher nach kriminalistischer Suche am weltberühmten Wandgemälde von Leonardo da Vinci entdeckt haben und kein Text hat die menschlichen Vorstellungen vom Weltende so geprägt wie die Johannes-Apokalypse. Auf diese Schrift gehen Redewendungen zurück, die noch heute in aller Munde sind.

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Sendungshinweis

Dienstag, 09. April 2019
um 22.35 Uhr, ORF 2

Das Letzte Abendmahl

Es gilt als Meisterwerk der Kunstgeschichte, Leonardo da Vincis berühmtes Wandgemälde „Das Letzte Abendmahl“ im Refektorium eines Mailänder Klosters. Im Zuge einer aufwändigen, mehr als 20 Jahre dauernden Restaurierung kam eine erschreckende Wahrheit ans Tageslicht: Nur noch rund 20 Prozent des Gemäldes sind unbeschädigt erhalten geblieben. Wie hat es ursprünglich ausgesehen?

"Das Abendmahl" eines der berühmtesten Wandgemälde der Welt, von Leonardo da Vinci

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Der Kunsthistoriker und Sachbuchautor Jean-Pierre Isbouts begibt sich in der kreuz und quer-Dokumentation „Das Letzte Abendmahl“ auf eine nahezu kriminalistische Spurensuche quer durch Europa, auf der Suche nach zeitgenössischen Kopien des Meisterwerks, die Hinweise auf das ursprüngliche Aussehen liefern könnten.

Im Jahr 1494 erteilt Ludovico Sforza, der mächtige Herzog des italienischen Stadtstaates Mailand, dem jungen Künstler Leonardo da Vinci den Auftrag, eine Darstellung des Letzen Abendmahls für das Refektorium eines Klosters anzufertigen. Anders als bis dato üblich, zeigt Leonardo Jesus nicht, als er das Brot bricht, sondern er wählt jenen Augenblick, in dem Jesus seinen Aposteln verkündet: „Einer von euch wird mich verraten.“ Eine hochdramatische Szene, in der das gesamte Spektrum menschlicher Gefühle sichtbar wird – Bestürzung, Trauer, Zorn, Ungläubigkeit. Doch das schwerbeschädigte Mailänder Wandgemälde offenbart nur noch einen schwachen Abglanz der einstigen Pracht.

In der Renaissance war es durchaus üblich, dass ein Künstler und seine Schüler gemeinsam an einem Gemälde arbeiteten oder ebenfalls gemeinsam Kopien bereits existierender Werke für den Verkauf anfertigten. Falls das auch bei einem monumentalen Werk wie dem Abendmahlsgemälde der Fall sein sollte, dann könnten diese Kopien wertvolle Hinweise auf den Originalzustand des in Secco-Technik – also auf trockenem Verputz – hergestellten Wandbildes sein.

Jean-Pierre Isbouts, Kunsthistoriker, Sachbuchautor und Leonardo da Vinci-Kenner beginnt in detektivischer Kleinarbeit die Suche nach eventuell vorhandenen Kopien.

Eine Dokumentation von Jean-Pierre Isbouts
Deutsche Bearbeitung: Rosemarie Pagani-Trautner

Redaktion: Christoph Guggenberger, Helmut Tatzreiter

„Der Apokalypse-Code“

Kein Text hat die menschlichen Vorstellungen vom Weltende so geprägt wie die Johannes-Apokalypse. Auf diese Schrift gehen Redewendungen zurück, die noch heute in aller Munde sind. Das Wort „Apokalypse“ ist zum Gattungsbegriff für alle Untergangsszenarien geworden.

Römische Tempelanlage bei Ephesus

ORF/ZDF/Erik Schimschar

Die Offenbarung des Johannes, auch Apokalypse genannt, ist das letzte Buch des Neuen Testaments der Bibel und enthält viele rätselhafte Bilder, die fremd und faszinierend zugleich sind. Fantasy-Literatur und Science-Fiction-Filme bedienen sich reichlich aus dem Bilderschatz, ohne dass den Lesern und Zuschauern der biblische Ursprung bewusst wäre.

Die Lust am Untergang, an der Apokalypse, ist ein psychologisches Motiv, das in der Menschheitsgeschichte immer wieder zu beobachten ist. Weltuntergangsstimmung zu verbreiten und sich auszumalen, wie es denn sein wird, fasziniert und erschreckt.

In regelmäßigen Abständen machen sich mehr oder weniger zweifelhafte Propheten diese Bereitschaft und Angst-Lust zunutze, um den Weltuntergang vorherzusagen.

Das aufzuzeigen ist schon spannend genug. Noch interessanter wird es aber, wenn man sich auf die Spuren des Originals begibt. Was wollte der Verfasser „Johannes“ denn mit seinen kryptischen Beschreibungen sagen?

Und warum wurde das Buch überhaupt in die Bibel aufgenommen, während andere Texte von den Kirchenvätern nicht anerkannt wurden? Es muss also eine Botschaft enthalten, die für die damaligen Christen von großer Bedeutung war. Liegt es daran, dass man den Autor mit Johannes dem Evangelisten gleichgesetzt hat, der ja Jesus noch gekannt haben soll?

Der Versuch, den Apokalypse-Code zu entschlüsseln, bringt viele überraschende Ergebnisse. Die historisch-kritische Forschung macht einerseits Schluss mit manchen Mythen, insbesondere den Verfasser betreffend, andererseits findet sie so viele Hinweise auf konkrete geschichtliche Ereignisse, dass eine Datierung und Verankerung in der damaligen Erfahrungswelt möglich wird.

Und plötzlich wird klar, warum Johannes so rätselhaft gesprochen hat. Er wollte sich schützen vor Verfolgung. Als einer, der die Botschaft Jesu ernst genommen und einer Aufweichung der Prinzipien nicht zugestimmt hat, wollte er die Mitbrüder und Mitschwestern im Glauben stärken und ihnen trotz aller Bedrohung und Untergangsszenarien Hoffnung machen.

Ein Film von Friedrich Klütsch